erlauben dürfen, aufgefasst. Nach vollbrachtem Tagewerk lassen die
jungen Leute abends öfters ihre Hähne miteinander kämpfen, aber nur
sehr selten mit Sporen und um einen Gewinn-, auf Wetten lassen sie
sich überhaupt nicht ein. Den Einsatz bildet eine alte Perle, ein Beil
oder ein Schwert. Verheiratete Leute beteiligen sich nur ausnahmsweise
an diesem Vergnügen, das in dieser Form durchaus unschuldig ist.
Lassen sich dagegen die Häuptlinge auf ihren Reisen flussabwärts mit
Malaien oder Barito und Kahäjan Dajak in Wettkämpfe ein, so wird
der Einsatz stets so hoch wie möglich gewählt.
Die Sitte verlangt, dass die Stammesgenossen auf den Hahn ihres
eigenen Häuptlings setzen. K w i n g I r a n g s Einsatz variierte zwischen
5 und 40 fl.; sein Gefolge wettete 1 bis 2.50 fl. pro Person, so dass
stets noch 50 bis 60 fl. hinzukamen und bisweilen 100 fl. auf einen
Hahn gesetzt wurden. B a n g J o k und die Malaien setzten oft noch grössere
Summen auf ihre Hähne; K w i n g I r a n g tat es nur bei einigen beson-
deren Tieren.
Auch bei den Hahnenkämpfen der Bahau spielen nicht nur die
Geister mit ihren Vorzeichen, sondern auch allerlei abergläubische Vorstellungen
eine wichtige Rolle. Begiebt sich K w in g I r a n g z . B. mit
seinen Hähnen zu einem anderen Häuptling, so fassen die Kajan diesen
Zug als einen wirklichen Kriegszug auf und suchen alles zu vermeiden,
was der Männlichkeit und Tapferkeit der Hähne schaden könnte. Daher
war K w in g I r a n g bei unserer Reise zur Küste im Jahre 1 8 9 7 durchaus
dagegen, dass Frauen mit uns reisten, weil diese auf seine Kampfhähne
einen nachteiligen Einfluss ausüben konnten. Als eine Frau
schliesslich doch mitzog, lagerte sich K w in g I r a n g mit seinen Hähnen
stets in möglichst grösser Entfernung von ihr. Nach Ansicht der Bahau
wird nicht nur die Kraft der Hähne, sondern auch die der Männer
durch die Berührung mit etwas Weiblichem beeinträchtigt. Die Kaj anmänner
vermeiden es daher, einen Webstuhl oder getragene Frauenkleider
anzurühren; tun sie dies, so werden sie „daw i” , d. h. schwach und
haben auf der Jagd, beim Fischfang und im Kriege keinen Erfolg.
K A P I T E L XV. I .
Besuch bei den Ma-Suling am Merase — In Batu Sala, Napo Liii und Lulu Slräng —- Behandlung
von Kranken, Einkauf von Böten und Ethnographica — Besteigung des Batu Situn Beobachtungsposten
auf einem Baumgipfel — Rückkehr nach Lulu Siräng — Symbolische Heiratserklärung
Höchzeitsgebräuche — Ehegesetze — Heimkehr nach dem Blu-u Besuch bei den Fnihing am
Tjöhan — In Long ’Kup — Besteigung des Liang Karing — Bei den Pnihing am Pakate ■ Begräbnisstätte
-der Pnihing | j l I-Iadji U m a r — Zurücksendung einer Batang-Lupar Gesellschaft —
Beratung wegen des Hausbaus — Besuch von Hinan L trung.
Am 20. November konnten wir endlich unseren lang geplanten
Besuch Lei den. Ma-Suling am Mörase zur Ausführung bringen. Früh
morgens fuhren wir in zwei grossen Böten ab ; in dem unsrigen befanden
sich ausser uns Europäern, dem Chinesen M i - A u - T o n g und unseren
Malaien nur noch zwei Kajan als Steuermänner, da diese das Fahrwasser
am besten kannten. Die beiden jungen Leute hatten mich bereits
auf meiner früheren Reise öfters begleitet. Bald nach unserer Abfahrt
hörten wir das Brummen eines Rehs, das, als schlechtes Vorzeichen,
die Kajan zur Rückkehr und zum Aufschieben eines Unternehmens auf
acht Tage zwingt. Ich tat, als ob ich nichts hörte und, als meine
Steuermänner unruhig wurden und mich fragten, was ich zü tun gedächte,
sagte ich einfach: „weiterrudern” , worüber der Chinese in
herzliches Lachen ausbrach. Der eine Steuermann, O w a t , der mit mir
auch zum ersten Mal den Batu Mili bestiegen hatte, war mit meiner
Antwort augenscheinlich sehr zufrieden, denn er begann mit seinem
Ruder .kräftig auszuholen und so blieb dem zweiten Steuermann nichts
übrig, als dem Beispiel des ersten zu folgen. Gleich darauf holte uns
das zweite Boot ein, in dem sich K w i n g I r a n g mit seinem Sohne
B a n g , seinen Kajan und den Kampfhähnen befand. Sie hörten in
nächster Nähe vor uns den Ruf des h isit auf ihrer rechten Seite;
der Vogel prophezeite ihnen also eine glückliche Reise. Der adat gemäss
musste K w i n g I r a n g landen und eine Zigarette rauchen.