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hindurch heftige Gliederschmerzen, die jedoch nicht, wie die durch
Syphilis verursachten, nach Gebrauch von Jodkalium weichen.
An Augenkrankheiten kommen unter den Bahau hauptsächlich der
Star und granulöse Augenentzündungen vor. Diese sind stark verbreitet,
und obwohl sie nur bei langer Dauer von ernsthaften Läsionen
der Cornea begleitet sind, findet man bei Erwachsenen doch stets Spuren
einer noch vorhandenen oder bereits überwundenen Entzündung der
Conjunctiva, die das Sehen häufig stark beeinträchtigt. In den ernstesten
Fällen, die ich bei Frauen beobachtete, kam es zu einer vollständigen
Obliteration der obersten und untersten Bindehaut, so dass ein Schlies-
sen des Auges verhindert wurde; die Cornea war in diesen Fällen
so angegriffen, dass das Gesicht bedeutend geschwächt wurde. Doch
beobachtete ich nur zwei Frauen, die nach einer über zwanzig Jahre
andauernden Augenentzündung dadurch, dass die Hornhaut sich in
eine gelblich weisse Membran verändert hatte, vollständig erblindet
waren.
Der Star tritt sowohl am Kapuas als am Mahakam bereits bei jungen
Leuten auffallend häufig auf. Ob hiermit andere verbreitete Krankheiten
im Zusammenhang stehen, habe ich nicht ermitteln können.
Durch meine ärztliche Praxis unter den Eingeborenen hatte ich mir
so viel Einfluss bei ihnen erworben, dass ich nicht zu viel sage, wenn
ich behaupte, dass rqeine zweimalige Durchquerung Borneos und der
Besuch bei den Künja ohne meine Tätigkeit als Arzt nicht ausführbar
gewesen wären.
Da die Eingeborenen selbst keine oder doch nur fast wertlose Mittel
gegen Malaria und Syphilis besitzen und diese daher auch in leichten
Fällen oft tötlich verlaufen,-grenzt die Wirkung, welche Chinin, Jodkali
und Quecksilberpräparate hervorrufen, in den Augen der Bevölkerung
an das Wunderbare. Berücksichtigt man auch die Wirkung der Narkotika,
die den Schmerz momentan benehmen, so erscheint es begreiflich, dass
die Eingeborenen sich glücklich schätzten, einen weissen Wunderdoktor
in ihrer Mitte zu haben.
Wegen ihrer Scheu vor allem Unbekannten fürchteten die Einge/
. borenen auch anfangs einen möglichen schlechten Ausgang der Kur.
Daher war es, besonders in der ersten Zeit, geboten, durch Narkotika,
verbunden mit den betreffenden Heilmitteln, auf das subjektive
Empfinden der Patienten einzuwirken. Da Chinin und Jodkali einen