Sträucher zu gebrauchen, so dass meine Malaien die Arbeit allein
verrichten mussten. Später entschlossen sich auch einige Kajan zum
Mithelfen und so wurde die Arbeit für die Aufnahme zeitig genug
erledigt. Die Sträucher bestanden aus ganz anderen Arten als unten
am Mahakam. Da sie sich alle in Blüte befanden, lieferten sie für das
Herbarium einen schönen Fund. Auch die Sammlung lebender Pflanzen
konnten die Pflanzensucher bereichern, denn in den Felsspalten wuchsen
Farren mit grasartigen Blättern und schöne, grossblütige Rhododendren
hingen von den Wänden herab. Es dauerte jedoch einige Zeit,
bevor wir einiger Exemplare habhaft werden konnten, weil die Wände
bis zum obersten, im Durchschnitt nur 60 Meter breiten Gipfel stets
senkrecht blieben.
Nach dem Frühstück fand- ich, zwischen dem Gestrüpp unterhalb
des Gipfels mich hindurchwindend; verschiedene Pfade, von denen
meine Leute behaupteten, dass sie von Wildschweinen herrührten. Es
musste also noch ein anderer Zugang zum Gipfel vorhanden sein, denn
den von uns gewählten konnten Wildschweine nicht gebrauchen. Schliesslich
fand ich wirklich eine Schutthalde, die allerdings eine Neigung
von 70° besass, die diesen Tieren aber vielleicht doch als Aufgang
dienen konnte.
Erst gegen 9 Uhr kam ein Teil der Berge wieder zum Vorschein,
unter anderen auch der Höhenzug, der sich von Ost nach West nördlich
vom Batu Mili hinzieht und im Ong Dia am Möras^ seinen A b schluss
findet. Nach dieser Seite zu fällt der Batu Mili sehr steil ab
und ist von dem ebenso steilen Ong Dia durch eine 500 m tiefe Schlucht
getrennt.
Gegen halb elf Uhr wurden wir selbst in Wolken gehüllt und konnten
uns von der, trotz des heftigen Windes, brennenden Sonne erholen.
Lange dauerte die Erholung aber nicht, auch hatte B i e r , um an einem
Tage die ganze Arbeit zu erledigen, alle seine Zeit nötig. Für mich
war der Aufenthalt hier oben sehr lehrreich, da er mir eine Vorstellung
vom Relief dieser Gegend gab. Die Sonne liess auch auf grosse
Entfernung die Einzelheiten in der Landschaft deutlich hervortreten.
So zeigte sich, dass die Nebenflüsse des Mahakam an der Nordseite
des Batu Lösong durch Erosion interessante Formen hervorgerufen
haben. Der lange, leicht gewellte Rücken des Batu LSsong fällt, ausser
an den Stellen, wo sich seine Querrücken befinden, senkrecht ab. Als
Wasserscheide zwischen Murung-urid Mahakam musste der Berg einen
vorzüglichen Beobachtungspunkt liefern; ich betrachtete ihn daher tagsüber
b e i. verschiedener Beleuchtung, um zu sehen, von wo aus man
ihn besteigen konnte. Die Kajan wagten sich nicht so weit fort und
die einzelnen Truppen Büschproduktensucher, die sich am oberen Blu-u
befanden, hatten von dort aus unmöglich den Gipfel besteigen können.
Nach dem Bericht der Leute, führte vom Flusstal des oberen Tjöhan
aus zwar ein Pass über den Batu LSsong, aber er musste in einem
Sattel liegen, weil das Gebirge gerade dort zu einer Höhe von 1800
Metern ansteigt; als Beobachtungspunkt war er also sehr ungeeignet.
Mehr schien mir ein auf dem Gipfel befindliches Plateau zu versprechen,
von dem aus ein langer Querrücken zwischen dem Danum Parei und
Dini zum Mahakam herunterläuft. Ich bemerkte mit meinem Fernglas
keine tiefen Einschnitte in diesem Rücken, somit konnte er uns
wahrscheinlich mit Hilfe seiner Waldbedeckung zum ersehnten Ziele
führen. Von dem rechten Nebenfluss des Blu-u, dem Bruni, aus sollte
ein P fa d . zum Danum Parei führen und von dort aus musste der
Querrücken zu erklimmen sein. Da ich keine Hoffnung hatte, am
oberen Mahakam bessere Auskunft zu erhalten, beschloss ich, meinen
Beobachtungen zu vertrauen und auf diesem Wege die Besteigung
des Batu Lösong später vorzunehmen.
Sehr erhitzt und ermüdet, aber befriedigt von allem Genossenen
und Beobachteten, erreichten wir unser Lager, zur grossen Beruhigung
K w in g I r a n g s , der sich selbst nicht wieder hinaufgewagt und den Geistern
unseretwegen nicht getraut hatte.
Völlig beruhigt zeigte sich K w in g I r a n g jedoch erst am folgenden
Morgen, nachdem ich die Nacht ruhig und traumlos geschlafen
hatte; er schloss hieraus, dass sich die Geister trotz meiner auf dem
Gipfel begangenen Freveltaten, wie das Umhacken des Gestrüpps,
-nicht an mich heranwagten.
B i e r begab sich bereits sehr früh wieder nach oben, um noch, bevor
die Nebel sich erhoben, einige Bergspitzen anzupeilen. Unterdessen
beschäftigte ich mich unten mit dem Sammeln von Moosarten, die auf
dem Gipfel, wahrscheinlich unter dem Einfluss von Sonne und Wind,
nicht vorkamen. In dem feuchten Walde unter den hohen Baumkronen
fand ich dagegen eine Menge sehr eigenartiger Formen, so dass ich
in Begleitung des Pinau Malaien P e r s a t immer weiter um den Fuss
des Gipfels herumging, bis ich plötzlich vor dem unteren Ende der
Schutthalde stand, welche die Schweine als Aufgang benützten.