Wie ein Ueberrest der uralten Bronzezeit ragt das
Schwergeld hinein in die Zeiten einer entwickelten
Kultur, denn es ist der unmittelbare Nachfolger des
zuvor ungemiinzt gewesenen Bronzegeldes und nirgends
sonst als in Mittelitalien hat sich der Prozess, wonach
Bronze nach dem Gewicht im Lande an Geldesstatt
umging bis zu seiner letzten Konsequenz, d. h. bis zur
Schaffung bronzener Gewichtsmünzen abgespielt. Seit
Urzeiten war in der Rohbronzewährung der As die
grosse, die Unze die kleine Rechnungseinheit; diese
Grössen sind nicht erst mit der Münze geschaffen,
sondern längst vorhandene Wertbegriffe sind von da ab
nur in Münzform dargestellt worden.
Heute aber wissen wir, dass dies zuerst in Rom
geschah und dass in der Tat Rom es war, das mit dem
Münzgusse vorangegangen ist. Das nach Landschaften
getrennte Schwergeld ist in meinem Werke in folgender
Anordnung dargestellt: Latium mit Gampanien, Apulien,
Yestini, Picenum, Umbrien, Etrurien. In Latium
mit Campanien steht obenan Rom: es folgen die teils
namentlich bekannten, teils noch unbestimmten neben
Rom im Westgebiete münzberechtigt gebliebenen Gemeinden;
da wir ferner wissen, dass der Schwergeld-
guss von Rom nach Gampanien und von da nach Apulien
übergegriffen hat, während bezüglich des umbrischen
und etruskischen Schwergeldes alle Anzeichen für eine
späte Zeit der Entstehung sprechen, so befindet sich die
erwähnte geografische zugleich in wesentlicher Ueber-
einstimmung mit der historischen Reihenfolge.
Ferner hat durch die Feststellung, dass die sechs gros-
sen der hauptstädtischen Reilieparallel gehenden Serien,'
die man früher anderen Städten zuschreiben zu müssen
glaubte, gleichfalls römisch, d. h. von Rom in seiner
campanischen Münztätte für das Latinergebiet hergestellt
sind, der Begriff des «römischen » Schwergelds eine
gegen die ehemalige Betrachtung ungeahnte Erweiterung
erfahren. Dasselbe umfasst in Folge dessen nicht weni-
gerals 5a meiner Tafeln (N° ,obis6i), wozu alsdann noch
8 Tafeln autonom latinischen Schwergeldes (darunter
Cales.Garsioli, Reate, dasUebrigenoch namenlos) hinzutreten.
Die dieser Anordnung zu Grunde liegenden Feststellungen
habeich im Jahre rgofi in meiner Schrift «die
Systematik des ältesten römischen Münzwesens n niedergeiegt;
sie ist von Prof. S. Ricci in Mailand, dem jetzigen
Direktor des iMünzeneabinets des Brera, auch in das
Italienische übertragen worden unter den Titel « il piu
anlico sistema monetario presso i Romani ».
Das meist seltene Schwergeld der übrigen Landschaften
Apulien, Vestini, Picenum, Umbrien und Etrurien
beschränkt sich auf 23 Tafeln (N. 70 bis 92). In örtlicher
Beziehung stand die Zugehörigkeit dieser Sorten meistens
fest, weil sie vielfach Ortsaufschriften tragen. Hingegen
lagen bei ihnen die metrologischen Verhältnisse
bis vor kurzem noch in tiefem Dunkel. Man behalf sich
mit den Mommsenschen Bezeichnungen, wiefür das Picenum
dem 14 = Unzenfuss, für Etrurien dem 7 = oder
8 = , für Umbrien dem 9 = Unzenfuss ohne zu ahnen,
das alle diese Gewichte mit römischen Unzen absolut
nichts zu tun haben, sondern dass sie gleich dem römischen
Schwergelde auf durchaus selbständigen Systemen
beruhen. Nachdem Dörpfeld an die Seite des römischen
das oskische Pfund gestellt hatte, nun also zwei italische
Pfunde bekannt waren, ist mir der Nachweis gelungen,
dass den verschiedenen Schwergeldsystemen nicht weniger
als sechs (vermutlich 7) verschiedene Pfunde oder im
italischen Sinne Asgewicble zu Grunde lagen, die sämmt