haben; die allgemeine Schulung, welche eine Konkurrenz
für die gesammteKünstlerschaft bedeutet und Ein-
zelerfolge in langen Zeitabschnitten bieten keinen genügenden
Gegenwert. Jede allgemeine Denkmalkonkurrenz
kostet der Künstlerschaft mindestens /^o.ooo K., wenn
sich nur 60 Künstler daran beteiligen. Die zwei oder
drei Preise, im anscheinend hohen Betrage von, sagen
wie 6000, 4oo° und 2000 K. wiegen diesen Verlust
nicht auf.
Ferner : was ist faktisch gut, nicht nur relativ; wer
soll urteilen ? Wer unterliegt nicht dem Einfluss der
Strömung von heute, von morgen, soweit, dass diese
seine Ansichten nicht ändert, wer nicht dem, was ein
anderer sagt? Dazu kommt noch die absichtliche oder
unbewusste Parteilichkeit des Einzelnen, seine Stimmung,
in der er heule anders empfindet als morgen und
vor allem sein Beruf, die Grundlage für seine Anschauungen.
Wer kann daher sagen, dass nicht heute ein
Kunstwerk angefoehten wird, zu dem in hundert Jahren
alle Welt pilgert? Dem einseitigen kurzsichtigen Urteil
einzel ner Personen. wenngleich der besten seiner Epoche,
soll sieb der Künstler stets unterwerfen und einem
Zufallspiel seine Arbeit opfern? Ja noch mehr. Durch
die Art der heutigen Konkurrenzen werden systematisch
die Künstler aufeinander gehetzt, nicht immer wird da
mit den edelsten Mitteln gekämpft. Soll der Künstler zu
allem’Ueberfluss auch noch stets seinen Ruf in dieWag-
schale werfen? ln der Kunst kann nur die viel hundertjährige
Kunstentwicklung urteilen, nie die kleine
Epoche des Schaffenden selbst.
Man stelle sich nur vor, was aus Michelangelos Moses
an dem er 40 Jahre gearbeitet haben soll, geworden
wäre-? Ob er ihn so je geschaffen hätte, wäre eine
Konkurrenz für eine Mosesstatue ausgeschrieben worden?
Wenn man ihm z.B. zugemutet hätte : « Das
Modell 1 : 1 0 ist an einem bestimmten Tage einzuliefern.
Die Ausführung des, naturgrossen Model les darf,
sagen wir, — lange Zeit gegeben —| 2 Jahre dauern,
wieder 2 Jahre später hat die Ausführung in Marmor
fertig zu sein. Die Ju ry besteht aus Dem. Dem und
Dem ». Hätte Michelangelo überhaupt aus dieser Idee,
wenn sie einem anderen entsprungen wäre, diesen Moses
machen können? Kann überhaupt je ein grosses Werk
entstehen, wenn der Künstler die Idee eines anderen
ausführt oder Gelegeriheitskunst bet riebt und sich um
sein höchstes Gut bringen lässt, aus Begeisterung zu
einer selbst gefassten Idee zu schaffen? Wenn der
Künstler seinem innern Drange folgend nach der
Gestaltung einer Idee ringt und tastet, die ihm Gelegenheit
gibt, alles was er empfindet und was er kann, auszudrücken,
wenn sie endlich gefunden ist und erlösend
und klar vor ihm steht, wenn er dann weiter im Taumel
einer überglücklichen Stunde oder im tiefsten Schmerz,:
nachdem er oft und oft seine Idee im Kopfe herumgewälzt
hat, endlich den Mut findet, eine erste Skizze zu
machen, wird diese nicht eine wunderbare Vereinigung
seines Empfindensund Könnens sein, eine förmliche
Offenbarung? Wird er so nicht sein Bestes leisten ?
Wie ein Heiligtum aber wahrt er diese Skizze.Sie ist nicht
für andere bestimmt, man könnte sie zu keiner Konkurrenz
schicken, sie spricht nur für ihn. An sie klammern
sich alle weiteren Ideen und grossen Pläne zur
Ausführung, bis er sie endlich soweit durchdacht hat,
dass er an die Ausführung schreiten kann. Kaum macht
er noch eine zweite Skizze, er will sich die Aufgabe
nicht verkleinern. E r will sich alle Ueberrasehungen