bleiben wollte, um ihm selbst die Arznei zu verabreichen. Die Chinindosis,
die er morgens und abends regelmässig einnahm, und die rationelle
Ernährung taten dem Manne sichtlich gut. Am Abend vor
meiner Abreise erklärte ich O b e t nochmals, dass ich ihn bestimmt
nicht auf die Reise mitnehmen würde und dass er sich noch lange
nach seiner Genesung in Acht nehmen müsse, um einen Rückfall, der
für ihn sehr gefährlich werden konnte, zu vermeiden. Dank den zurückgelassenen
Arzneien genas der Patient vollkommen, als er aber
später hörte, dass es mit meiner Abreise Ernst wurde und dass die
Kajan mich begleiten sollten, zog er doch wieder in den Wald, um
seine Böte rüsten zu lassen. Trotz einer Erkältung, die er sich hierbei
zuzog, ging er wieder fischen und wurde schliesslich von einem so
heftigen Fieberanfall gepackt, dass er nach drei Tagen starb.
Bei meiner Abreise am 26. Februar wiegte ich mich jedoch noch
in der Illusion, dass ich den Häuptling gerettet hatte, und zu meiner
angenehmen Ueberraschung erklärten sich diesmal sechs Mann ohne
Widerrede bereit, mich nach Long Blu-u zurückzubringen. An Napo Liu
liess man mich nicht ohne Weiteres vorbeifahren, sowohl bei L e d ju L i als
bei T e m e n g g u n g I t jo t musste ich viele Kranke behandeln; da der Maha-
kam überdies noch sehr geschwollen war, wurde es Abend, bevor wir
unterhalb der Niederlassung von T e k w a n ankamen. Hier herrschte la li
p a r e i (Verbotszeit beim Beginn der Ernte), weswegen wir nicht im Dorfe
übernachten durften, was mir sehr angenehm war. Als Nachtquartier fanden
wir eine leerstehende, kleine Reisscheune, in welcher meine Leute mir
das Klambu aufschlugen und sich dann unter demselben neben einander
schlafen legten. Glücklicherweise regnete es am folgenden Morgen nicht,
so dass wir mit frischem Mut den Kampf mit der Strömung wieder beginnen
konnten. Einige Stellen Hessen sich nur mit grösser Anstrengung
überwinden, da der Mahakam nachts leider wieder gestiegen
war. Als wir zwischen den Inseln hindurch auf gänzlich neuen Wegen
fuhren, trafen wir auf einem derselben B i e r mit seiner Gesellschaft, der
nicht länger auf einen günstigen Wasserstand hatte warten wollen und
nun, so gut es eben ging, für seine Peilungen passende Standorte zu
finden suchte. E r erzählte, dass uns einige Schutzsoldaten eine Postsendung
aus Long Töpai mitgebracht hatten, die ich ihm zum Trost
zukommen zu lassen versprach.
Zu Hause angekommen fand ich alles in Ordnung, nur war ich sehr
enttäuscht, dass das Dach des neuen Hauses noch immer nicht ganz
gedeckt war und dass noch neue Dachschindeln gemacht werden sollten,
so dass wir sicher bis zum folgenden Monat warten mussten, bevor
an eine Abreise zu denken war.
Anfang März beauftragte ich die Pflanzensucher, die Pflanzen, die
bis dahin frei in Bambuskörben gestanden hatten, in Kisten zu setzen.
Die Malaien und Javaner sollten inzwischen unsere Böte mit neuen
Rändern versehen und die alten mit Rotang festbinden.
Die Kajan ersahen hieraus, dass ich ernsthaft an die Reise dachte
und dass ich nicht die Absicht hatte, wie im Jahre 1897, ihre Ernte
abzuwarten. Durch das späte Säen, den Bau des Häuptlingshauses
und vieler kleinerer Häuser, sowie durch den vielen Regen, der den
Reis nicht reifen liess, war die der Ernte vorangehende Verbotszeit
bei den Kajan erst Anfang März abgelaufen. Ich hoffte nun bald zu
vernehmen, dass man sich auf die Vogelschau begeben würde, statt-
dessen erzählten mir einige Knaben im Geheimen, dass man auch
noch für die Seiten wände des Hauses Eisenholzschindeln herstellen
wollte. Ich war zu sehr daran gewöhnt, durch Umwege hinter die
Wahrheit zu kommen, um den Knaben keinen Glauben zu schenken,
und rechnete daher sogleich mit einer neuen Verzögerung unserer
Abreise. Meine Vermutung erwies sich als richtig, nur beruhte die
Verzögerung nicht auf der Herstellung von Schindeln.
Die Hauptsache war, dass wir aus der Zeit, die wir notgedrungen
bei den Bahau verbringen mussten, so viel Vorteil als möglich zu
ziehen suchten.
Der Kontrolleur hatte bereits einen Monat bei den Long-Glat in
Long Tüpai verbracht und somit genügend Zeit gehabt, um die Bevölkerung
kennen zu lernen ; er selbst war übrigens derselben Meinung.
Da B i e r sich nun auch mit seiner Gesellschaft dem Kontrolleur angeschlossen
hatte, waren beide stark genug, um sich in eine Umgebung
zu wagen, von deren friedfertiger Gesinnung wir nicht so ganz 0 0 » o o o
überzeugt waren. In dieser Ueberlegung schlug ich B a r t h vor, bei
günstigem Wasserstand bis Long Döho hinunterzufahren, zudem lauteten
die Berichte von dort derart, dass ein längerer Aufenthalt unserer
Gesellschaft oder eines Teiles derselben dort sehr wünschenwert
war. Der Häuptling von Long Döho, B a n g J o k , war von unterhalb
der Wasserfälle gebürtig und hatte sich mit seinem Stamm erst im
Jahre 1893, als er sich in seiner früheren Niederlassung Lirung Tika
wegen der Bedrohungen des Sultans nicht mehr sicher fühlte, ober