Hand, die der cerebralen Energie der Erfassung zu
folgen sucht, dies alles wird im Bilde sichtbar und zu
ästethischem Reiz; der technische Vorgang ist der denkbar
einfachste, der Zusammenklang aller Wirkungsfaktoren
am reinsten. Aehnlich bei dem Marmorwerk,
das noch unter den Hammerschlägen, die den Meissei
trafen, zu vibrieren scheint. Gerade unfertige Arbeiten
Michelangelos oder unfertige Partien daran, die seinen
Zeitgenossen und auch späterer Zeit als das und nur als
das gegolten haben, sind vielleicht nie inbrünstiger
gesehen worden als von uns. Ich erinnere an die vier in
einer Grotte des Giardino di Boboli in schmachvoll
geschmackloser Weise untergebracht gewesenen Giganten,
die jetzt ihre triumphale Aufstellung in der Acade-
mia zu Florenz gefunden haben. Beim Bronzewerk ist
der Einklang schon nicht mehr derselbe. Wir haben es
gesehen. Und wie verhält es sich nun damit bei der
Medaille? Die Bronzegussmedaille, nach einem in gleicher
Grösse modellierten Modell, ist die reinste Art; ein
Bronzewerk wie andere auch, in unserer Zeit, wo das
Modell gewöhnlich modelliert wird. Aber bei alten
Medaillen gibt es da Verschiedenheiten. Das Modell
wurde in Buchsbaumholz oder in Kehlheimer Stein
geschnitten oder in Wachs bossiert. Ein Stein- oder
Holzrelief, in Metall reproduziert und, meistens, sorgfältig
ciseliert. Das ist schon viel Mischung von Techniken,
die einem Material angepasste Arbeitsart in ein
anderes umgegossen. Und nun die Prägemedaille. Die
bis vor Erfindung der Reduziermaschine übliche oder
besser einzige Art ihrer Herstellung war gleich der der
Münzen von den frühesten Tagen an : den Stempel vertieft
in Stahl zu schneiden. Die Ausprägung ergab das
positive Bild in unanfechtbarer T reu e ; ein reinlicher
Prozess, wenn auch nicht von jener Einfachheit und
Unzweideutigkeit, die beim Oelbild obwaltet. Denn die
Ausprägung geschieht in Gold, Silber, Bronze, Kupfer
oder Blei, lauter verschiedene Metalle von verschiedenem
Härtegrad und verschiedenen Eigenschaften, denen sich
die Bearbeitungsart sonst anpassen muss, Das ist hier
nicht der Fall. Die Technik passt sich nur dem ersten
Material a n , dem Stahl. Alle Ausprägungen oder auch
Ausgüsse in Gips oder Wachs sind nur Reproduktionen;
das Originalwerk wäre der Stempel selbst. Aber die
Vervielfältigung ist ja von vornherein beabsichtigt, der
ganze Prozess dafür erfunden. Will man das vertieft
gravierte Bild als Originalwerk, so nimmt man Steine
und schneidet Gemmen. Auch diese dienten der Reproduktion
durch Abdruck, aber das eigentliche Wertstück
blieb das Original. Weiterer Unterschied zwischen
Stempel und Ausprägung : die Verschiedenheit der
Formensprache einer vertieften oder erhabenen Arbeit.
Also, eine Originalarbeit ist auch die frühere Medaille
nicht; der orientierte Betrachter sieht in dem Silberoder
Bronzestück, das er in der Hand hält, den Stempelschneider
an der Arbeit, betrachtet das erhabene Bild
in weichem Metall und sieht dabei das vertiefte in hartem
S tah l; aber sie wird eine Art Originaiarbeit durch
die Einfachheit des Herstellungsprozesses im Verhältnis
zu der mit Hilfe der Reduziermaschine geschaffenen
Medaille. Ein Modell, modelliert in einem Mehrfachen
der Grösse der späteren Prägemedaille, abgegossen in
Gips und zum Teil oder ganz überarbeitet, abgegossen
in Eisen oder auf galvanischem Wege abgedrückt und
vernickelt, mit Hilfe einer Maschine in stark verkleinertem
Masstabe — immer noch als erhabenes Bild —
in einen Stahlblock gefräst, mehr oder minder überar