mittel zu geben, die in den Händen dieser Menschen gefährlich hätten
werden können.
' Da B e l a r e so viel daran gelegen war, als einer der vornehmsten
Häuptlinge angesehen zu werden, war es mir sehr angenehm, dass ich
sowohl ihm als K w in g I r a n g als Anerkennung für die Hilfe, die sie
mir auf der vorigen Reise geleistet hatten, seitens der Regierung ein
Geschenk anbieten konnte. B e l a r e fand nun zwar den vergoldeten
Silberbecher, den ich ihm überreichte, als Schaustück sehr schön, aber
viel zu prunkend, um ihn täglich zu gebrauchen, und erbat sich daher
von mir persönlich zum Alltagsgebrauch noch einen Satz Elfenbeinarmbänder,
wie ich ihn H i n a n L i r u n g geschenkt hatte. Ueberzeugt,
dass mein wegen seiner Wildheit berüchtigter Freund nicht daran
gewöhnt war, einen einmal geäusserten Wunsch fahren zu lassen, gab
ich ihm nach, nahm mir aber vor, in Zukunft so sparsam als möglich
mit meinen Tauschartikeln umzugehen.
Die Pnihing verlangten wohl unter dem Eindruck meiner grossen
Vorräte für Böte, die ich jetzt anschaffen musste, so hohe Preise, dass
A k a m I g a ü mir riet, mich lieber an ihre Verwandten am TjShan zu
wenden, die an neuen Böten eine grosse Auswahl besassen. Meinem
Gastherrn gefiel dieser Plan jedoch durchaus nicht, und ich hatte alle
Mühe, ein kleines Boot mit 4 Ruderern zu erlangen, das mich mit
A k a m I g a u und meinem Diener M id a n än den weiter oben in den
Mahakam mündenden Tjghan bringen sollte. Nach sechsstündiger
Fahrt erreichten wir um 4 Uhr nachmittags das Haus der Pnihing,
das am rechten Tjöhanufer erbaut war; bei meinem ersten Besuch
vor zwei Jahren war es noch nicht vollendet gewesen.
Trotzdem die Häuptlinge nicht-zu Hause waren, begannen wir doch
sogleich die vielen halb und ganz fertigen Böte zu besichtigen, und
mit A k a m I g a u s Hilfe erwarb ich für schwarzen Kattun und Perlen
sogleich zwei derselben. Zwei andere Böte, die ich gern erstanden
hätte, gehörten dem Häuptling P a r e n , der abends zurückkehren sollte;
daher machte ich es mir inzwischen auf der grossen Galerie vor
seiner Wohnung bequem. Reis einzukaufen, glückte mir nicht, da die
Pnihing den Söputan am Kaso bereits viel verkauft hatten; einen
besseren Erfolg hatte ich mit Batatenmehl.
Nach P a r e n s Ankunft wurde ich mit ihm wegen der Böte bald
handelseinig; da er so viel von meinen schönen Tauschartikeln gehört
hatte, sprach er den Wunsch aus, dass seine Frau A d j e i und sein
kleiner Neffe K w in g mich zu B e l a r e begleiten sollten, um sich als
Lohn für die Böte unter allen Herrlichkeiten selbst etwas auswählen, zu
dürfen. Obwohl ich diesem Dorfe nur einen kurzen Besuch machte
und seine Männer für ihre Dienstleistungen von meiner mildtätigen
Stimmung bei der Ausbezahlung des Lohnes am meisten Vorteil g e habt
hatten, wollte ich doch auch bei den übrigen Bewohnern eine
»■ute Erinnerung- hinterlassen und forderte daher O o Frauen und Kinder
auf, mich am folgenden Morgen vor meiner Abreise zu besuchen,
um sich kleine Geschenke abzuholen. Trotz unserer früheren Bekanntschaft
wagten sich anfangs doch nur wenige in meine Nähe, kaum
hatten diese aber jeder einen Ring mit bunten Glassteinen erhalten,
als die Besucher in hellen Haufen aus allen Türen zum Vorschein kamen.
Die Frauen waren auf diese wertlosen Ringe ganz versessen. Als ich
auf meiner vorigen Reise in der Zeit der Reisnot nirgends mehr Reis
auftreiben konnte, verkauften mir diese Frauen ihren letzten Vorrat für
diese Fingerringe.
Gegen 10 Uhr morgens fuhren wir mit vier neuen Böten und einem
fünften mit A d j e i und K w i n g ab. Bei B e l a r e angekommen fiel es
meinen Gästen, A d j e i und K w i n g , sehr schwer, unter allen Tauschartikeln
eine Wahl zu treffen. Endlich gaben sie sich mit einer hübschen
Jacke, einem Sarong aus batik und einigen Perlen zufrieden.
D e m m e n i hatte seine Zeit inzwischen auf andere Weise gut verwendet;
durch allerhand Gaukelspiel, durch Explodierenlassen von
Magnesiumpulver und Verbrennen von Magnesiumband hatte er die
Pnihing in so gute Stimmung versetzt, dass der Kontrolleur es für
wünschenswert hielt, mit ihm noch einige Zeit zu bleiben. Da auch
B e l a r e diese Gäste gern behalten wollte, beschloss ich, allein zu
K w in g I r a n g an den Blu-u zu ziehen, um dort alles für einen längeren
Aufenthalt vorzubereiten.
Als B e l a r e abends mit einigen der vornehmsten Familienväter zu
einem Plauderstündchen zu mir kam, brachte ich das Gespräch auf
einen Zug zur Mahakamquelle. Ich hatte nämlich bereits 1 8 9 6 B e l a r e ,
der auf seinen Jagden und zahlreichen Expeditionen nach Sörawak
diesen Teil des Mahakamgebietes gut kennen gelernt hatte, zu diesem
Unternehmen zu bereden versucht. Die grosse Reisnot verhinderte uns
aber damals an der Ausführung des Planes. B e l a r e zeigte sich -auch
jetzt wiederum bereit, mich zu begleiten, verlangte aber für jeden seiner
Leute einen und für sich selbst zwei Reichstaler (21/s fl.) als Tageslohn.