ganz bedeckt werden konnten; so verdarb uns noch ein bedeutender
Teil unserer grösseren Ethnographica.
Nachdem wir den Kiharn Udang überwunden hatten, blieb uns noch
Zeit übrig, uns ruhig abwärts treiben zu lassen. Ich fühlte mich wie
aus einem finsteren Gefängnis in eine strahlende Aussenwelt versetzt.
Von der Tiefebene des mittleren und unteren Mahakam trennte uns
nur noch der Kiham Halo. In einem Brief, den der Kontrolleur einigen
Kahäjan Dajak, die aufwärts zogen, für mich mitgegeben hatte,
schrieb er mir, dass er unten in Long Bagung auf mich wartete.
Zwar regnete es am folgenden Morgen und die tief herniederhängenden
Wolken hüllten die schönen Gipfel der Berge ein, auch hatte
der bilang (Baumgekko) nachts seine warnende Stimme ertönen lassen,
aber K w i n g I r a n g machte, wie früher zur Beruhigung des Tieres
einen kleinen Rundgang durch den Wald und da der Fluss nur wenig
stieg, sassen wir um 8 Uhr bereits in den Böten, in der Hoffnung,
den Kontrolleur noch am gleichen Tage zu erreichen. Wir hatten
diese frohe Aussicht zur Ermunterung sehr nötig, denn die schmale
Schlucht des Kiham Halo, die uns 1897 bei guter Beleuchtung entzückt
hatte, zeigte sich jetzt, wegen der schwer aufliegenden Wolken,
nur als eine finstere Spalte, die bei dem Geschrei, das die Kajan
über den tobenden Wassermassen anhuben, einen doppelt unheimlichen
Eindruck machte.
A u f halbem Wege begegneten wir in der engen Durchfahrt einer
Gesellschaft Könja, die ihre Böte langsam an Rotangseilen längs der
Uferfelsen aufwärts zogen. Trotzdem ich, hauptsächlich im Hinblick auf
unsere späteren Pläne, grosse Lust verspürte, mit Könja in Berührung
zu kommen, konnten wir bei ihnen nicht Halt machen, da die heftige
Strömung uns mit sich riss. Die Kajan liessen nun ihren Ajo-Ruf um
so lauter ertönen ; die Könja antworteten und aus den Bergen erschallte
das Echo. Der Fluss wurde stets breiter und die Ufer niedriger, bis
wir gegen 3 Uhr nachmittags hinter einer Flussbiegung Long Bagung
zum Vorschein kommen sahen. Durch einige Gewehrschüsse meldete
ich B a r t h unsere Ankunft.
Long Bagung ist eine Haltestelle für malaiische Händler und Busch-
produktensucher und liegt auf dem rechten Ufer des Mahakam. Der
Kontrolleur hatte hier bereits wochenlang auf uns gewartet; es war
ihm zwar im allgemeinen gut ergangen, doch freute er sich, endlich
mit uns Weiterreisen zu können. Seine Gesellschaft hatte an Fieber
gelitten, am meisten H a d j i U m a r , der auch jetzt noch krank lag.
Die Aufnahme des Mahakam war B i e r gut geglückt, nur war er
durch das häufige Hochwasser oft an der Arbeit gehindert worden
und im Kiham Halo war ihm ein Boot an den Felsen zerschellt, wobei
beinahe ein Malaie ums Leben gekommen wäre.
Abends tauschten B a r t h und ich unsere Erfahrungen über die Gesinnung
aus, die die Mahakambevölkerung uns gegenüber hegte und
über die Möglichkeit, eine niederländische Verwaltung bei ihr einzusetzen.
Auch B a r t h hatte während seiner monatelangen Reise den
Eindruck empfangen, dass eine stärkere Macht, die sich mit der ganzen
Verwaltung betraute, hauptsächlich zum Schutz gegen Einfälle aus
Sferawak und Kutei, sehr erwünscht sei.
Obwohl B a r t h als Fremder nach Long Töpai und Long Döho gekommen
war, hatte die Bevölkerung ihm viel Sympathie bezeigt, nur
war sie ihm, als Fremdem, begreiflicher Weise mit mehr Misstrauen
entgegengekommen als einem Menschen ihrer eigenen Umgebung.
B i e r , den das lange Warten am selben Ort sehr gelangweilt hatte,
fuhr am folgenden Tage fort, um den Mahakam weiter unten zu messen;
wir versprachen, in Uma Möhak auf ihn warten zu wollen und
begaben uns erst zwei Tage später auf die Reise.
Unsere Gesellschaft war somit ohne bedeutende Verluste über die
Wasserfälle gelangt; nur H a d j i U m a r s Zustand beunruhigte mich. U m a r
war bereits die letzten drei Jahre leidend gewesen; ich hatte zwar seinen
Zustand während seines Aufenthaltes am Blu-u etwas bessern können,
aber seit der Zeit war das Fieber immer wieder zurückgekehrt.
Dass U m a r sich weigerte, Chinin einzunehmen, verschlimmerte seine
L a g e ; ich wusste ihm nicht zu helfen. Obwohl er mit uns zur Küste
fuhr, war seine Anwesenheit uns unter diesen Umständen kaum von
Nutzen.
Eine der interessantesten Begegnungen, welche der Kontrolleur
während seines sehr eintönigen Aufenthaltes gehabt hatte, war die
mit den Könja, die wir im Kiham Halo getroffen hatten. Da B a r t h
meine Absicht, die bis dahin so gut wie unbekannten Könjastämme
zu besuchen, kannte, war er dem Zufall dankbar, dass diese Gesellschaft,
die eine Handelsreise nach dem unteren Mahakam unternommen
und einen Besuch bei ihren Stammverwandten am Tawang g e macht
hatte, die ausgedehnte Geröllbank bei Long ' O O BaOg unOg als Lagoerplatz
wählte. Kaum hatten die Kgnja erfahren, wer auf dem Ufer