K A P I T E L X V I I .
Iiau des Häuptlingshauses — Besteigung des Batu LSsong — Ermordung einer Sklavin — Schutzleistung
gegen Batang-Lupar Banden — Anwerbung neuer Leute — Krankenbesuch am MSrase —
Reisevorbereitungen — B a n g J o k s politische Stellung»— K w in g I r a n g s Einzug ins neue Haus —
Allerhand Schwierigkeiten — Wiederholles Vorzeichensuchen — Tod eines kleinen Mädchens —
Ankunft A k am I g a u s — Neue Reisehindernisse.
Mit dem Bau von K w i n g I r a n g s neuem Hause brach für die Kajan
eine wichtige Periode an, da jede Familie verpflichtet ist, sich durch
Beschaffung von Material und durch Arbeitsleitung an dem grossen Werk
zu beteiligen. Auch wir interessierten uns lebhaft für das neue Haus, das
in grossem Massstab ausgeführt werden sollte und uns daher von dem,
was die Bahau auf diesem Gebiete zu leisten im Stande sind, eine
Vorstellung geben konnte. Ausserdem bot uns der Bau Gelegenheit,
zahh eiche religiöse Gebräuche, von denen wir sonst nichts erfahren
hätten, kennen zu lernen.
Von besonderer Wichtigkeit war aber für uns die Tatsache, dass
unser Zug nach der Ostküste fast gänzlich von diesem grossen Unternehmen
der Kajan abhing; denn ohne deren Hilfe konnten wir kaum
die Reise ausführen, auch war es vom politischen Gesichtspunkte aus
beinahe eine Notwendigkeit, dass K w i n g I r a n g uns selbst zur Küste
geleitete. Bevor aber der Hausbau nicht bis zu einem gewissen Punkt
gediehen war, konnte sich der Häuptling mit einer grossen Anzahl
von Männern unmöglich auf Reisen begeben; somit betrachtete ich den
Gang der Arbeit einerseits mit Interesse, suchte aber anderseits allen
meinen Einfluss geltend zu machen, um K w i n g I r a n g zu unterstützen,
wenn die Leute nicht den gewünschten Eifer zeigten und lieber ihren
eigenen Geschäften nachgingen.
In einem späteren Kapitel sollen der Hausbau und die mit ihm
verbundenen Festlichkeiten und religiösen Zeremonien ausführlich beschrieben
werden; hier möge nur das, was auf unser tägliches Leben
Bezug hatte, erwähnt werden.
D e m m e n i traf alle Massregeln, um die wichtigsten Perioden beim
Bau des Hauses durch photographische Aufnahmen zu-fixieren, wobei
er gleich Anfangs mit der Schwierigkeit rechnen musste, eine Szene
bei Nacht aufzunehmen. Die Kajan achten nämlich auch beim Hausbau
streng auf die Vorzeichen und trafen daher wie beim Reisbau, um einem
eventuellen ungünstigen Bescheid zu entgehen, die Vorsichtsmassregel,
die Aibeitsperiode nachts einzuleiten, da die wahrsagenden Vögel dann
schlafen. D e m m e n i bereitete alles für eine Aufnahme bei Blitzlicht in
freier Luft vor, aber die Natur half ihm mit einem heftigen Regenguss
über diese Schwierigkeiten hinweg. Die Zeremonie musste\uf
den Tag verschoben werden und wir brauchten die Kajan nun nicht
mit unseren künstlichen Blitzen zu erschrecken.
Bereits am vorhergehenden Tage waren Frauen und Kinder eifrig
damit beschäftigt gewesen, Klebreis in Form dreieckiger Päckchen in
Palmblätter zu wickeln und im Freien in grossen Kesseln zu kochen.
Den Reis lieferten zum grösseren Teil der Häuptling, zum kleineren
die Freien, dafür hatten diese aber beim Stampfen geholfen. Andere
begaben sich auf den Fischfang, da der Häuptling allen Mitarbeitern
Fische als Zuspeise anbieten musste.
Abends versammelten sich die vornehmsten Alten, um mit Hilfe
von Rotang den Platz zu vermessen, auf dem das Haus stehen sollte.
Sie hatten sich von den -Dimensionen des Hauses einen Plan entworfen
und begannen nun, indem sie mit ausgestreckten Armen ein
Stück Rotang massen, die Länge und Breite des Hauses zu bestimmen.
Ihr einem Faden entsprechendes Mass wird dzpä. genannt.
Schwieriger war es, mit dem Rotang ein richtiges Rechteck zu bilden.
Hätte ein Sachverständiger die Führung übernommen, so wäre das Kunststück
vielleicht geglückt, da nun aber acht oder zehn Männer mithelfen
wollten und jeder seine Meinung geltend machte, misslang das Experiment
und das Rechteck wurde immer wieder schief. Schliesslich rief
man D e m m e n i als Autorität im Gebiete der Baukunst zu Hilfe und,
da alle auf ihn hörten, erhielt man bald das gewünschte Rechteck^
auf dem die Pfähle verteilt werden sollten. Hierauf ging man an die
Verteilung der Seiten und gab durch in den Boden gesteckte Stöcke
an, wo die Pfähle eingerammt werden mussten.
Das Haus sollte 23 m breit werden, d. h. gleich breit wie der
Rücken, auf dem die Niederlassung gebaut werden sollte. Es sollte
ferner an das provisorische Häuptlingshaus anschliessen und sich bis