Im Princip gleich und doch wesentlich anders aussehend v e rläu ft der Process bei Distomum
variegatum (die übrigen Formen stehen zwischen diesem und Bist, tereticolle in der Mitte).
S e tz t man diese W ürmer in etwas Kochsalzlösung u n te r dem Deckglase einem n u r ganz massigen
Drucke aus, dann beginnt fast, sofort die Veränderung der H a u t einzutreten. Kaum eipe halbe
Minute nach Anfertigung des P rä p a ra te s tre te n die bei Bistomum tereticolle beschriebenen Blasen
auf, h ie r weniger zahlreich, dafür aber gleich von vorn herein grösser, und schneller wachsend.
Sie sitzen n a tü rlich zu erst an der Innenfläche der Haut, lösen sich aber m itu n te r von dieser ab,
und liegen dann f r e i in derselben. Zu e rs t sind sie. mit einer hyalinen Flüssigkeit gefüllt, bald
aber tre te n zu dieser Inhaltsmassen von Parenchymzellen, die h ie r deutlich als solche sich zti
erkennen geben. Das Parenchym des Bist, variegatum ist, wie man sich von der speciellen Beschreibung
des Thieres im ersten Theile h e r erinnern wird, ausgezeichnet durch eine grosse Undurchsichtigkeit,
und diese Undurchsichtigkeit wird hervorgerufen durch den Parenchymzelleninhalt,
der nicht h y a lin , sondern sehr s ta rk mit Körnchen durchsetzt ist. Diese Körnermassen
Parenchymzellen tre te n nun theilweise mit in jene Blasen ein, sie lösen sich sp äte r u n te r
Umständen von ih re r A u stritts ste lle a b und rep rä sen tiren so k ö r n i g e K u g e l n im I n n e r e n
der h y a lin en Blase (cf. Fig. 139, Taf. VII), Bildungen, die man ohne Kenntniss ih re r Entsteh u n g
allerdings leicht fü r Zellen öder Kerne halten kann. Sie spielen auch in der L i tte r a tu r bereits ih re
Rolle. Es scheint m ir einmal durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die von K erbert in der H aut
des Bistomum Westermanni {= Bist, pulmonale B älz) beschriebenen und als „Kernreste“ gedeuteten
Hohlräume *) a u f solche Blasenbildungen zu beziehen sind. Auch J uel h a t sie bei den Apoblemen
gesehen und bei Bistomum hepaücum direct ih re Id e n titä t mit den „Porencanälchen“ •hervorgehoben.
2) In Folge dessen h ä lt es der genannte A u to r auch fü r ziemlich zweifelhaft, die Blasen
mit Resten von Kernen zusammenzustellen. Schliesslich h a t in neuester Z e it auch W alter bei
Monostomen3) in den basalen Theilen der Haut, eine Menge dicht aneinander liegender Vacuolen
gefunden, die ich fü r nichts anderes, als unsere Blasen halte. Bald erreichen bei Bist, variegatum
die Blasen im Verlaufe ihre s weiteren Wachsthums die Aussenfläche der Haut, sie blähen sie
seifenblasenartig auf, aber die Seifenblase p l a t z t h i e r s c h o n s e h r b a l d und giebt ihren
In h a lt frei. Nach einer halben Stunde is t die ursprünglich continuirliche Körperhülle allenthalben
durchlöchert und nach höchstens zwei Stunden findet man von ih r kaum noch etwas anderes, als
h ie r und da einige körnige Detritusmassen, durchsetzt mit Blasen und Tropfen der hyalinen
Körperflüssigkeit. Zuletzt bleibt keine S pur von ih r mehr ü b rig ; sie fä llt demselben Schicksale
anheim, wie die basale Schicht der H au t des Bistomum tereticolle / die ganze H a u t is t ungleich
h i n f ä l l i g e r als bei diesem.
Die h ie r geschilderten Veränderungen der H a u t sind ohne Zweifel pathologische, sie sind
der Ausdruck des allmälilichen Absterbens und der endlichen völligen Zerstörung des Wurmkörpers
und seiner Bedeckung. Sie tre te n aber n ich t n u r ein im mikroskopischen P r ä p a ra t, sondern
ebenso auch dann, wenn unsere Thiere n u r kurze Zeit ausserhalb ih re r natürlichen Umgebung
zuzubringen gezwungen werden und dann, wenn sie n a c h d em T o d e i h r e s W i r t h e s noch
in den eventuell erhaltenen und der allmählichen Verwesung entgegen gehenden Eingeweiden
K e r b e r t ,’ Beitrag zur Kenntnis der Trematoden. Arch. f. mikr. Anat. XIX. 1881. p. 5 3 2 . Taf. 26, Fig. 3 — 5.
*) J u e l , Beiträge etc. 1. c. p. 13.
