3° Einkauf von Böten und Reis.
Angst und Sorgen bereitet hatte, konnte ich nicht mehr retten, er O O '
starb drei Tage nach meiner Ankunft; das verzweifelte Jammern seiner
Mutter tönte mir noch lange Zeit in den Ohren. Kleine, infolge
leichter Malariaanfälle anämisch aussehende Patienten wurden mir in
grösser Zahl gebracht; in den ersten 14 Tagen kamen sie regelmässig
zu bestimmter Zeit, um ihre Chinindosis einzunehmen.
Obgleich die Rosen, die auf ihre Wangen zurückkehrten, einen etwas
bräunlichen Ton hatten, so war doch das Schwinden der graugelben
Hautfarbe, die wiederkehrende Fröhlichkeit und das gesündere Aussehen
erfreulich zu beobachten.
Bei- meinem ersten Besuch in Tandjong Karang hatte ich die Leute
nur mit Mühe dazu bringen können, mir irgendwelche Gegenstände
für meine ethnographische Sammlung abzutreten; jetzt brachte man
mir bereits von selbst allerhand Sachen. Ich suchte aber nur einige
besonders schöne Schnitzereien in Horn und Holz zu erlangen, da es
mir nur darum zu tun war, meine beiden früheren Sammlungen zu
vervollständigen.
Mein Hauptinteresse galt aber der Vorbereitung für die Expedition,
d. h. dem Einkauf von Böten und Reis. Zwar waren, wie erwähnt,
bereits vor langer Zeit 25 Böte bestellt worden, aber aus Ungewissheit
und Sorglosigkeit hatten die Kajan die Arbeit noch nicht beendet,
öbgleich sie dieses Mal zum Glück mehr zu Stande gebracht hatten,
als vor meiner früheren Reise. Um den Leuten zu zeigen, dass es
mir Ernst war, suchte ich auch nach alten brauchbaren Böten und
zwar mit gutem Erfolge. Sobald der eine Kajan sah, dass sein Nachbar
an seinem Boote arbeitete, machte auch er sieh, um nicht im Rückstände
zu bleiben, ans Werk; so half die Konkurrenz mehr als alle
Worte. Der Konkurrenz verdankte ich es auch, dass ich die Böte zu
den gleichen Preisen wie früher erhielt. Da ich für meine Vogel- oder
mexikanischen Dollars, die in West-Borneo noch stets neben dem holländischen
Gelde zirkulieren, in Singapore nur fl. i . io bezahlt hatte
und die Chinesen sie den Dajak immer noch zu fl. 1.50 berechnen,
kaufte ich sehr vorteilhaft ein.
Noch mehr Schwierigkeiten als das Herbeischaffen von Böten bereitete
der Einkauf von Reis; ich hatte ihn in grösser Menge nötig
und der Reisvorrat der Kajan war beinahe erschöpft.
E s lag mir daran, von dem Gelde, das für Reis ausgegeben werden
musste, besonders viel den Kajan selbst zukommen zu lassen, daher
Reiseverhandlungen.
verabredete ich mit A k am Igäu , dass er unter den Familien von
Tandjong Karang 100 Dollar verteilen sollte, für die sie mir nach
der Ernte Reis zu liefern hatten. A k am Ig au behielt jedoch einen
guten Teil des Geldes für sich und seine Leibeigenen und folgte bei
der Verteilung so sehr seinen Sympathieen, dass einige, die auch etwas
beitragen wollten, aber nicht in seiner Gunst standen, leer ausgingen.
Als man mit Klagen zu mir kam, konnte ich mich durch einige Dollars
Vorschuss einer weiteren - Quantität Reis versichern. Leider war
dieses Verfahren nicht auch in den höher gelegenen Niederlassungen
anwendbar^ die Ernteaussichten waren dort sehr schwach, und viele
Männer beteiligten sich nur deshalb an der Expedition, um später
mit dem verdienten Lohn für sich selbst Reis einkaufen zu können.
Kaum hatten die Chinesen und Malaien in Putus Sibau gemerkt,
dass es etwas zu verdienen gab, als auch sie mir anboten, nach der
Ernte, sobald die benachbarten Dajakstämme ihnen , ihre Schuld in
Reis bezahlt haben- würden, einige Tausende von Kilo zu liefern.
Inzwischen kam auch wieder die Frage nach dem Termin des Aufbruchs
zur Sprache. Bald nach der Abreise der Batang-Lupar kam
T ig a n g nochmals zu mir und erklärte, dass seine Leute nicht vor der
nächsten Reissaat aufbrechen wollten. Glücklicher Weise sind die
Kajan Beweisgründen zugänglich,- so dass mir T ig a n g auf meine Bemerkung,
dass nach dem langen Warten eine ungünstige Reisezeit
angebrochen sein würde, nichts anderes erwidern konnte, als dass die
Beteiligung an der Expedition den Kajan viele Opfer kostete.
Nach langem Hin- und Herreden wurde beschlossen, dass die Männer
nach dem Erntefest einige neue Grundstücke für die Anlage der
Reisfelder suchen sollten und dass wir, wenn auch das Fällen des Waldes
beendet sein werde, die Reise antreten” sollten.
A k am Ig a u war zwar bei dieser Verhandlung nicht gegenwärtig
gewesen, ich wusste aber doch, dass auch er für einen beschleunigten
Aufbruch war und fragte ihn daher nicht um seine Meinung. Wir
hatten zugleich überlegt, dass es unmöglich sein würde, für die i40&Mann
die sich am Zuge beteiligen sollten, auch den Proviant in den Böten
gleich mitzuführen; es sollte daher ein Vorrat Reis und Salz so schnell
und so weit als möglich den Kapuas aufwärts transportiert und dort
bewacht werden, bis wir nachkamen und ihn über Land weiterschaffen
konnten.
Als die Zeit des Aufbruchs ungefähr bestimmt war,' erkundiOgten