folgenden Morgen auf gleicher Höhe durch einen sumpfigen Wald
weiter. Unseren Kajan lief das Wasser im Munde zusammen beim
Anblick der zahlreichen Spuren von Wildschweinen und Nashornen.
Nach S o r o n g s Angabe hatten wir einen kleinen Nebenfluss des Blu-u
zu durchschreiten und dann einen Gipfel zu besteigen, den er zwischen
den Bäumen glaubte durchschimmern gesehen zu haben.
Von unten heraufziehende Wolken umhüllten uns und der freundliche
Sonnenschein, der den dunklen, ewig triefenden Wald etwas
belebte, verschwand. Wir zogen über eine Menge abgestürzte, scharfkantige
Sandsteinblöcke, die nass und mit Moos bewachsen waren
und dem Fuss nirgends einen festen Stützpunkt boten. Bald wurde
Arm oder Fuss von den Schlingen und Haken der Lianen festgehalten,
bald schlugen uns dornige Rotangranken ins Gesicht, so
dass wir unter diesen Umständen an zwei Augen lange nicht genug
hatten. Unsere Träger bewegten sich von dem einen Felsblock zum
anderen, indem sie sich überall mit Händen und Füssen festklammerten;
ihr Schweigen bewies den Eindruck, den diese Umgebung auf
sie machte. Später überfiel uns ein kalter Regenguss, der die Nässe
unserer Kleider zwar nicht mehr steigern konnte, uns seiner Kälte
wegen aber sehr unangenehm berührte. Als wir nach einer Kletterei
von einigen Stunden an der Richtigkeit von S o r o n g s Angaben zu
zweifeln begannen, suchten wir uns unter einigen Uberhängenden Felsblöcken
einen trockenen Platz und sandten zwei Malaien vom Mölawi
auf Kundschaft aus.
Die Rast war uns zwar sehr, angenehm, aber das Warten erschien
uns schliesslich doch etwas lange, auch brachten uns die Malaien nicht
einmal sehr ermutigenden Bericht. Zwar hatten sie den Gipfel gefunden,
aber sie zweifelten daran, dass er der richtige war, ausserdem wurde
der Weg zu ihm nicht besser. Also ging es zwischen Felsblöcken,
Sträuchern und Lianen vorwärts, bis wir an ein trockenes Flussbett
gelangten, das nur bei heftigem Regen Wasser zu führen schien.
Jetzt, bildete es nur einen nackten Einschnitt in der Bergwand, mit
verwitterten Wänden und gefüllt mit losem Gestein verschiedenster
Grösse. Das Gehen war beschwerlich, aber die ungewohnte Freiheit der
Bewegung wirkte ermunternd, daher betraten wir mutig, einer hinter
dem anderen, den Pfad, der mit 30° Steigung aufwärts führte.
Das Flussbett wurde bald so steil, dass die Vordersten nicht mehr
gehen, sondern an den Wänden hinaufklettern mussten. Die Hinteren
suchten ihr Heil sehr bald im Walde, denn die von ihren Vorgängern
losgelösten Steine wurden ihnen zu gefährlich. Wir beschuhten Europäer
brachten auffallender Weise viel mehr Steine ins Rollen als die bar-
füssigen Eingeborenen, die noch dazu eine Last zu tragen hatten. Die
Biegsamkeit und das Gefühl in ihren Fusssohlen bieten ihnen beim
Gehen einen grossen Vorteil, daher verwickeln sie ihre Füsse auch
so selten in den Schlingen der Lianen, aus denen man sich oft schwerer
als aus Schnüren derselben Dicke befreien kann.
Bald befanden wir uns vor einem Kamin, dessen Wände zu verwittert
waren, um an ihnen hinaufklettern zu können. Unsere braunen
Gefährten kamen uns wieder zu Hilfe, steckten einige dicke Stöcke zu
beiden Seiten in den Boden und geleiteten uns so zu dem zuverlässigeren
Waldboden. 100 m höher gelangten wir auf einen schmalen
Sattel, der auf der anderen Seite ebenso steil abfiel und somit wieder
eine Untersuchung verlangte.
Links von uns erhob sich eine hohe, steile, dicht bewachsene Felswand
und rechts ein nur 40 m hoher Hügel, der uns voraussichtlich
über die nächste Umgebung einen Ueberblick geben konnte. Indem
wir uns durch moosbedecktes Gestrüpp hindurchwanden und mit Hilfe
von Leitern schwierigere Stellen passierten, erreichten wir die Spitze,
die mit dichtem Grün von Rhododendren und seltsamen Nepenthes
bedeckt war. Eine Aussicht war aber nicht vorhanden, denn unmittelbar
über uns umhüllte eine dicke Wolkenlage alle höheren Gipfel.
Vor Nässe triefend und vor Kälte zitternd beschlossen wir, bis zum
folgenden Tage zu warten, und kehrten auf den Sattel zurück, wo
uns die Kajan mit einigen geraden, dünnen Hölzern bald das Gerüst
für eine Hütte zusammenstellten, die wir mit einigen Segeltüchern
vervollständigten.
Ein Kleiderwechsel brachte uns bald ein behagliches Gefühl; leider
musste das Wasser auf dieser Höhe weither geholt werden und wir
daher lange auf einen warmen Trunk warten. Die Malaien erstiegen
noch den Gipfel links von unserem Sattel und bemerkten, dass er
der zweite Gipfel war, um dessen Fuss wir tagsüber gezogen waren,
und dass der dritte Gipfel noch hinter diesem lag. Es zeigte sich zugleich,
dass diese beiden Gipfel durch eine so tiefe und steile Schlucht
getrennt waren, dass an ein Hinüberkommen nicht zu denken war.
Obgleich der gefundene seitliche kleine Gipfel nicht der gewünschte
war, hatten wir doch durch unseren Zug nach rechts, der Bergwand