monsun uns weniger Patienten und mehr Kollegen brachte und es mir
glückte, eine Versetzung nach Batavia zu erlangen.
Dankbar für die mir erhaltene Gesundheit und alles, was ich aut
der prachtvollen Insel Lombok gesehen hatte, bestieg ich im Juli ein
Schiff der „Paketfahrtgesellschaft” , welches mich nach Ja v a brachte,
und sechs Tage darauf führte mich die Bahn von Surabaja an den
Ort meiner Bestimmung. Vier im idyllischen Garut verbrachte Tage
verwischten den Eindruck aller Lomboker Schrecknisse, und bei meiner
Ankunft in Batavia traten meine Borneopläne mir deutlicher als
je vor den Geist.
Nach einigen Unterhandlungen mit dem Ausschuss der oben genannten
niederländischen Gesellschaft in B atavia, zeigte sich diese
beieit, meine Pläne zu unterstützen, und als dann auch der finanzielle
Teil erledigt und die Zustimmung der Regierung erlangt war, konnte
ich mit der Ausrüstung beginnen und im Februar des Jahres 1896
von Batavia über Pontianak mit der Expedition aufbrechen.
Ueberzeugt, dass die Unterhandlungen mit den Kajan Monate dauern
würden, liess ich zwei Europäer: D e m m e n i und v o n B e r c h t o l d , von
denen sich jener mit dem Photographieren, dieser mit der Erwerbung
einer zoologischen Sammlung beschäftigen sollte, vorläufig in Batavia
zuiück; sie trafen mit mir erst im Mai am oberen Kapuas zusammen.
Hier war es mir nach monatelangem Zusammenleben mit den Kajan
am Mendalam endlich geglückt, diese ihrem Versprechen gemäss zur
1 eilnahme am Zuge nach dem Mahakam zu bewegen und die vorläufigen
Vorbereitungen, wie das Einkäufen von Böten und grossen
Quantitäten Reis, zu beenden; jedoch dauerte es noch bis zum 3. Juli,
bis wir von Putus Sibau, dem wichtigsten Handelsplatz am oberen
Kapuas, aufbrechen konnten. Im Laufe von zwei Monaten fuhren wir
den Kapuas und darnach seine beiden Nebenflüsse Bungan und Bulit
hinauf, zogen auf 800 m Höhe über die Wasserscheide und stiegen
dann zum Penaneh, einem Nebenfluss des Mahakam, hinunter. •
Der erste Empfang bei den dort ansässigen Pnihing liess nichts zu
wünschen übrig, und auch während unseres achtmonatlichen Aufenthaltes
bis zum April 1897 bei den anderen Stämmen am oberen
Mahakam fiel nichts vor, was unser freundschaftliches Verhältnis gestört
hätte. E s war anfangs mein Plan gewesen, nur zwei Monate bei
ihnen zu bleiben, aber die herrschende Hungersnot liess uns nur die
Wahl, uns ohne Unterbrechung von einem Stamme zum anderen führen
zu lassen, oder die Hungersnot am oberen Mahakam bis zum Eintritt
der -neuen Ernte mitzumachen. Wir wählten letzteres, da nur ein längerer
Aufenthalt bei den Stämmen ein Ergebnis der Reise versprach,
und es gelang uns, mit den Tauschartikeln bis zum letzten Augenblick
hauszuhalten. Im April brachen wir mit K w in g I r a n g , dem obersten
Häuptling der Mahakam-Kajan, bei dem wir Uns niedergelassen
hatten, nach dem unteren Mahakam auf, passierten die gr-ossen Wasserfälle,
, die den Ober- und Mittellauf des Mahakam scheiden, und
wurden vom Häuptling dem Sultan von Kutei übergeben, der uns
mit dem Assistent-Residenten v a n A s s e n entgegengereist war.
Der langdauernde Aufenthalt im Herzen vom Borneo hatte uns in
Stand gesetzt, unsere Umgebung eingehend zu studieren und so brachte
ich, ausser bedeutenden Sammlungen auf naturwissenschaftlichem Gebiet,
eine gründliche Kenntnis der Zustände, Sitten und Sprachen der
Stämme am Mahakam mit nach Java,
Statt in einem Dorado der Wilden, wie es sich die Europäer gewöhnlich
vorstellen, hatten wir unter Zuständen gelebt, von denen man
sich in Europa schwer einen Begriff machen kann. Ausser den ungünstigen
hygienischen Verhältnissen, welche eine Zunahme der Bevölkerung
verhindern, hatten mich die Angst und Unruhe, in der diese
Menschen ihr Dasein führen, betroffen. Jene sind, als Folgen des Klimas
. und der Eigenart der Bevölkerung, schwer zu bekämpfen, diese,
hauptsächlich durch die Fehden der Stämme untereinander verursacht,
sind sehr leicht zu beseitigen, sobald sich eine über diesen Stämmen
stehende Macht mit der Schlichtung ihrer Zwistigkeiten befasst und
Selbstwehr verhindert. Die Bahau fühlten, dass ihnen dies vor allem
fehlte; denn K w in g I r a n g wandte sich durch meine Vermittelung im
Namen aller Stämme am oberen Mahakam an die niederländischindische
Regierung mit der Bitte um Beschirmung.
Hierdurch wurde die indische Regierung veranlasst, eine neue E x pedition
auszurüsten, um festzustellen, auf welche Weise in den Gebieten
des oberen Mahakam Ruhe und Sicherheit am besten herzustellen
seien. Als Leiter dieser Expedition wurde ich gewählt, ferner
der Kontrolleur 1. Kl. J. P. J. B a r t h und einige europäische und
malaiische Gehilfen.
Obgleich politische Interessen bei diesem neuen Zuge das Leitmotiv
bildeten, war es mir doch klar, dass seine Organisation aus verschiedenen
Gründen die gleiche wie bei der früheren, so wohl gelungenen