stammen hauptsächlich der wilde Sago als allgemeines Nahrungsmittel
benützt wird. Da der feuchte Sago schnell verdirbt, treten in dieser
Zeit zahlreiche Fälle' akuter Darmleiden auf und, da ausserdem das
Allgemeinbefinden durch Nahrungsmangel stark leidet, sind viele
Krankheitsfälle dann schwer zu kurieren. '
Derartige Darmkrankheiten werden, wie viele andere, häufig durch
Malaria kompliziert; in solchen Fällen erreicht man anfangs mehr mit
Chinin als mit Calomel. Eine junge Frau hatte einst infolge Copro-
stase dermassen durch heftige Krämpfe und Schlaf- und Appetitlosigkeit
gelitten, dass sie monatelang entkräftet darniederlag und zum
Skelett abmagerte. Ihre Familie, die bereits alle verfügbaren Mittel
der Bahau, Malaien und Chinesen vergebens angewandt und die Kranke
bereits aufgegeben hatte, war nicht wenig erstaunt, als diese infolge
kurze Zeit durchgeführter Evakuierung genas und zu Kräften kam.
Unter den Intestinal Würmern sind Ascariden die häufigsten; sie scheinen
jedoch keine ernstlichen Störungen zu veranlassen.
Die Bahau sind ihrem rauhen Bergklima gegenüber auffallend empfindlich.
Ihre schwache Kleidung schützt sie von Kind an in nur sehr
geringem Masse vor dem Witterungswechsel. So lange warmes Wetter
herrscht, merkt man bei ihnen von rheumatischen Leiden nur wenig,
sobald aber Regen und Wind eintreten, vor denen sie in ihren Häusern
nur geringen Schutz finden, und vor allem, wenn sie in den nasskalten
Gebirgswäldern zu leben gezwungen sind, treten bei ihnen Lungenkatarrhe
und Gliederschmerzen leichter als bei den gut bekleideten
Europäern auf. Dazu stellt sich dann bald Malaria ein, welche das
Leiden verschlimmert.
Unter den weiteren internen Krankheiten der Bahau ist noch der
Kropf (im Busang kon) zu erwähnen, der bei dem einen Stamme mehr
bei dem anderen minder verbreitet ist, bei keinem jedoch gänzlich
fehlt. Bei den Frauen ist eine, wie es scheint, stets gleichmässig
hypertrophierte Schilddrüse ganz allgemein zu finden. Zwischen diesen
leicht hypertrophierten Schilddrüsen und weit nach aussen hervorste-
henden Kröpfen findet man alle Uebergänge. Bei den grösseren Formen
ist die Hypertrophie nur selten gleichmässig, in der Regel überragt
die eine Hälfte bei weitem die andere. Eine cystoide Degeneration
der Schilddrüse habe ich selten konstatieren können. In wie weit diese
Krankheit an der Entstehung der in Mittel-Borneo häufig vorkommenden
psychisch und physisch schlecht entwickelten Individuen Schuld trägt,
lässt sich bei den Bahau, bei denen Syphilis so hochgradig verbreitet
ist, nicht feststellen.
Diese Hypertrophieen liessen sich leicht behandeln und oft habe ich
niir mittels i gr Jodkalilösung, welche ich Erwachsenen per Tag erteilte,
die Gunst der Frauen erworben, die die Schlankheit ihrer Hälse
mit grösser Befriedigung wiederkehren sahen. Durch anhaltenden Jodkaligebrauch
nahmen auch bedeutende Kröpfe an Umfang ab.
Auch bei Männern kamen einige ernstere Fälle von Kröpfen vor,
doch im Ganzen weit seltener als bei Frauen.
Während alle erwähnten Krankheiten an der geringen Bevölkerungsdichte
von Mittel-Borneo zum' grossen Teil die Schuld tragen, übt
die Abwesenheit verschiedener anderer, für gewöhnlich verbreiteter
Leiden wiederum einen günstigen Einfluss auf die Vermehrung der
Bewohner. So habe ich während meiner langjährigen Praxis unter den
Bahaustämmen nie einen Fall von Tuberkulose, sei es der Lungen,
Haut oder Knochen, konstatieren können. Unter den Dajak, welche
sich viel an der Küste aufhalteri, glaube ich, ein einziges Mal Lungentuberkulose
beobachtet zu haben.
Ferner glaube ich, mit Sicherheit die Abwesenheit von Rhachitis
feststellen zu können, da diese mir unter den Tausenden fast nackten
Gestalten, welche ich stets zu beobachten Gelegenheit hatte, sicher
nicht entgangen wäre. Auch die typischen Verkrümmungen, die als
Fole-e dieser Krankheit auftreten, habe ich bei den o gut gebauten Bahau
nie bemerkt.
Auch bin ich von der Abwesenheit oder dem sehr seltenen Vorkommen
von malignen Tumoren, Sarkom und Karzinom überzeugt.
Ein einziges Mal erinnerte mich eine luetische Neubildung an Sarkom
oder Karzinom, aber die günstige Wirkung von Jodkali benahm bald
alle Zweifel. Dagegen kamen Fibrome, besonders Keloide der Narben,
häufle vor. Ebenso konstatierte ich zwei Mal an den Erscheinungen und
durch objektive Untersuchung Fibroide des Uterus.
Ansteckende Krankheiten ernster Art kamen während meines Aufenthaltes
unter den Eingeborenen nicht vor; ihre Niederlassungen liegen in
grossen Abständen von einander und von der Küste entfernt, so dass
die Möglichkeit einer Uebertragung von Infektionen gering ist. Aus
Berichten über eine Choleraepidemie, die in früheren Jahren bei ihnen
geherrscht hatte, konnte ich ersehen, dass wenn einmal eine sehr
ansteckende Krankheit in ein Bahaudorf eingeschleppt wird,- ein grösser