Eigenschaften begabt vor. Aus diesem Grunde wirft ein Kajan, der
schwer dazu zu bewegen ist, einen Gegenstand durch Verbrennen zu
vernichten, ihn anstandslos in den Fluss, in der Ueberzeugung, dass
er sich im Wasser doch noch durch Schwimmen retten könne.
Eine besonders rücksichtsvolle Behandlung erfahren bei den Men-
dalam Kajan und allen Busäng sprechenden Stämmen am Mahakam
die Seelen derjenigen Gegenstände, die im Leben des Menschen eine
wichtige Rolle gespielt haben; sie werden zu Lebzeiten gesammelt
und auch nach dem Tode ihres Eigentümers in einem grossen Packen,
Iggen genannt, aufbewahrt. Zwar kümmert sich keiner weiter um den
Packen, auch lässt man ihn beim Verlassen des Hauses unter dem
Dache zurück; niemand würde jedoch wagen, ihn zu vernichten. (Siehe
folg. Kap.)
Im vorhergehenden haben wir die Vorstellungen kennen gelernt,
d ie'sich die Bahau von sich selbst, ihrer irdischen Umgebung und
den über ihnen stehenden Mächten gebildet haben; betrachten wir jetzt
die Beziehungen, die zwischen der Geister- und Menschenwelt bestehen.
Das Bedürfnis, für ihren Lebenswandel eine Richtschnur und über
ihre Zukunft einige Gewissheit zu erlangen, hat in den Bahau die
Ueberzeugung entstehen lassen, dass ihnen die guten Geister des A p u
Lagan durch die Vermittlung von Tieren und auffallenden Ereignissen
den Willen und die Pläne Allvaters mitteilen. Aus dieser Ueberzeugung
hat sich ein ausgebreitetes System von Vorzeichen entwickelt, das
nicht nur bei wichtigen Unternehmungen, sondern auch im täglichen
Leben, und zwar bei den verschiedenen Stämmen in verschiedenem
Masse, eine grosse Bedeutung erlangt hat.
Die Zahl dieser Vorzeichen ist eine sehr grosse und ihre Arten sind
sehr verschieden; die wichtigsten, welche unter allen Umständen bei
den Bahau Gültigkeit haben, werden dem Vogelfluge entnommen. Es
handelt sich hierbei hauptsächlich darum, ob gewisse Vögel rechts oder
links vom Beobachter auffliegen oder ihre Stimme hören lassen. Die
beiden massgebendsten der wahrsagenden Vögel der Bahau sind der
h isit oder sit (Anthreptes malaccensis) und der teländj&ng (Platilophus
coronatus), beides auf Borneo sehr verbreitete Honigvögel. Die Kfenja-
stämme legen ausserdem viel Gewicht auf das Erscheinen einer roten
Trogonart (Trogon elegans) und eines verbreiteten braunen Falken
mit milchweissem Kopf (Habiastur intermedia).
Zu den wahrsagenden Tieren gehören ferner auch das Reh, kidjang
(Cervulus muntjac) und eine schwarze Schlange mit 4 weissen Längsstreifen
und einem lackroten Kopf, Bauch und Schwanz (Doliophis
bivirgatus Boie).
Da auch ein sorgfältiges Befragen und Befolgen der Vorzeichen
den Bahau nicht genügend erschien, um sich Tamei Tingeis Wohlwollen
und somit ein glückliches Leben ohne Krankheit und Unglück
zu verschaffen, erfanden sie ein System von Verbotsbestimmungen,
eine religiöse adat, die ihnen zwar jede Freiheit des Handelns benimmt,
ihren ängstlichen Gemütern jedoch eine grosse Beruhigung
gewährt.
E s würde zu weit führen, an dieser Stelle auf die zahlreichen Arten
der Verbotsbestimmungen näher einzugehen; sie durchziehen das ganze
Leben der Bahau derart, dass der Leser mit den Bewohnern von
Mittel-Borneo gleichzeitig auch diese religiöse adat kennen lernen
wird. Einige Beispiele mögen aber erläutern, was die Bahau im allgemeinen
mit den ständig bei ihnen wiederkehrenden Worten „p%-
m a li" und „ la li" bezeichnen.
Unter pem ali (Hauptwort) und la li (Eigenschaftswort) wird in der
Busangsprache alles, was sich auf religiöse Verbote bezieht, verstanden.
Das Wort lä li hat die gleiche Bedeutung wie das polyne-
sische tabu, wie das malaiische pantang und das buling im Kapuas-
Malaiisch. Die Dajak legen dem la li einen doppelten Sinn b e i: das
eine Mal bedeutet es „verboten” im allgemeinen, so wird z. B. beim
Tode eines Häuptlings die Niederlassung und der Flusslauf für lä li erklärt,
d. h. sie dürfen von keinem Fremden betreten werden; ferner ist es
lä li, zu bestimmten Zeiten etwas Bestimmtes zu essen, zutun, Zusagen.
Das andere Mal wird lä li in dem Sinne von „geweiht” gebraucht,
z. B. : „ luma lä li" = „geweihtes Reisfeld” , das nur für religiöse
Zwecke benutzt werden darf; „haung lä li" — „geweihter Hut” , der
nur bei religiösen Zeremonien aufgesetzt werden darf u. s. f. Wie dem
Eigenschaftswort „ l ä l i ' kommt auch dem zugehörigen Hauptwort
„p em ali" eine doppelte Bedeutung zu. Mit „p qm ä li' werden sowohl
alle 'durch die religiöse adat vorgeschriebenen Verbotsbestimmungen
als auch geweihte Gegenstände bezeichnet. Alle symbolischen Gegenstände,
durch welche die Priesterinnen den Geistern ihre Wünsche
vortragen, heissen „p $m ä li’, desgleichen alle Gegenstände, die überhaupt
beim Gottesdienst gebraucht werden.
Obgleich die Bahau mit Hilfe der guten Geister und der Vorzeichen