3) W a l t e r , Untersuchungen über den Bau der Trematoden. Zeitschr. f. wissensch. Zool. 56. 1893. p. 205.
v e r b l e i t e n . Viele unserer W ürmer kommen wohl nicht direct nach dem Tode des W irth e s
zu r 'Untersuchung, sondern immer e rs t einige Zeit später, wenn Veränderungen an ihnen und
besonders ih re r H aut mit Wahrscheinlichkeit bereits eingetreten sind. „Porencanälchen“ sowohl,
wie Blasen und „Kernreste“ in der H a u t sind meiner Ansicht nach p a t h o l o g i s c h e Bildungen
und tre te n am g a n z frischen Thiere nicht auf.
U n te r den eben beschriebenen Umständen sehen wir nun nicht n u r die H aut unserer
W ürme r einer Rolligen Auflösung anheimfallen, sondern auch die in ih r befindlichen Stacheln
und Schuppen, ohne dass eine sichtbare Spur von ihnen übrig bleibt. Ich betonte oben nicht
ohne Absicht, dass man bei normalen, frischen Thieren vonteinem Verluste der Stacheln nichts
bemerke, denn er is t thatsächlich eine pathologische Erscheinung. Die in der L itte r a tu r vorhandenen
Angaben über den Verlust resp. das „Ausfallen“ der Schuppen ( P agenstecher, v . L instow etc.)
geben über den Zustand der betreffenden Objeete leider keine Auskunft; ich habe die Auflösung
derselben zu erst beobachtet an Distomum echinatum, das zwei Tage (im Winter) in den Eingeweiden
der geschlachteten E nten liegen geblieben w a r; fe rn e r bei Distomum äavigerum, medians etc. nach
stundenlanger j|e |b a c h tu n g im mikroskopischen P r äp a ra t. Ganz auffällig is t die schnelle Auflösung.
der Stacheln bei Distomum cylindraceum .und besonders Distomum varkggtmin. Von dem
Processeiffter Auflösung selbst (pf. Fig. 115—117, Taf. VI). is t nicht v ie lA u 'sg h en ; e r beginnt
damit, dass d ie -T ash h e ^ in welcher die Schuppe stdekt, etwas Sich e rw e ite rt; die Erweiterung
wird zur Aufblähung; währenddem nunmehr die im Inneren gelegene Schuppe ih re scharfen
Kanten v e rlie rt und förmlich, einschmilzt, w i |l e in scharfkantiges Stück E is in der Wärme.
.Schliesslich verschwindet sie völlig und an ih re r Stelle i s t i e p e grosse h ya line Blase in der Haut
vorhanden. Von den Veränderungen der H a u t sind die; der Stacheln augenscheinlich unabhängig.
Bei re ch t genauer B etra ch tu n g dieser homogenen und im normalen Zustande n u r eine
Schichtung zeigenden Haut bemerkt man aber noch etwas anderes.,. Ich sagte oben, dass sie dem
darunterhinziehenden Hautmuskelsehlauche allenthalbe direct aufliege. So scheint es in der T h a t
in der Mehrzahl der F ä lle ; bei muskulösen Formen aber, und besonders, wenn diese etwas s ta rk
sich zusammengezogen haben, s ieht man, dass sich zwischen die äussere Bingmuskellage und die
H a u t bin spaltförmiger, von unregelmässigen, aber stets parallelen Linien begrenzter;.Zwischenraum
einschiebt (F]g, ’121r Taf. VI). Dass derselbe nicht le e r ,’sondern ein Theil des Körpers
ist, erkennt man besonders dann, wenn sich die Haut, wie das in Folge der Einbettung leicht
geschieht, .etwas, vom Körper ablöst (Fig. 119, Taf. VI). Es handelt sich h ie r um Theile des
Parenchyms, die in Folge der s tark en Pressung sich nach aussen geschoben und die Ringmuskeln
z w i s c h e n sich genommen haben; ein Zustand; der ebenso auch bei pathologischer Veränderung
äps Körpers a u f tr i tt (Fig. 120, Taf. VI). Ich glaube, dass i c | . h i f i dieselbe Bildung im Auge
habe, die B raun als „intermuskuläre Aussenschicht des Parenchyms“ ' B brandes kurz als" „Ekto-
parenchym“ a) bezeichnet, wenigstens betonen beide Forscher den directen Zusammenhang der
von ihnen besprochenen Bildungen mit dem Parenchyme des Körpers. Ich stimme dem fiir die
von mir untersuchten Formen v ö llig.zu; von besonderer Bedeutung fü r mich is t aber besonders
der Umstand, dass, was auch B raun und B randes betonen, die H au t diesem P arenchyme d i c h t und
1); Braun, Bronn’s Class. n. Ordn. d. Thierreiches, Treinatod. p. 424.
2) B r a n d e s , Znm feineren Ban etc. 1. c, p. 15.