Das Auge von Siphonops annulatus.
A u t o r e n :
1) L e y d i g . L ehrbuch der Histo lo g ie. Ham m 1857.
2 ) -------- . U eb e r die Schleichenlurche (Coeciliae). in : Ze itsch r. f. wiss. Zool. XVHI. 1868. p . 28 0 ff.
3) W i e d e r s h e im . Ueb e r d en K o p f d e r Gymnophyonen. i n : Z ool. Anz. I I . 1 8 7 9 . p . 87 u . 158.
4) --------. Die An atomie d e r Gym nophionen. J e n a 1 8 7 9 .
5) --------. Ueber den so g en an n ten T en tak e l d e r Gym nophionen. in : Zool. Anz. I I I . 1880. p . 4 93.
6) G r e e f f . Ueb e r Siphonops Thomensis. i n : Sitzu n g sb . Ges. Be förd. ges. Natu rw iss. Marburg. N o . I.
p . 15 ff. (Sitzungsber. v. 31. J a n . 1 8 8 4 .)
7) W a l d s c h m i d t . Z u r An atomie des Ne rvensystems d e r Gymnophionen. in : Jen asch e Zeitsch r. fü r
Na tu rw iss. Bd. X X . (N. F . XIII.) 1 8 8 7 . p . 461 ff.
8) P . u. F . S a r a s i n . ^Ergebnisse natu rwissen sch aftlich er F o rsch u n g e n a u f Ceylon. Bd. I I . 1 8 9 0 . H e f t IV .
Z u r Entwick lu n g sg esch ich te u n d An atomie d e r ceylonesischen Blin dw ü h le Ichthyophis glutinosiis.
Unter den mir bekannt gewordenen Aufzeichnungen über das Auge von Siphonops annulatus
findet sich die älteste in L e y d ig ’s 1) Lehrbuch der Histologie (p. 241). Das Auge soll hiernach alle
wesentlichen Theile besitzen: eine bindegewebige Sclerotica, darunter eine pigmentirte Chorioidea (wobei
zu beachten ist, dass L e y d ig , wie die meisten älteren Forscher, zur Chorioidea auch noch das Pigmentepithel
rechnet), dann eine Retina, an welcher man n o c h deutlich ein Stratum bacillosum erkennen
konnte. Dieses letztere besteht aus „schlanken Stäbchen (viel dünner und kleiner, als die der Batrachier)
und Zapfen, welche nach einer Seite conisch verlängerten Zellen ähnlich waren“.
N ur die, nach L e y d ig kugelige, Linse soll embryonalen Charakter tragen. Sie setzt sich aus
rundlichen und rohrartig ausgewachsenen Zellen zusammen, ohne dass es jedoch zur Bildung wirklicher
Fasern gekommen wäre.
In seiner späteren Schrift2) über das Auge der Schleichenlurche beschreibt L e y d i g die Linse
ebenfalls als rein kugelig, von einer homogenen Kapsel umschlossen. Die Linsenzellen zeigen eine bestimmte
Anordnung, die ihm indessen „nicht weiter verständlich geworden“ ist. Eine gesonderte Cornea
g ibt es nicht: an ihrer Stelle zieht sich die Körperbedeckung über das Auge hin. Dieselbe h a t hier
n u r insofern eine Veränderung erfahren, als ihre Drüsen kleiner und pigmentlos sind, sowie weiter aus
einander liegen.
An der Chorioidea hat sich ein Ciliarkörper entwickelt. Der Bulbus ist rund, wie die Linse.
Von Hilfsorganen beschreibt L e y d ig vier quergestreifte Augenmuskeln und eine verhältnissmässig grosse
Harder’sehe Drüse, die den Augapfel halbkreisförmig umgebe. Es lässt sich hierbei nicht entscheiden,
ob mit „Harder’sche Drüse“ das ganze, von späteren Untersuchern als Orbitaldrüse aufgefasste Organ,
oder vielleicht n u r dessen distale Partieen gemeint sind.
