56 Vorgeschichte der. Mendalam Kajan.
schwinden bringt: es ist die europäische Nachfrage nach den'Buschprodukten
Borneos, vor allem nach Guttapercha und Rotang. Infolge
dieser Nachfrage vereinigen sich Männer aus den entlegensten Gegenden
der Insel in Gruppen und ziehen als Buschproduktensucher
überall hin, wo diese Artikel noch zu finden sind. Diese Banden sind
stark genug, um den Widerstand einzelner Stämme, die sie nicht aufnehmen
wollen, zu brechen und sich allmählich auf freundschaftlichen
Fuss mit ihnen zu stellen. Daher erscheinen jetzt Ot-Danum und Siang,
die sich früher, wegen der feindlichen Gesinnung der Bahau, nie in
das Gebiet des Mahakam wagten, scharenweise bei ihnen und gehen
nicht selten sogar eine vorübergehende Eheverbindung mit deren
Frauen ein.
Auch die Malaien der Küste haben begonnen, sich an dem Sammeln
von Buschprodukten stark zu beteiligen; in grösser Zahl ziehen die
Männer aus ihren Dörfern am Unterlauf der Flüsse nach deren Quellgebieten,
um in ihren noch unberührten Wäldern nach Rotang und
Guttapercha zu suchen. Man findet daher gegenwärtig in ganz Borneo
Malaien, was für die einheimische Bevölkerung neben einigen Vorteilen
sehr grosse Nachteile mit sich bringt.
Bei sämmtlichen Bahau und Könja ist die Organisation der Gemeinwesen
in der Hauptsache die gleiche, was sich aus der Verwandtschaft
dieser beiden Stammgruppen sehr wohl erklären lässt. Ich beschränke
mich daher darauf, hier nur die Verfassung des Stammes
der Mendalam Kajan ausführlich zu besprechen und’ bei anderen
Stämmen vorkommende Abweichungen gelegentlich zu erwähnen. Es
sei mir gestattet, einige geschichtliche Bemerkungen über diese Kajan
vorauszuschicken.
Der Stamm der Kajan bewohnt die Ufer des Mendalam gemeinsam
mit dem der Ma-Suling und Uma-Pagong, mit denen sie, nach ihren
geschichtlichen Ueberlieferungen, gemeinsame Abstammung aus dem
Quellgebiet des Kajanflusses verbindet. Eine Hauptursache der Auswanderung
bildete die zu starke Zunahme der Bevölkerung; den unmittelbaren
Anstoss gab aber ein unter den Stämmen ausgebrochener Zwist.
Die-Vorfahren der eben erwähnten Bahaustämme durchzoogen damals
das zwischen dem Berge Batu Tibang und der Oga-Quelle gelegene
Land, in dessen ausgedehntem Urwald sich noch heute Spuren ihrer
früheren grossen Niederlassungen finden. Von hier wanderten sie nach
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JUNGE FRAUEN DER MAHAKAM KAJAN JUNGE MÄDCHEN DER MAHAKAM KAJAN.
in Alltagskleidung, mit R u d e rn .