blick haben, so kann ich es hier nicht unterlassen, mit
Wenigem auf diese regen Zeiten in Deutschland hinzuweisen.
Ich kann mir denken, dass es für den ernsten Forscher
ein schweres Stück Arbeit bedeutet, die viele Spreu vom
Weizen zu trennen, und doch glaube ich nach meinen
bescheidenen Kenntnissen dafür bürgen zu können,
dass ein^ ausehnliche Ausbeute die schwere Arbeit
lohnen würde.
Es liegen zwischen den bekannten Zeitgrössen,die ihre
Arbeiten, dem Geiste der Zeit entsprechend, zu den
Höhen geführt hahen, auch eine Menge unbekannter
Arbeiten, Impulse, die nicht unterzukriegen waren und
die, ins rechte Licht gestellt, uns zeigen könnten, dass
Deutschlands einst so blühende Kuntsübung in der
Kleinkunst der Medaille, .immer und immer, wie ein
glimmendes Feuer, auch unter dem grossen Aschen-
haufen fortgeglüht hat.
Wie wäre es auch anders möglich, wenn wir der
bewegten Vergangenheit gedenken, die Deutschland in
den ersten Zweidritteln des vergangenen Jahrhunderts
durchlebte. W ir sehen ausser Berlin, mit seiner immer
lebhaften plastischen Kunstübung, alle deutschen-Cul-
turzentren, mit mehr oder weniger regem Interesse,
durch eigene Münzrechte, an der Arbeit beteiligt.
Dresden, Weimar, Breslau, Schwerin, Gotha, München,
Nürnberg, Augsburg, Stuttgart, Karlsruhe, Frankfurt
a/M., Heilbronn, Mainz, ja selbst Offenbach a/M., hat in
seinen Mauern einen Produzenten, der sich mit der
Medaille beschäftigt. Wir finden in Berlin, unter Rauchs
Einfluss,Stempelschneider, die der Gussmedaille wieder
eine ernste Pflege angedeihen lassen; man schneidet
seine Modelle bereits wieder in Holz und Stein. Um
1804 finden wir in Weimar eine Gussmedaille, die vom
ernsten Studium altitalischer Kunst ein deutliches Zeugnis
giebt. Im Anfang des ig. Jahrhunderts bestellt die
griechische Regierung ihre Stempel in München. Es
befinden sich auch unter den Künstlern dieser Periode
eine ganze Anzahl, die der leider immer mehr verschwundenen
Zunft der Edelsteinschneider angehörten,
jener vornehmen Kunst, die im Altertum technisch so
eng mit dem Stempelschneider verwachsen und deren
reizvolle Kunstprodukte, in Schmuckgegenständen gefasst,
heute leider von so und soviel karat schweren
Brillanten verdrängt worden sind.
Ein forschender Einblick in die deutsche Produktion
dieser Zeit, zeigt uns, dass wir die um das Jahr 1 8 6 0 in
Frankreich einsetzende Bewegung der Befreiung der
Medaillenkunst vom schematisch academischen Wesen,
in Deutschland bereits um 4° Jahre früher in seinen
ersten Bewegungen antreffen, was leicht erklärt ist,
wenn wir bedenken, dass 4 grosse und so und soviele
kleine Culturzentren, durch historische und geographisch
bedingte Charäkterzüge, den Stempel so und
sovieler Persönlichkeiten aufdrücken. Wenn diese
lebhafte Betätigung und ihre Produkte noch vor dem
Bekanntwerden ihrer, teilweise wertvollen künstlerischen
Absichten, in den Laden der auf Histprie aufgebauten
Sammellust begraben wurden, so ist dem grössten
Teil, davon sein verdientes Schicksal geworden. Historische
Ereignisse waren ihre Lebenswecker und historische
Beweggründe sind auch ihre Totengräber geworden.
Die meisten dieser Zeitkinder hatten keine
eigene Seele und den ihnen eingehauchten Geist konnten
nur, die Eingeweihten verstehen. Sie verschwanden
meist unpopulär gleich nach der Sieges-oder sonstigen