W ie d e r s h e im 3) 4) 5) schliesst sich in Bezug au f das Auge von Siphonops annulatus in den meisten
P u n k ten an L e y d ig an. Nur hinsichtlich der Augenmuskeln glaubt er an einen Irrthum dieses
Forschers, der wahrscheinlich Theile des Muse, retractor (des Tentakels) für Augenmuskeln gehalten
habe. Die wirklichen Augenmuskeln seien äusserst klein; ihre Zahl vermag W i e d e r s h e im nicht
anzugeben.
Der N. opticus wird als ein feines, vom Gehirn her durch die Orbitaldrüse sich ziehendes Fäd-
chen geschildert, dessen Zusammenhang mit dem Augenbulbus jedoch niemals nachgewiesen werden konnte.
Auch in Bezug auf L e y d i g ’s „Harder’sche Drüse“ ist W i e d e r s h e im anderer Ansicht. Er lässt das
fragliche Organ in Beziehung zum Tentakel treten und beschreibt es, unter der Bezeichnung „Orbitaldrüse“,
als Theil einer Art von Giftapparat. Mit den Augendrüsen, der Anuren z. B., soll es auch
seinem Bau nach absolut keine Verwandtschaft haben. Es besitzt einen mächtigen Muse, compressor;
in seinem Inneren zieht sich der Muse, retractor des TeDtakels hin.
Auch W a l d s c h m i d t 7) beschreibt den (extrabulbalen) Opticus als ein ganz schwaches Fädchen.
Auf das Auge selbst geht er nicht näher ein. Er bemerkt nur, dass es mehr oder weniger tief unter
der H au t verborgen sei und hält eine physiologische Leistungsfähigkeit für ganz ausgeschlossen, oder
doch minimal. Die Augenmuskulatur wird von einem Nervenast innervirt, der sich aus Verzweigungen
der N. oculomotorius und „einer Faser“ des N. trigeminus zusammensetzt. Derselbe Ast besorgt die
Innervation des Muse, compressor mit Ausnahme von dessen hinterstem Theile, der von einer anderen
Abzweigung des Oculomotorius, ohne Vermengung mit Theilen des Trigeminus, innervirt wird.
P . und F. S a r a s i n 8) gehen in ihrer Beschreibung des Ichthyophis^-Kopfes auf das Sehorgan
nicht ein. Sie bilden dasselbe n u r einmal (Taf. XVIII. 54) ab, doch lässt sich aus der Figur, die ja
auch nur die grosse Drüse und ihre Lage veranschaulichen soll, für das Auge nichts entnehmen. Jene
Drüse, W i e d e r s h e im ’s Orbitaldrüse, bezeichnen sie als eine Harder’sche, W i e d e r s h e im ’s Tentakeldrüse
erklären sie für eine „Drüse des Jakobson’schen Organs“ oder kurzweg „Jakobson’sche Drüse“ .
Dieselbe ergiesst ih r Sekret ausschliesslich in das Jakobson’sche Organ. Dieses besitzt einerseits eine
Oeffhung in die Nasenhöhle „und zwar von der medialen Seite her in die laterale Bucht derselben“.
Andererseits geht vom Jakobson’schen Organ „noch ein anderer Gang ab, der von den Drüsenschläuchen
sich auf den ersten Blick unterscheidet. Dieser Canal theilt sich alsbald in zwei Aeste, welche die
Maxille durchbohren, nach vorne und unten ziehen und endlich an der Oberlippe sich nach Aussen
öffnen. Die Mündung der beiden Canäle befindet sich am vorderen Rande des sogenannten falschen
Nasenloches, aus welchem der Tentakel zu Tage tritt“. Die Verfasser glauben, dass die beiden kleinen
Canälchen der Thränenröhrchen, das kurze gemeinsame Endstück, welches in das Jakobson’sche Organ
sich öffnet, dem Thränennasengang der übrigen Amphibien und höheren Vertebraten entspreche. Eine
direkte Beziehung dieser Canäle zum Auge besteht weder bei dem erwachsenen Thier noch auf irgend