Diese symbolischen Gegenstände sind alle aus sehr einfachem, dem
Pflanzenreiche entnommenem Material verfertigt und werden, wie weiter
oben bereits ausgeführt ist, mit allen Gegenständen, Vorschriften und
Verbotsbestimmungen, die auf den Gottesdienst Bezug haben, alspgm ali
zusammengefasst.
Sobald die Priesterschaft mit der Geisterwelt in Verbindung treten
will, benachrichtigt sie diese durch Schläge auf alte, kupferne Becken
oder runde, kupferne Platten, 'die 3B-4 dm Durchmesser haben und mit
einem 5 cm hohen Rande versehen sind. Die vibrierenden Töne
dieses Instrumentes begleiten jede religiöse Handlung, man hört sie
aber nie bei anderen Gelegenheiten.
In der Wirksamkeit der dajung lassen sich zwei Hauptaufgaben
unterscheiden: die erste besteht darin, die bruwa des Menschen zu dessen
Lebzeiten am Entfliehen zu hindern oder, wenn sie bereits entflohen
ist, sie zurückzuholen und sie nach dem Tode des Menschen sicher
nach A p u K esio zu geleiten {anter); die zweite verlangt eine Vermittelung
zwischen der Menschen- und Geisterwelt in allen Dingen, die den
Ackerbau, die eigentliche Lebensquelle der Bahau, betreffen. Betrachten
wir zunächst, wie sich die Priester ihrer ersten Aufgabe entledigen.
Unter einer mqlä verstehen die Bahau eine religiöse Handlung, die
den Zweck hat, die beunruhigte Seele eines Menschen, die im Entfliehen
begriffen oder bereits entflohen ist, durch besänftigende Mittel
und mit Hilfe der guten Geister zum Bleiben bzw. zur Rückkehr in
den Menschen zu bewegen. Sobald ein Familienglied schlecht,geträumt
hat, sich krank fühlt oder Unglück erlitten hat, wird eine dajung zur
Vornahme einer solchen m$lä herbeigerufen. Auch mit gesunden Menschen
wird eine mela vorgenommen,- wenn es sich darum handelt, ihre
Seele für ein bevorstehendes, beunruhigendes Ereignis, wie z. B. eine
Reise, feierliche Handlungen u. s. w. vorzubereiten.
Soll ein körperlich oder geistig Kranker geheilt werden, so findet
die m$la stets in seiner Wohnung statt. Der gewichtige T a g wird
morgens gegen acht Uhr mit einer besonders guten Mahlzeit, an der
sowohl die Familie als auch die Priesterin teilnimmt, eingeleitet. Die
Mahlzeit besteht aus Huhn, Fisch, Reis, E i und einer Gemüsesuppe.
Von allen diesen Herrlichkeiten wird für die Geister etwas auf die
Seite gelegt und später zu einer Geisterspeise verarbeitet, welche, je
nachdem es sich um Krankheit, böse Träume oder einen Unglücksfall
handelt, mit besonderen Zutaten versehen zu einer bläkd, dem materiellen
Ausdruck des von dem leidenden Teil Gewünschten, vereinigt wird.
Einige dieser Geisterspeisen werden an die Kindertragbretter und die
Dachfenster, durch welche die guten Geister eintreten sollen, gehängt.
Ausser durch Leckerbissen erfreuen die dajung die guten Geister
auch durch Geschichtenerzählen; am Boden hockend berichten sie
ihnen stundenlang die Stammesgeschichte oder sie erzählen ihnen
allerlei Sagen, wie die von B e l a w a n B ü r in g , von denen sie annehmen,
dass auch die to sie mit Interesse und Vergnügen anhören.
Mit allerhand derartigen Vorbereitungen verstreicht der Vormittag;
nachmittags schlachtet einer der männlichen Hausgenossen ein Ferkel,
dessen Blut auf Bananen- und sawang-Blättern (Cordyline javanica Bl. ß.)
aufgefangen wird, um später bei der eigentlichen mela als Geistertrank
zu dienen. Unterdessen hat sich die Priesterin auf einer schönen
Rotangmatte vor dem offenen Dachfenster, durch welches die Geister
eintreten sollen, niedergelassen und zwar nach KajanWeise mit gekreuzten
Beinen hockend, das Haupt auf die rechte Hand gestützt.
Vor ihr stehen allerhand schöne Dinge: hübsche Zeugstücke, Perlenketten,
alte Schwerter und Gonge/ausserdem die bläkä. Am Dachfenster
hängt die älan bruwa, der Seelenweg, eine Schnur mit Lockmitteln,welche
der entflohenen Seele bei der Rückkehr den Abstieg durch das Fenster
erleichtern soll. Die singende Priesterin sucht nun mit, Hilfe der
Geister von A p u Lagan die verirrte Seele des Patienten längs des
älan bruwa zurückzuholen. Glaubt sie ihr Ziel erreicht zu haben, so
befördert sie die Seele in ein Körbchen mit Geisterspeise und setzt
dieses, nachdem es sorgfältig. geschlossen worden, in einer dunklen
Ecke der Wohnung nieder. Hierauf geniesst die Familie wieder ein
kräftiges Mahl, bei dem das Ferkelchen das Hauptgericht ausmacht.
Der Einbruch der Dunkelheit giebt das Zeichen für den Beginn
der eigentlichen mela. Türe und Fenster werden' geschlossen, ein
altes Schwert und eine Speerspitze werden mit der Geisterspeise und
den mit Ferkelblut besprengten Blättern versehen und der Patient
niedergesetzt. E r stützt den einen Fuss auf das o Schwert,' während ihm
die Priesterin den Arm von oben nach unten mit der Speerspitze
streicht. Die Handlung hat den Zweck, die verirrte Seele, welche die
Priesterin vorher aus dem Korbe genommen und in das Haupt des
Kranken geblasen, in dessen Körper fest zu halten. Nachdem der
Patient wieder in den Besitz seiner bruwa gelangt ist, werden auch
seine Angehörigen auf die gleiche Weise behandelt, um für ihr