Auch in bezug auf die photographische Ausrüstung galt unser Grundsatz:
so vollständig und so leicht transportierbar als möglich. Hierbei
kamen hauptsächlich die Platten in Betracht! Als besonders geeignet
erwiesen sich die Extra-Rapid-Films 1 3 x 1 8 der Firma P e r u t z in
München; sie hatten den grossen Vorzug, leicht und unzerbrechlichzu
sein und ein kleines Volumen einzunehmen. Der Apparat selbst bestand
aus einer für die Tropen gearbeiteten Reisekamera aus Mahagoniholz,
Format 13 X 18, auf sehr festem Stativ, versehen mit einem Anastigmat
von Z e i s s mit einem Momentverschluss von L in h o f .
Die Kamera hatte mir bereits auf den beiden vorigen Reisen gedient
und war somit klimabeständig. Der lederne Balg war gegen
Insekten und Schimmel mit einer starken Lösung von arsenigsaurem
Natron eingerieben und verursachte uns während der ganzen Reise
keine Schwierigkeiten. In Verband mit der Benützung von Films gebrauchte
ich auf der Reise 1896— 97 eine Wechselkassette, welche in der
Tat grosse Dienste geleistet hat, aber, wie erwähnt, nicht ohne ständige
Ausbesserung seitens des Photographen. Nachdem wir sie mit einem
neuen Sack ausgerüstet hatten, wurde sie gelegentlich auch auf der letzten
Reise gebraucht, hauptsächlich wurde aber mit einer Wechselkassette
von G r u n d m a n n Z a s p e l gearbeitet, sie erwies sich aber, bevor wichtige
hölzerne Teile durch metallene ersetzt worden waren, als vollständig ungeeignet
für die Tropen. Für diese Wechselkassetten mussten Filmsträger
aus Aluminium gebraucht werden, in welche die Films seitlich eingeschoben
wurden. Häufig standen die Films verbogen darin, so dass die
Bilder in der Mitte oder an den Seiten weniger scharf wurden als an
anderen Stellen; hiervon abgesehen, erfüllten sie ihren Zweck sehr gut.
Eine metallene Kamera mitzunehmen, ist sehr ratsam; jedenfalls
aber sollte man sich mit metallenen Chassis versehen; ihrer sechs
werden sich stets als genügend erweisen.
Die Extra-Rapid-Films von P e r u t z haben mir auch, was Haltbarkeit
der Films und Deutlichkeit der Bilder betrifft, stets gut gefallen. Sobald
man nicht in der Lage ist, einen neuen Vorrat Films anzugreifen,
lernt man deren grosse Haltbarkeit schätzen; sie hatten auch nach
zwei Jahren nichts an Empfindlichkeit eingebüsst und lieferten ebenso
deutliche Bilder als zuvor. Vorsichtshalber hatte ich bereits in der F a brik
jedes Dutzend gesondert in Zinkkästchen verlöten lassen, so dass
wenigstens der Einfluss der Feuchtigkeit ausgeschlossen w a r; vor zu
grösser Erhitzung suchten wir sie ebenfalls so viel als möglich zu schützen.
Chemikalien ünd Gerätschaften, um die belichteten Films schon auf
der Reise entwickeln zu können, wurden in genügender Menge mitgenommen.
Das Entwickeln wurde denn auch stets, sobald Aussicht
vorhanden war, das Negativ vollständig abarbeiten zu können, baldmöglichst
vorgenommen. Als Entwickler diente fast ausschliesslich
Hydrochinon; für Momentaufnahmen diente zuletzt auch Methol.
Da ohne Dunkelkammer gearbeitet werden musste, wurde immer
abends entwickelt und es zeigte sich, dass bei einer Entwicklung im
Walde auch eventueller Mondschein .den Prozess wenig benachteiligte.
Positive wurden während der Reise nicht verfertigt. Auf allen Reisen
hatten wir ausser dieser Ausrüstung noch Detektivkameras für Momentaufnahmen
von kleinerem Format mitgenommen. Obgleich wir kostbare
Apparate angeschafft hatten, waren sie für die Tropen doch ungeeignet
und lieferten selten gute Resultate. Teilweise trugen hieran die eigenartigen
Umstände, unter denen wir photographieren mussten, und die
Gegenstände, welche wir photographieren wollten, die Schuld. Bei
unserem Reiseleben musste eine Aufnahme oft in einem bestimmten
Augenblick, bei schlechter Beleuchtung, bei Regen u. s. f. gemacht
werden. Handelte es sich um Personen, so waren fast stets nur Momentaufnahmen
möglich, da die Bahau vom Stillestehen keine Ahnung
haben; erst viel später konnten wir bei einigen von ihnen eine Zeitaufnahme
ausführen.
Innerhalb der Häuser konnte nur bei sehr langer Exposition photographiert
werden, weil die Beleuchtung in den Wohnungen' eine sehr
schlechte ist und die Wände noch dazu so dunkel sind, dass auch Momentaufnahmen
bei Magnesiumlicht wegen der starken Absorption des
Lichtes durch die Wände missglückten. Nur da, wo wir Zeitaufnahmen
bei Magnesiumlicht machen konnten, hatten wir guten Erfolg. Festlichkeiten,
Versammlungen und allerhand Szenen, bei denen viele
Menschen anwesend waren, konnten wir innerhalb des Hauses daher
nicht photographieren.
Ausser durch ihre Unfähigkeit stillzusitzen bereitete die Bahau-
bevölkerung den photographischen Aufnahmen auch sonst noch so
grosse Schwierigkeiten, dass wir häufig von einer Aufnahme ganz
absehen oder sie auf Monate, auf eine günstigere Gelegenheit, verschieben
mussten. Die Abneigung der Eingeborenen gegen die Photographie
hatte ihre eigenen Gründe. Der unbekannte Zweck und das
Geheimnisvolle der einen, augenartigen Linse erschreckte die Leute.