wert, denn unter uns lagen zwischen dornigem Gesträuch die abgehackten
Aeste übereinander, so dass ein Fall bedenkliche Folgen
gehabt hätte. Glücklicher Weise betrat ich hier nicht zum ersten Mal
einen Baumpfad im Morastwalde, aber 1 1/3 Stunden hintereinander,
wie hier, war ich noch nicht auf solchem Wege marschiert und so
hielt ich mich vor Ermüdung kaum noch auf den Füssen, als wir
endlich wieder den Boden betraten. An meinen Begleitern bemerkte
ich jedoch keine Ermattung, sie waren auch zu sehr von der freudigen
Erwartung des bevorstehenden Fischfangs erfüllt, um sich in die Schwierigkeiten
hineinzudenken, die ein solcher Gang über glatte Baumstämme
ohne stützendes Geländer dem schuhbedeckten Fusse eines Europäers
bereiten musste.
Der Marsch durch ein verlassenes, dicht bewachsenes Reisfeld zählte
für gewöhnlich schon zu den Prüfungen, jetzt jedoch erschien er mir
wie eine Erholung.
Zeitig genug langten wir am Ufer des Samus a n ; die hier versammelte
Gesellschaft hatte ihre Reismahlzeit noch nicht begonnen.
An den sandigen, weissen Ufern des Samus,O ' mitten im hohen Urwald,
boten die geschäftigen Männer, Frauen und Kinder eine Reihe
anmutig wechselnder Bilder. Auch die Ma-Suling hatten diesen Tag
zum Fischen gewählt und ich bemerkte unter ihnen fremde Gestalten,
die ihre Scheu jedoch bald ablegten, als sie die anderen sich so frei
in meiner Gegenwart bewegen sahen.
Während des Essens kam die Nachricht, dass sich die Fische; diesmal
in geringerer Zahl als sonst, weiter oberhalb im Bache befanden.
Sogleich machten sich die Männer auf, durchwateten das Flüsschen
und verschwanden im Walde. Nur mit Mühe konnte ich einige Knaben
bestimmen, bei mir zu bleiben und mir den Weg zu weisen. Dieser
führte gleich anfangs quer durch den Fluss, den meine braunen Führer
einfach durchschwammen, während ich ihn, um nicht gleich durch und
durch nass zu werden, watend zu passieren versuchte. Diese Vorsicht
erwies sich aber als unnütz, da ich doch bis an.,die Brust ins Wasser
musste;-die Erfrischung war übrigens angenehm und bei der ständigen
Bewegung nicht schädlich. Nachdem wir ein Stück Wald und mehrmals
den gleichen Bach durchquert hatten, erreichten wir den Schauplatz
des grossen Ereignisses: einige Meter unter uns zwischen steilen Uferwänden
standen die Kajanmänner im Wasser, bewaffnet mit grossen
Fischhaken, die so lose an langen Stöcken befestigt waren, dass sie
beim Zurückziehen im Fischkörper haften blieben. Da der Haken aus-
serdem an eine Schnur gebunden war, konnte der Fischer die erfasste
Beute bequem heranholen. Bei meiner Ankunft hatten die Leute bereits
viele Fische gefangen I zwar waren die Tiere diesmal nicht, wie
es früher vorgekommen sein soll, in solch gedrängter Masse erschienen,
dass ihre Rücken an der Wasseroberfläche sichtbar wurden, vielmehr
musste man sie aus Uferhöhlen und unter Baumstämmen, die
im Bache umherlagen, hervorstöbern, doch gelang es, eine grosse Anzahl
aus diesen Schlupfwinkeln aufzuscheuchen.
E s ging sehr lebhaft beim Fischen her. Der Fang eines besonders
schönen Exemplars erfüllte jeden mit Genugtuung und, wenn ein aufgejagter
Fisch mit kräftigen Schlägen zwischen den Fischern hindurchschoss,
stürzten alle voll Eifer auf ihn zu, da jeder den ersten Speerwurf
tun wollte, selbst auf die Gefahr hin, einen Menschen statt des
Fisches zu spiessen.
Die Männer beeilten sich, sobald ein Fisch am Haken zappelte,
das wütende Tier mit dem schrecklichen Gebiss durch einen kräftigen
Schwertschlag hinter dem Kopfe unschädlich zu machen; auf
dem Trocknen wurde der Kopf gänzlich vom Rumpf geschieden und
dieser ausgeweidet. Wenn die Fische sehr zahlreich erschienen, wagte
man sich, aus Furcht gebissen zu werden, nicht ins Wasser. Dass
diese Furcht nicht unbegründet war, bewiesen einige grosse Narben
an den Beinen der Kajan. Diesmal schienen nur grosse Fische den
Samus hinaufgeschwommen zu sein; denn die gefangenen Exemplare
waren mindestens io kg schwer.
Nach einigen Stunden besassen alle einen genügenden Vorrat an
Fischen und, da der Weg noch weit war, begann man an den Rückzug
zu denken. Die Knaben hatten bereits die Fische an den Platz vorausgetragen,
wo die Frauen schon seit dem Morgen mit den Vorbereitungen
zur, Mahlzeit beschäftigt waren; geröstete tapa bildeten nun
das Hauptgericht und es schmeckte so gut, dass keiner Lust zum
Aufbruch verspürte, was mir, in der Voraussicht auf eine Wiederholung
der Expedition vom Morgen, sehr angenehm war.
Unter einem hohen Uferbaum hielten einige mir wohl bekannte
Frauen der Ma-Suling Siesta, und ich nahm mir die Freiheit, mich in
ihrer Nähe im Schatten des gleichen Baumes niederzulegen; ihr Schlaf
schien aber durch meine Anwesenheit gestört zu werden; denn sie
begannen zu schwatzen. Eine von ihnen war ihres Gesanges wegen