der Maschine ein neues Werkzeug zu haben, das ihnen
die Arbeit leichter machte und vereinfachte.
Worauf beruht nun der Erfolg, den die neue Medaillenkunst,
zwar nicht gleich, aber dann in beispielloser
"Weise __ gibt es doch wohl kein Museum der Erde
mehr, in dem nicht einige moderne französische Medaillen
lägen — erzielte, da sie als Gattung geringer zu
werten ist, als die eigentliche alte Medaillenkunst? Auf
einem M^andel, der sich in der künstlerischen Anschauung
vollzogen hatte und der der Medaillenkunst
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegenüber im
Recht erscheint; erschien, könnte man heute vielleicht
schon vorsichtig sagen. Man fand diese Kunst in Verfall
geraten, ihre Werke zu handwerksmässigen, schablonenhaften
Erzeugnissen herabgesunken. Die Technik
war auf der Höhe geblieben, die Kunst war gewichen.
Ein interessantes Beispiel für diesen Kampf zwischen
Technik und Kunst, der in einem endlosen Auf und
Nieder sich immer wieder erneut. Jede Kunst ist in
Realität an die Technik, durch die sie hervorgebracht,
sinnlich wahrnehmbar gemacht wird, gebunden und
doch auch wieder von ihr abgelöst vorstellbar; und
zwar stehen die künstlerische Qualität der Leistung und
die technische Fertigkeit wohl in reinem Verhältnis zu
einander, wenn sie sich die Waage halten; wenn nicht,
darf die Technik unterliegen aber nicht umgekehrt. Aus
der Musik sind Beispiele dafür am bekanntesten : das
leere Virtuosentum mit der verblüffenden Technik, das
seelenvolle Spiel, das noch technischer Verfeinerung
bedarf, die gehaltlose Komposition mit der glänzenden
Orchestrierung und die aus dem Jnnersten quellende
musikalische Erfindung, die noch nach den ihr adäquaten
Ausdrucksmitteln sucht, Ein gleiches Aneinanderbunden
und Voneinandergelöstsein von Technik und
Kunst besteht auch in der Malerei und Plastik und der
zu dieser gehörenden Medaillenkunst. Nun gibt es
neben den klaren Fällen Grenzstreitigkeiten, die zu
verschiedenen Zeiten anders entschieden weiden können.
je nach der herrschenden künstlerischen Anschauung.
Um die in Verfall geratene Medaillenkunst zu brandmarken
benutzte z. B. auch der unorientierteste Journalist
den Rand mit dem Perlstab und die Glanzprägung.
Diese ist noch geächtet; es scheint mir, dass sie es
bleiben wird als eine Verirrung zu der man nicht mehr
zurückkehren wird Der Perlstab hingegen ist unterdessen
wieder zu seinem Recht gekommen; er ist sogar
sehr stilrein, da er im vertieften Stempel nur mit dem
Perlpunzen eingeschlagen zu werden braucht — das
moderne Kunstgewerbe nennt so etwas eine rein aus der
Technik entstandene Form, worunter, obwohlsdas gar-
nicht gibt, immer etwas besonders Gutes verstanden
wjrd — im übrigen findet er sich auch auf griechischen •
Münzen — letzte Jnstanz.
Was nun die ersten Meister der Renaissance der Medaille
Neues brachten, war nicht nur die neue Herstellungsart
— eine Ingenieurerfindung — es war wieder
Kunst, oppositionell einer gewordenen Unkunst gegenüber
gestellt. Künstler sind immer selten, sie waren
es auch auf diesem Gebiet; aber die neue Technik, die
war wohlfeil und stand jedem zur Verfügung ; denn
man brauchte nur noch medellieren zu können, das
übrige besorgte die Firma. Für das noch ungeübte oder
durch die neuen, etwas undefinierbaren Reize enthusiasmierte
Auge genügte dann wohl das durch die Herstellungsart
erzielte moderne Cachet um eine wertlose
Arbeit für etwas Besonderes anzusehen.