vom Berliner Kabinett seit i884 erworbenen Stücke
mit.
STEPHANUS II, BISCHOF VON NEAPEL.
767-799 n. Chr.
Vs. 1>CS | IANOVAPI 1. u. r., die einzelnen Buchstaben
unter- und teilweis nebeneinander; dazwischen
der stehende Heilige Ianuarius nach vorn mit Nimbus,
im langen Gewände, ein Buch in den Händen haltend.
Pkr.
Rs. * | ST© | PHANI | SPISC | * fünfzeilig im
Felde. P k r .— Bleisiegel. 28/27 mm. Berlin, erworben
Dezember 1909. T a f e l V, i .
Der Heilige Ianuarius ist der Stadtheilige und Schutzpatron
von N e a p e l , dem der Dom geweiht ist und dem
noch heute kirchliche und Volks-Feste dort gefeiert
werden. Ein Bischof von Neapel ist also unser Stephanus.
So reiht sich das Stück in die ganz kleine Zahl byzantinischer
Bleisiegel des unteritalienischen Klerus ein.
Demselben Würdenträger gehört nun auch ein bisher
nicht erkanntes Bleisiegel (29/27 mm) des Museums zu
Neapel an, T a f e l V, 2 (1), das dem unserigen aufs
genaueste gleicht, aber IA[NV]ARIVS rechts vom Heiligen
hat (die einzelnen Buchstaben gruppenweise untereinander).
Unter dem Episkopat dieses Bischofs ist also,
da die völlige Übereinstimmung der beiden Siegel bis
auf die Bucbstabenformen der Rs. die Zuteilung an zwei
verschiedene Bischöfe dieses Namens ausschliesst, ein
( t ) F i o r e l l i , Catalogo del museo nationale di Napoli, medagltere.
Band III, n» i 3oo8 ; der Name des Heiligen ist nicht erkannt und das Siegel
daher ohne Bestimmung gelassen worden, H e r r G a b r i c i sandte freundlichst
einen Gipsabdruck.
Wechsel von der lateinischen zur griechischen Benennung
des: Heiligen eingetreten : d ie s gibt uns einen
Schlüssel für die Frage, welchen der 3 Bischöfe dies s
Namens wir vor uns haben. Es sind nämlich Siegel eines
Bischofs L a u r e n t i u s (1) und eines Bischofs P a u l u s ' (2)
bekannt, beide mit dem stehenden Heiligen und seinem
lateinischen Namen, beide unseren Stephanussiegeln
„enau gleichend, mit dem Neapeler Exemplar spgar bis
a u f die Verteilung der Buchstaben des Heiligennamens
übereinstimmend; ferner gibt es ein Siegeldes-Bischofs
A th a n a s iu s (3), dies aber mit dem Brustbild des Heiligen
mit griechischer Beischrift und derZufugung des
Diözesennamens NEAP auf der Rs. Sonach ist dieAbfolge
unserer Bischöfe : Laurentius (lat.), Pau ns (lat.), Stephanus
(erst lat. .dann griech.), und nach längerer Pause
ithanasius (griech .). Die Liste der in Frage kommenden
Bischöfe(4)nun lautet | Stephanus l um 5oo, Laurentius
-etwa 701 -710,S. Paulus sen. 762-766,Stephanus II ,67-
™q. S. Paulus iun. 800-820, Athanasius I 85o-872,
Athanasius II 876-902, Stephanus II I 903-91>, Athanasius
III 911-96^ Stephanus I (um 5oo) ist für unseie
Siegel schon aus stilistischen Gründen ausgeschlossen
Stephanus I I I (903-91 , ) a b e r ist von Paulus, dessen Siege
seinem lateinischen so genau gleicht, zeitlich zu weit
entfernt; also ist unser Stephanus der II dieses Namens,
( 0 Musei San Clementiani numismata selecta, -III, S. 180, Taf. XLj-
danach S c h l u m b e r g e r , SigiUographie de lempire by^anhn, S. _o3, mit
¡ ¡ B Ö iconographie de e in , mille medaiües, plombs e ts c e a u x
tUrls Taf II. *7. ohne Bestimmung (das A über SCS mag e,n vom Zeichner
nhssvei^tandenes Kreuz sein); erwähnt bei Schlumberger, S. ohne eine
Vermutung, welcher der b e id en Bischöfe dieses Namens es sei.
£ Mus San Clement, III, S. 180, Taf. XL 8 (der Verfasser schwankt ob
Athanasius II gemeint sei) danach Schlumberger, S. l g # mit Abbildung.
(4) Nach Gams, Series episcoporum, Regensburg, 187a, S. 9 4.