
Opferung der Schweine. 177
deren fünf; jede Familie, in der ein kleines Kind bei diesem Neujahrsfest
einen Namen erhielt, lieferte eines.
Als ich mich bald nach dem Ertönen des priesterlichen Gongs auf
die Galerie begab, fand ich die Schweine des Häuptlings gebunden
neben einander niedergelegt und die Priesterinnen vor den Tieren
knieend, die sie in Geistersprache den Bewohnern von A p u Lagan
als Opfer anboten. Hinter den Opfertieren, schräg unter dem Galeriefenster
und dem als Geisterweg dienenden Rotangseil vom vorigen
Tage, hatte man aus 4 senkrechten und 4 horizontalen Hölzern ein
Gerüst (lasa) aufgestellt und dieses mit schönen Stoffen, einem Kriegsmantel
und einigen Gürteln aus alten Perlen, alles Opfergaben des
Häuptlings, behängt; ebenfalls Opfergaben waren die schönen kupfernen
Gonge am Fusse des Gerüstes. Durch symbolische Gegenstände
(pgmüli) in einem danebenstehenden Korbe suchten die Priesterinnen
den Geistern die Wünsche des Stammes zu erkennen zu geben.
Die Priesterinnen begannen nun, um das Opfergerüst langdauernde
Tänze auszuführen, die, besonders da sie bei Tageslicht stattfanden,
viel Interessantes boten.
Sämmtliche Priesterinnen beteiligten.sich an dem Tanze; jede deutete
durch ihre Bewegungen den Geistern droben das Darbringen der
Opfer- auf dem Gerüst und der fünf Schweine an. Erst schmückte
sich die oberste Priesterin, dann jede der übrigen mit dem Kriegsmantel
aus Pantherfell und der Kriegsmütze, während zu beiden Seiten
zwei mit Schwertern bewaffnete Priester, zur Abwehr böser Geister,
Kriegstänze aufführten. Hie und da veränderten die Priesterinnen' den
Charakter ihrer Bewegungen ; sie zeigten viel Individualität beim Tanze
und nach der Art seiner Ausführung liess sich die Höhe der erreichten
priesterlichen Entwicklung bemessen. Nur den drei obersten Priesterinnen
: U s u n , T i p o n g I g a u und einer gewissen U n i a n g gelang es,
durch Pantomimen das Anbieten der Opfer an die Himmelsbewohner
wirklich verständlich auszudrücken. U s u n , mit einer Speerspitze tanzend,
erweckte den Eindruck, als wolle sie mit ihr das ganze Opfergerüst
den Geistern droben entgegenreichen. T i p o n g dagegen führte einen
ruhigen Tanz aus, mit gefälligen Bewegungen die Seelen der Opfer
auffordernd, himmelwärts zu steigen. Ihre korpulente Gestalt bewegte
sich dabei mit bewundernswerter Weichheit, welche die anderen, günstiger
Gebildeten, bei weitem nicht erreichten. Diese sprangen und
hüpften unbeholfen um die Opfer herum und verstanden nur selten