der Dunkelheit stiegen wir abwärts und folgten sehr ermüdet den Pfaden,
die durch die Reisfelder der Ma-Suling von O b e t D e w o n g s Dorfe
führten. Unglücklicher Weise bestanden diese Pfade grösstenteils aus
freiliegenden, dünnen Baumstämmen, von denen je zwei oder drei auf
Querbalken neben einander einen Fuss über dem Erdboden ruhten.
Strauchelnd, gleitend und fallend bewegten wir uns langsam vorwärts
und waren am Ende erstaunt, ohne Arm- und Beinbruch davongekommen
zu sein. In einem Ladanghause, in dem Licht brannte, wollten
wir uns mit Fackeln versehen, aber die Leiter war hinaufgezogen
und, als wir uns dem Hause näherten, löschten die Bewohner das
Licht aus und gaben keine Antwort. Unsere Führer erklärten, dass
es viel zu gefährlich sei, an andere Hütten zu klopfen, da die Leute
sich nachts fürchteten und auf uns schiessen konnten.
So gingen wir denn weiter und erreichten, bevor es ganz dunkel
wurde, die Hütte von Verwandten der beiden Ma-Suling von O b e t
D e w o n g . Nachdem wir hier eine halbe Stunde Rast gehalten hatten,
suchten wir mit Hilfe von Harzfackeln in der stockdunklen Nacht
weiter zu kommen. Zum Glück befanden wir uns nicht mehr weit
von der Niederlassung entfernt, wir mussten nur noch einem kleinen
Flusse folgen und dann zum Teil über den Marong hinüber.
Zwischen Wasser und Erde machten wir bereits seit langem keinen
Unterschied mehr, daher empfanden wir es auch nicht als besonders
unangenehm, dass wir durch einen kleinen, aber sehr geschwollenen
Fluss mit moderigem Grunde waten mussten und dass das Wasser
uns bis an die Brust reichte.
Die schmale Schlucht zwischen den hohen, dicht bewachsenen Ufern
wurde von dem flackernden Schein unserer Fackeln phantastisch beleuchtet.
Hinderten uns unter Wasser liegende Aeste und Baumstämme
am Vorwärtsgehen, so fanden wir am Ufergras und an den Zweigen
einen Halt. Mein Hund suchte sich zwischen dem Ufergebüsch heulend
seinen Weg, da er gegen die heftige Strömung nicht schwimmen
konnte. Der Fluss wurde immer flacher und nach einer halben Stunde
verliessen wir das Bette, um den Batu Marong so weit zu besteigen,
dass wir auf die andere Seite hinübergelangen konnten. Dort sahen
wir den Mörase plötzlich zu unseren Füssen und jenseits des Ufers
stand das Haus von O b e t D e w o n g . A ls habe man uns erwartet,
erschienen auf unser Rufen sogleich einige Männer, die uns über den
in der Tat sehr geschwollenen Fluss ruderten.
Obgleich mein äusserer Mensch durchaus nicht in eine Häuptlingswohnung
passte, führte man mich doch sogleich zu O b e t D e w o n g ,
der über mein Kommen sehr erfreut war. Man hatte mich nicht umsonst
gerufen; der grosse Mann lag völlig apathisch mit hälbgebro-
chenen Augen da; seine Zunge war trocken und schwarz, auch sprach
er nur mit Anstrengung.
Da er täglich um die Mittagszeit einen Fieberanfall bekam, hielt
ich es für geraten, ihm nicht vor dem folgenden Morgen Chinin zu
geben, ihn augenblicklich durch Kognak mit Wasser zu beleben und
dann, da sein Puls es zuliess, mittelst Morphium schlafen zu lassen.
Den Kognak musste ich stark verdünnen, da die Kehle der Bahau,
die fast nichts anderes als Wasser kennt, für Alkoholica sehr empfindlich
ist. Die Wirkung war eine befriedigende, denn bevor ich mich von
meiner Uebermüdung so weit hergestellt hatte, dass ich an Essen und
Schlafen denken konnte, hatte sich der Patient, zur grossen Freude
seiner Umgebung, bereits etwas erholt. Nach meiner Mahlzeit von
Huhn und Reis gab ich dem Häuptling ein Morphiumpulver, worauf
er in ruhigen Schlaf fiel.
Wahrscheinlich schlief mein Patient besser als, ich, denn obgleich
es K u n t j i gelungen war, bald nach uns anzukommen und er mein
Bettzeug mitgebracht hatte, schlief ich nur schwer ein und erwachte
mit einem heftigen Brustkrampf. Gegen Ende der Nacht legte sich
der Krampf und am folgenden Morgen gab es so viel zu tun, dass
ich auf mich selbst nicht mehr achten konnte: In aller Frühe gab ich
O b e t D e w o n g seine Dosis Chinin, die er bereitwillig einnahm, mit
dem Erfolge, dass der Fieberanfall an diesem Tage ausblieb. Darauf
strömten wiederum Kranke herbei, die mich um Chinin, hauptsächlich
aber um Jodkali baten, dessen gute Wirkung sie seit meinem letzten
Besuche, wo ich ihnen dieses Mittel in grösserer Menge verteilt hatte,
aus Erfahrung kannten. Unter anderem erfuhr ich von den Leuten,
dass viele es lebhaft bedauerten, wegen der Krankheit des Häuptlings
nicht mit mir zur Küste reisen zu können. Zwar glaubte der Häuptling
immer noch an seine baldige Genesung und an eine Teilnahme
an der Reise, aber ich nahm mir vor, ihm wegen seines Leichtsinns
in bezug auf seinen augenblicklichen Zustand und in Anbetracht seiner
hohen Jahre, auch für die Zukunft Vorstellungen zu machen.
Die vorgenommene Unterredung fand bereits abends statt, auch
teilte ich dem Kranken mit, dass ich noch den folgenden T a g bei ihm