entlang, nichts verloren, es kam jetzt nur darauf an, längs der Bergwand
eine Möglichkeit zu finden, um den letzten Gipfel zu besteigen.
Diese Aufgabe überliessen wir am folgenden Tage den Malaien und
suchten uns inzwischen mit Lesen und Aufzeichnen so angenehm
als möglich zu unterhalten. Die Verhältnisse waren nicht gerade gemütlich;
das Thermometer, das nachts auf -(- i4°C. gefallen war, stieg
auch am Tage nicht ü b e r -h i 7 °C . ; von unserer Hütte aus traten wir
sogleich auf durchnässtes, plattgetretenes Moos und, obwohl unser Lager
sich auf einem nur wenige Meter breiten Sattel mit sehr steilen Wänden
befand, benahm uns das umgebende Gestrüpp doch jede Aussicht.
Erst gegen 3 Uhr kam der erste Kundschafter, zum Giück mit gutem
Bericht, zurück. Der dritte Gipfel konnte bestiegen werden, sie hatten
sogar zum grössten Teil bereits einen Weg gehauen, ausserdem hatten
sie Trinkwasser gefunden.
Am anderen Tage glückte es uns, in | | j Stunden den Aussichtspunkt,
einen sehr schmalen, langen, mit Bäumen dicht bestandenen
Gipfel, zu erreichen. Die Bäume waren durch Gestrüpp und dicke
Moosbedeckung zu einem Ganzen verbunden und wir konnten uns
nur kriechend und kletternd hindurcharbeiten. In einer durch Mooswände
gebildeten Kammer Hessen wir unsere Zelte aufschlagen, sahen
aber zum Leidwesen des Topographen keine Möglichkeit, einen Standplatz
auf festem Untergrund für ihn zu schaffen. Hierfür hätten auf
dem ganzen Gipfel und teilweise an den Abhängen Bäume gefällt
werden müssen, eine Arbeit, die wegen der Härte des Gebirgsholzes
nicht ausgeführt werden konnte. Wir suchten daher, wie auf dem Batu
Situn, einige beieinander stehende Bäume aus, Hessen ihre Kronen
bekappen und zwischen ihren Aesten eine Plattform anbringen, über
welche ein Dach aus Segeltuch gespannt wurde. Ein besserer Beobachtungsposten
war unter den gegebenen Umständen kaum zu erlangen.
Trotzdem mussten, um eine freie Aussicht zu erlangen, noch viele
hohen Bäume gefällt werden; für die Pflanzensucher bot sich hier eine
günstige Sammelgelegenheit, da in dieser Regenzeit alle Bäume Blüten
oder Früchte trugen.
Durch seine Höhe von 1690 m ü. d. M. gewährte uns der Gipfel
einen Ueberblick über einen grossen Teil von Mittel-Borneo; die höchsten
Bergspitzen wurden zwischen dem oberen Mblawi und oberen Kajan
sichtbar.
An diesem Tage sahen wir jedoch wenig hiervon, denn nach dem
Sonnenschein des Morgens umhüllten uns gegen 1 1 Uhr die Wolken
von unten her. Darauf regnete es ein wenig und abends verursachte
die untergehende Sonne einen so eigenartigen bläulichen Dunst über
der ganzen Landschaft, dass sie nur in grossen Zügen erkennbar war.
Wir setzten unsere Hoffnung auf den folgenden o o Morog en,' aber in der
Nacht trat Regen ein, der bis 8 Uhr morgens anhielt. Obgleich der
200 m lange Weg zu unserem Observatorium nicht verlockend erschien
und das Thermometer nur|§ I 2 ° C . zeigte, konnte ich meine Ungeduld
doch nicht länger bezwingen und stand bald nach unserem Frühstück
fröstelnd auf der Plattform. Hier heulte der mit feinem Regen beladene
Wind in den Baumgipfeln und trieb von Süden her halb
durchsichtiög e Wolkenmassen aus dem Murunög tal über den Batu LösonOg ,'
während nach Osten hin ein bleifarbiger Wolkenschleier jeden Ausblick
benahm. Unsere Malaien waren nur mit Mühe zum weiteren Fällen
der Bäume zu bewegen und einige Exemplare blieben bis zur Ankunft
der Kajan stehen, die im Sattel übernachtet hatten und ausser ihren
starken Armen auch gute Beile mitbrachten. Noch am gleichen Tage
wurde der Gipfel so weit als nötig frei, aber weder der Abend noch
der folgende Morgen gewährten irgend welche Aussicht. Unter diesen
Umständen wussten wir nichts Besseres vorzunehmen, als in unsere
Klambu zu flüchten.
Inzwischen hatten unsere Pflanzensucher mit grossem Erfolg gearbeitet
und wollten allmählich den Rückzug antrefen, um auch die
Pflanzenwelt weiter unten zu untersuchen. Als Schutz und Hilfe gab
ich ihnen einige Malaien mit, bemerkte aber später, dass bis auf
zwei alle mitgegangen waren. Zum Glück blieben uns die Kajan übrig,
die am vierten Tag alle nach oben kamen, um die letzte Nacht vor
unserer Abreise oben zu verbringen. An diesem Morgen schien nämlich
zum ersten Mal die Sonne und sie wussten, dass der Tag uns eine
genügende Aussicht bieten würde. Sie erwarteten mit Ungeduld unseren
Aufbruch, begreiflicher Weise, denn der eine hatte ein Lendentuch,
der andere ein Kopftuch oder eine Jacke verbrannt, weil er nachts
der Kälte wegen zu nah beim Feuer geschlafen hatte.
Der hohe Punkt des Batu Lösong, auf dem wir uns eben befanden,
bot uns zuerst einen interessanten Blick auf die Gipfelfläche dieses
Gebirges. Diese neigt sich mit nur 8° nach Süden, wird höchstens einen
Kilometer breit und erstreckt sich ununterbrochen über die ganze Kette.
Nur da, wo die zwischen den Nebenflüssen des Mahakam laufenden