über die Betätigung Deutschlands auf dem Gebiete der
Kunstmedaille in den letzten a5 Jahren berichten soll,
so tue ich das mit um so grösserer Freude, als es nur
hoffnungsvolle, aufwärtsführende Zeichen sind, von
denen ich zu künden habe.
Um den, mit den Verhältnissen wenig bekannten
Lesern, den Ueberblick zu erleichtern, muss ich vorerst
darauf hinweisen, dass bei unserer Culturbetätigung,
wenn auch der lebendige geistige Austausch in den
Hauptzügen immer deutlicher das gemeinsame Ideal,
dem wir zustreben, erkennen lässt, doch allerorts, das
auf alten Culturübertragungen aufruhende Eigengefühl
deutlich geblieben ist. Unsere Produktion Q wird dadurch
davor bewahrt, in einem zu reissenden Bette leicht zu
versanden.
Wir sehen heute lebendiger wie je, den Norden
Deutschlands seine kräftigen Arme auf alle Gebiete des
Lebens ausstrecken. Berlin, die Millionenstadt, sendet
ihre Pulschläge nach Süd und Nord und die alten Hansastädte,
Hamburg, Bremen, Lübeck, müssen um das
aus- und einströmende Leben zu fassen, ihre Tore
erweitern. Je mehr Deutschland sich seiner künstlerischen
Traditionen bewusst wird, um so ernstere
Anstrengungen fordern die Entwickelung.
W ir sehen in den der Kunst allzeit getreuen Hauptstädten
Sachsens: Dresden, Leipzig, Weimar, eine junge
Generation, neuen Wein in die Schläuche giessen und
wenn wir die Rhein-Mainische-Ecke aufsuchen, so finden
wir, belebt von gewaltig pfauchenden Industriezentren
eine ganze Anzahl junger Culturanpflanzungen,
die Kunst und Wissenschaft, würdig den zweitausendjährigen
Ueberlieferungen, dazu befähigen werden, den
alten Rhein auch ferner seine eigene Poesie und Kunst
zu sichern. Der Kunstindustriereichste Teil Deutschlands
liegt auch heute noch in Franken, Württemberg,
Bayern und es wäre nutzlose Tinte verschrieben, wollte
ich hier Münchens Bedeutung im deutschen Kunstleben
das Wort reden. Die alten kulturstädle : Nürnberg,
Augsburg, sie finden heute, belebt durch den mächtigen
Lebensnerv ihrer Hauptstadt, wieder Ruhe und Sammlung,
um sich ihrer Vergangenheit zu erinnern.
Verdienstvolle Gelehrtenarbeit hat uns die Bilder
einer grossen Vergangenheit aus Schutt und Verborgenheit
hervorgezogen und so stehen uns heute die Namen
deutscher Medaillenschneidekunst des ifi. Jahrhunderts
lebendiger wie je in ihrer klaren und kraftvollen Gestalt
vor Augen. Hans Kels, Hans Daucher, Hans Schwarz,
Peter Flötner, sie alle, die auf einem schlichten Handwerk
eine grosse, warmblütige Kunst aufbaulen; wir
stehen heute mit anderen Gedanken vor ihren Werken,
als vor kaum 3o. Jahren.
Wenn ich aus den vielen Städten, wo beute die Medaille
nicht nur vorübergebend, sondern stetig, gleichsam
Schule bildend, gepflegt wird, die hauptsächlichsten
herausgreife, so sind das : München, Berlin, Frankfurt,;
Dresden, Leipzig, Düsseldorf, Karlsruhe. In vielen
Städten befinden sich heute entsprechend der regsamen
gewerblichen Tätigkeit, vorzügliche Prägeanstalten und
Metallwerkstätten. Wenn im Kampfe ums tägliche Brot
die moderne Kunstmedaille manchmal auch mit in den
breiten Strom der Handelsware hineingezogen wh’d, so
wäre es falsch, nach dieser, auch sonst überall vorhandenen
Täuschungserscheinung, den wahren Stand dieser
Kleinkunst heute in Deutschland zu bemessen. Wir
müssen uns auch da über die dadurch bedingte erleichterte
Möglichkeit der Medaillen- und Münzherstellung