Teil der Bewohner ihr zum Opfer fällt. Dies ist hauptsächlich den
bei ihnen herrschenden hygienischen Zuständen zuzuschreiben, ferner
auch dem Umstand, dass ihnen jeder Begriif vom Wesen dieser Krankheiten
fehlt.
In der Regel verhindert man ein völliges Aussterben des Dorfes
dadurch, dass alle Bewohner ausziehen und familienweise weit getrennt
von einander im Walde wohnen. Dörfer, die von der Krankheit
noch nicht ergriffen worden sind, erklären sich für lä li und
schliessen sich dadurch von den anderen Dörfern völlig ab. Die Könja
am oberen Kajan erzählten mir, dass eine Pockenepidemie, die in
einem ihrer grössteri Stämme einst herrschte, eine enorme Sterblichkeit
verursacht habe.
Beriberi, die unter den malaiischen und dajakischen Buschproduk-
tensuchern sehr häufig vorkommt, herrscht bei der ansässigen Bahau-
bevölkerung derselben Gegend nur selten. Bemerkenswert ist, dass
die Hühner in den Niederlassungen am mittleren Mahakam sehr unter
Beriberi-ähnlichen Lähmungserscheinungen leiden und häufig auch daran
sterben.
Von der Influenza haben wir auf unseren Reisen mehrmals zu leiden
gehabt. Als Kwing Irang uns 18 97 vom Blu-u zum unteren Mahakam
geleitete, wurden wir Europäer bei unserer Ankunft in Udju Töpu innerhalb
zehn Tage alle von einem rhino-pharyngialen Katarrh befallen.
Bei Berchtold trat noch Fieber hinzu; im übrigen waren die Erscheinungen
nicht besorgniserregend. Von ungefähr 100 unserer Kajan
entging beinahe keiner der Influenza. Wie gewöhnlich komplizierte sich
ihre Krankheit durch Hinzutritt von Malaria, die allerdings mit Chinin
vertrieben werden konnte, aber der Katarrh und die Kopfschmerzen
hielten viele Tage an. Die Bewohner von Töpu waren bei unserer
Ankunft zwar gesund, waren aber zwei Monate vorher von der Influenza
heimgesucht worden.
Auf unserer letzten Reise 1899 hatten wir weder in Töpu noch am
unteren Mahakam von der Influenza zu leiden; doch erkrankte ich mit
meinen Malaien und Kajan im April 1900 in Long Döho ernstlich an
Influenza. Die Bewohner selbst hatten sich von der Influenza, welche
durch Ma-Suling und Dajak vom unteren Mahakam eingeschleppt worden
war, noch kaum erholt. Einige der unseren litten ausserdem schwer
an Malaria, z. B. der Malaie Lalau, . und der Husten dauerte über
3 Wochen. Selbst unsere Hunde begannen zu husten.
Als Kwing Irang später mit den Seinen Demmeni und unser Gepäck
den Mahakam hinunter nach Long Döho geleitete und sich dort längere
Zeit aufhalten musste, wurden alle seine jungen Leute influenzakrank.
Die Bote, welche von Long Düho flussaufwärts gingen, brachten die
Infektion auch den Stämmen oberhalb der Wasserfälle; jedoch starben
nur Alte und Kranke an der Influenza. Die Eingeborenen fürchten
sich vor der Ankunft Fremder, weil diese ihrer Meinung nach die
die bösen Geister, welche die Erkältungskrankheiten verursachen,
mitbringen.
Jeder Reisende, der zum ersten Mal mit den' Dajak in Berührung
kommt, ist von dem unangenehmen Anblick, den ihre Hautkrankheiten
auf dem Körper hervorrufen, betroffen. Vor allem ist es die
Schuppenbildung der blossen Haut, welche dem Patienten ein so abschreckendes
Aussehen verleiht.
E s lassen sich 4 verschiedene Schuppenkrankheiten unterscheiden:
Pityriasis versicolor, Tinea circinata, Tinea imbricata und Tinea albi-
gena, von denen die beiden ersteren,, oder doch sehr nahe verwandte
Krankheiten, auch in Europa Vorkommen. Diese 4 Hautkrankheiten,
welche vor allen anderen in Borneo vorherrschen, werden durch verschiedene
Arten in der Haut lebender Pilze hervorgerufen.
Favus, der anderswo oft sehr verbreitet ist, beobachtete ich nie bei
den Bahau.
Pityriasis versicolor (panu der Malaien; liiä k der Bahau) äussert
sich in Form heller, etwas erhabener Flecke, welche durch eine Infiltration
der Epidermis, durch welche die darunterliegende Pigmentschicht
weniger sichtbar wird, verursacht werden. Auf der pigmentlosen
Haut der Europäer macht sich die Infektion durch hellbraune
Flecken bemerkbar.
Die Grösse der Flecken, welche panu oder litä k verursacht, variiert
zwischen der eines Stecknadelkopfes und einer Handfläche. Die Infektion
nimmt sehr verschiedene Dimensionen an; da sie bei den Bahau nur
beim Transpirieren Jucken verursacht, wird sie nur selten behandelt
und verbreitet sich daher oft über den grössten Teil des Körpers.
Tinea circinata (kurab der Malaien; k i u rip der Bahau) stimmt
äusserlich am meisten mit Herpes tonsurans überein und zeigt sich
in Form runder Flecke, sehr verschiedener Grösse, welche alle aus
einem Bläschen, um welches sich konzentrisch gleichartige Bläschen