von den Umständen abhängen, nur für das Säen sucht man bestimmte
Tage einzuhalten. Wenn irgend möglich, beginnt man mit der Saat
an dem Tage, wo die Sonne an einem bestimmten Punkte des Horizontes
untergeht.
Bei den Kajan am Mahakam richtete der Oberpriester neben dem
neuen Hause am B lu -u zwei längliche Steine von verschiedener Höhe
auf und stellte sie so, dass das Zeichen für die Saat gegeben war, ' O O 1
wenn die Sonne in der Verlängerung ihrer Verbindungslinie unterging.
Man erzählte mir, dass die Höhlungen in einem Felsblock bei Batu
Sala, im Flussbett des oberen Mahakam, dadurch entstanden seien,
dass die Priesterinnen der umliegenden Stämme von alters her jedes
Jahr auf dem Stein gesessen hätten, um zu beobachten, wann die
Sonne hinter einem bestimmten Gipfel des gegenüberliegenden Gebirges
untergehen würde; dieser Zeitpunkt war dann für den Beginn
der Saat massgebend.
Ausser bei zu grösser Nässe wird mit dem Reisbau auch dann noch
mit einer Verspätung angefangen, wenn die letzte Ernte besonders
günstig ausgefallen war. In solchen reichen Zeiten begeben sich die
Männer auf Handelsreisen, bauen Böte, bessern das Haus, aus, oder
verrichten sonstige Arbeiten, die sie während der Zeit drückender
Feldarbeit nicht vornehmen können. Herrscht dagegen Reismangel
im Stamme, so beginnt man baldmöglichst mit der Saat.
Jede umfangreichere Arbeit, so auch die Bearbeitung der Reisfelder,
wird bei den Bahau stets durch die gemeinsame Arbeit verschiedener
Gesellschaften von 4— 6 Personen besorgt. Es sind nicht immer F a milienglieder,
sondern, vor allem bei jungen Männern, häufig Freunde,
die einander Hilfe leisten und diese später mit einer gleichen Anzahl
von Arbeitstagen heimzahlen. Nur Söhne und Töchter sind ausdrücklich
verpflichtet, ihre Eltern bei der Arbeit zu unterstützen. Dieses
gemeinschaftliche Verrichten einer Arbeit nennen die Bahau ■.paladöw,.
wörtlich : tagweise.
Derjenige, bei dem gearbeitet wird, muss seinen Gehilfen am betreffenden
Tage das Essen liefern; am Mendalam wird aber, besonders
in Zeiten von Reismangel, nicht immer während der Arbeit eine Mahlzeit
gehalten.
In der drückendsten Arbeitszeit geht jeder, der arbeiten kann, aufs
Feld; im Hause bleiben nur Kinder unter 8— 10 Jahren, Frauen,' die
Kinder unter zwei Jahren zu versorgen haben, Greise und Kranke zurück.
Der Auszug aufs Feld findet am Mendalam bei Sonnenaufgang,
um 6 Uhr, statt. Ausgerüstet mit den augenblicklich gerade erforderlichen
Ackergerätschaften, z. B. Schwertern und Beilen zur Zeit
des Waldfällens, Schaufeln zur Zeit des Jätens, dazu stets mit einem
Speer bewaffnet, begeben sich die Trüppchen zumpaladow in einem Boot
oder längs einem Waldpfad auf das Arbeitsfeld. Hat man zu Hause
noch nicht gefrühstückt, so macht sich einer von der Gesellschaft,
meist eine Frau, an die Zubereitung des Morgenimbisses.
Nicht immer erreicht die Gesellschaft ihr Arbeitsfeld; begegnet sie
unterwegs einem links auffliegenden Vogel, der gerade zu den wahrsagenden
gehört, oder bemerkt sie eine rotköpfige Schlange (Doliophis
bivirgatus Boie), die den Kopf in die Richtung des Hauses dreht, oder
hört sie den Schrei eines Rehs, so kehren sämmtliche Teilnehmer
unverrichteter Sache wieder nach Hause zurück. Auch wenn die Gesellschaft
in dem Häuschen, das oft auf dem Felde errichtet wird,
eine beliebige Schlange erblickt, macht sie sich schleunigst auf den
Heimweg.
Bei den verschiedenen Stämmen sind auch die Warnzeichen, welche
einen Aufschub der Feldarbeit verlangen, einigermassen verschieden.
Die Bahau beschäftigen sich an den Tagen, an denen die Tiere
ihnen die Arbeit auf dem Reisfelde verbieten, zu Hause mit Flechtarbeit,
Nähen und dergl.
Das Wahrnehmen schlechter Vorzeichen ist am ersten Tage der
beginnenden Feldarbeit besonders verhängnisvoll; begegnet man nämlich
morgens beim ersten Auszug einem ungünstigen Zeichen, so darf man
ein ganzes Jahr lang überhaupt keinen Reis bauen, nur Bataten, Mais
u. a. dürfen dann gepflanzt werden. Um derartigen Zuständen vorzubeugen,
geht man das erste Mal, kluger Weise, nachts aufs-Feld.
Sieht man in der Zeit der Vorarbeiten ein Reh übers Feld laufen,
so darf dieses ebenfalls nicht im gleichen Jahre bearbeitet werden,
sondern man beschränkt sich auch in diesem Falle auf den Anbau
anderer Bodenprodukte.
Die Jahreseinteilung richtet sich bei den Bahau, wie bereits erwähnt,
nach den verschiedenen Arbeiten, die auf dem Reisfelde vorgenommen
werden. Das Jahr zerfällt demnach in 8 Perioden :
ngbas = mqdä — Fällen des Unterholzes.
newäng = Fällen der Bäume.
nutung = Verbrennen des gefällten Holzes.