besitzen, als tu lä r län (wirkliche Tiere); die Haustiere, ferner die Hirsche,
grauen Affen und Wildschweine dagegen sind im Besitze der gleichen
Seelen wie die Menschen, einer bruwa und einer ton lu iva ] sie können
daher auch zeitweilig als Menschen leben und wie diese Häuser bewohnen.
Auch hierfür lieferten mir die Kajan durch eine Erzählung
den Beweis:
Ein Mann, der sich mit seinem Blasrohr auf die Jagd begeben
hatte, irrte lange im Walde umher, bis er an ein Haus gelangte, das
von schönen Frauen bewohnt wurde.
Mit einer dieser Frauen lebte er mehrere Monate zusammen; eines
Morgens erklärte sie ihm jedoch, dass sie eigentlich ein bawui (Wildschwein)
sei und dass sie von nun an nicht länger in ihrer menschlichen
Gestalt weiterleben dürfe, sondern in den Wald zurückkehren
müsse. Sie hatte den Mann aber inzwischen sehr lieb gewonnen und
legte ihm ans Herz, stets dabei zu sein, wenn die Jäger seines Stammes
Wildschweine erlegten, da es leicht geschehen könne, dass auch sie
sich unter den Jagdopfern befinde. Darauf nahm sie Abschied und
begab sich mit vielen anderen Frauen an das Ufer eines Weihers,
der vor dem Hause lag; in diesen tauchten sie unter und kamen am
gegenüberliegenden Ufer in Gestalt von Wildschweinen o o o wieder zum
Vorschein. Die Tiere liefen einen Hügel hinan und verschwanden im
dichten Walde.
Bald nachdem der Mann in sein Dorf zurückgekehrt war, erlegten
seine Stammesgenossen wirklich ein Wildschwein. An einer Narbe an
der Seite des Tieres erkannte der Mann seine frühere Geliebte und
bemächtigte sich daher der Leiche. Gross war sein Erstaunen, als er
beim Aufschlitzen von Brust und Bauch das ganze Tier mit Gold
gefüllt fand. So wurde er zum reichsten Manne im ganzen Dorfe.
Die Bahau jagen daher nie mehr Wildschweine, ohne deren Seelen
zuvor ein Opfer gebracht zu haben.
Haben die Bahau einen k u h , den gefürchteten borneoschen Panther
geschossen, so sind sie für ihr Seelenheil sehr besorgt; denn die Pantherseele
ist beinahe mächtiger als die ihre. Sie schreiten daher acht
Mal über das getötete Tier unter der Beschwörungsformel: „kule,
bruwa ika hida bruwa a k u i" — „Panther, Seele deine unter Seele
meine” . Zu Hause angelangt werden Jä g e r, Hunde und Waffen
mit Hühnerblut eingerieben, um ihre Seelen zu beruhigen und am
Entfliehen zu verhindern. Die Bahau essen nämlich Hühnerfleisch so
gern, dass sie den gleichen Geschmack auch bei ihrer Seele voraussetzen,
auch glauben sie, dass ihr schon der Genuss des Blutes allein
genüge. Ausserdem müssen die Männer acht Tage lang sowohl tags
als nachts baden. Nach Verlauf dieser acht Tage müssen sie sich
aufs neue auf die Jagd begeben.
Haben die Jäger bei der Wildschweinjagd der Beute den Schwanz
abgehauen, so müssen sie vorschriftsgemäss ebenfalls nach acht Tagen
wieder jagen gehen; haben sie einen Bären erlegt, so gehen sie bereits
nach sechs Tagen wieder auf die Jagd.
Die Pflanzen besitzen nach Auffassung der Bahau zwar nur ei ne
Seele, diese ist aber oft sehr anspruchsvoll und rächt sich für jede
Verletzung oder Vernachlässigung an den Menschen. Daher tun die
Kajan nach dem Bau eines Hauses, wobei sie zahlreiche Bäume haben
misshandeln müssen, ein Jahr lang Busse, d. h. es folgt eine Zeit, in
der ihnen vieles verboten (la li) ist, unter anderem das Töten von Bären,
Tigerkatzen, Schlangen u. s. w.
Bei den Ulu-Ajar Dajak am Mandai, südlich vöm oberen Kapuas,
bestehen ähnliche, aber noch strengere Vorschriften für den Häuserbau.
Dort hängt die Dauer der Busse von den hauptsächlich gebrauchten
Baumarten ab; für ein Haus aus wertvollem Eisenholz muss man sich
drei Jahre lang verschiedener Leckerbissen enthalten; die Seelen geringerer
Baumarten machen dagegen bescheidenere Ansprüche.
Eine derartige Verbotszeit wird durch eine Festlichkeit abgeschlossen
(bet lä li). Dabei spielt die Kopfjägerei, allerdings nur pro forma, auch
noch eine Rolle; man entlehnt nämlich einen alten Schädel bei einem
benachbarten Stamme.
Sehr verschieden geartet sind auch die Seelen der die Pfeilgifte
liefernden Bäume; der Täsembaum (Antiaris toxicaria Lesch.) scheint
schwer zu befriedigen zu sein; denn nur selten ist das Kernholz dieses
Baumes wohlriechend; dies ist nur dann der Fall, wenn derjenige,
der ihn fällt, die richtigen Opfer zu bringen versteht. Das Gleiche gilt
für den in Ost-Borneo vorkommenden Kampferbaum.
Auch der Reis ist’ beseelt und die gou te Gesinnunog seiner Seele ist
für den Ernteausfall von grösser Bedeutung, daher müssen die Pries-
terinnen, wie wir in der Folge sehen werden, beim Reisbau ein sehr
kompliziertes Zeremoniell erfüllen.
Eigentümlicher Weise stellen sich die Bahau, wie schon gesagt, auch
die toten Wesen ihrer Umgebung beseelt und mit menschlichen