oberen Mahakam bei allen Stämmen, die ihnen Zuflucht gewähren,
d. h. bei allen ausser den Pnihing, zahlreiche Fremde auf.
Diese sind hauptsächlich Malaien oder, besser gesagt, Mohammedaner
verschiedener Blutmischung und Dajak aus anderen Gegenden, die
sich hier vor allem mit dem Sammeln von Buschprodukten befassen.
Unter den Malaien befinden sich viele, die ihr eigenes Land in der
Nähe der Küste Verbrechen oder Schulden wegen verlassen und bei
den Bahau Schutz gesucht haben. Die zahlreichen Arten Guttapercha
und Rotang, die am oberen Mahakam zu finden sind, lockten mit
der Zeit immer mehr Fremde heran. Besonders unter dem gutmütigen,
rechtschaffenen Häuptling K w in g I r a n g erschienen viele malaiische
Buschproduktensammler, die aus dem Gebiet des oberen Murung gebürtig
waren; ihr Häuptling T e m e n g g u n g I t jo t , ein Nachkomme des
von dem Krieg mit Bandjarmasin her bekannten A n t a s s a r i , erhielt
jedoch von den Kajan kein Niederlassungsrecht und durfte daher auch
nicht mit einer Tochter aus der Häuptlingsfamilie in die Ehe treten.
I t jo t , der sich mit den Seinen verfeindet hatte, zog zu den Ma-Suling
an den Mgrase, heiratete dort die Tochter eines vornehmen Häuptlings
und lebte seit 1893 in der neuen Heimat. Es sammelten sich um ihn
die Buschproduktensucher, von denen sich viele gleichfalls eine Frau
unter den Ma-Suling wählten, und beuteten die Wälder am Mörase
aus, die sehr gross und reich an Buschprodukten waren. Nachdem
sie die Wälder erschöpft hatten, zogen die meisten nach anderen Gegenden.
Unter anderem suchten sie bei den Long-Glat in Long Töpai,
Batu Sala und Lulu Njiwung Einfluss zu gewinnen, um sich in ihren
Gebieten der Buschprodukte bemächtigen zu können; sie konnten aber,
hauptsächlich beim Häuptling Bo L e a , ihre Raubpolitik nur mit grösser
Vorsicht betreiben. Die meisten durften nicht einmal in einem Dorfe
längere Zeit wohnen bleiben. Der energische Pnihinghäuptling B e l a r e
verstand diese für die Stämme gefährlichen Gäste sogar fast gänzlich
fernzuhalten.
Der Wunsch der Häuptlinge, den Stamm nach Möglichkeit zu ver-
grössern und das Ansehen, das sich die Fremden durch wirkliche oder
vorgegebene Talente als Medizinmänner und Handwerker zu geben
wissen, erleichtern den Fremden im allgemeinen die Aufnahme unter
den Bahau.
Das Verhältnis zwischen Malaien und Dajak ist darin eigentümlich,
dass einige Häuptlinge die Malaien gänzlich abzuwehren trachten, indessen
sie bei anderen zu hohem Ansehen gelangen. Von Einfluss ist
hierbei die grosse Bewunderung, die sie bei den jungen Mädchen erregen.
Viele Malaien sind daher auch mit den vornehmsten oder
schönsten Mädchen der Stämme, in denen sie sich gerade auf halten,
verheiratet. In der Regel lassen diese Männer ihre Frauen,- sobald
ihre Existenz mühsamer wird, einfach im Stich und ziehen zu anderen
Stämmen oder in andere Gebiete. Das geschah u. a. bei den Ma-
Suling, als der Guttapercha am Mgrase sein Ende erreichte.
Zu den Bahau, die aus dem Apu Kajan gebürtig sind, gehören
zweifellos die Kajan, Ma-Suling und Long-Glat. Die Pnihing schreiben
sich zwar gern den gleichen Ursprung zu, wahrscheinlich aber
mit Unrecht. Erstens ist es gewiss, dass sie aus dem Gebiet des
oberen Kapuas, wo noch ein kleiner Teil Pnihing wohnt, in das Tal
des Mahakam gezogen sind und dass'sie seit dieser Zeit ständig in
dessen Quellgebiet gelebt haben. Zweitens haben die Pnihing einen
viel kräftigeren Körperbau und andere Sitten als die übrigen Stämme
am Mahakam. Sie können nicht, wie die Bahau, Schwerter schmieden
und in Holz und Knochen schnitzen; ihre Männer und Frauen tätowieren
-sich nur wenig, unsystematisch, augenscheinlich als Nachahmung
anderer Stämme; Kriegstänze, die unter den Bahau allgemein üblich
sind,; kennen sie nicht. Der Umstand, dass sie das Fleisch der Horntiere
essen, was andere Stämme nicht tun, macht es mir besonders wahrscheinlich,
dass sie eher zu den Kapuasstämmen als zu den Bahau
gerechnet werden müssen. Ihre Sprache ist mir unbekannt.
Die Pnihing gehören vielleicht zu der Bevölkerung, die im Gebiet
des Mahakam wohnte, bevor die Bahau hier eindrangen. Diese berichten,
dass sie das Land von Stämmen eroberten, die Pin-Mgtjai,
Ne-Kiham, Pin-Buwat, Pin-Kunjong, Ten-Nean, Pgra-Teran, Ne-BSrang
und Pin-Bawan hiessen.
Alle diese Stämme flohen durch das Kasotal, teils nach dem K a puas,
teils nach dem Barito. Die Ot-Danum am Miri, einem Nebenfluss
des Kahäjan, werden noch mit Sicherheit als Nachkommen dieser
Stämme bezeichnet. Zu ihnen begeben sich die Mahakambewohner
auch vorzugsweise, um Köpfe zu jagen. Man schreibt diesen Urbewohnern
alle Ueberreste aus früheren Zeiten zu, hauptsächlich die
Steine mit Figurenzeichnungen am oberen Mahakam. Den einen, im
Tjehan, suchten wir auf; ein zweiter liegt auf dem Abhang am Auer
Kgbalan unterhalb Long ’Kup und ein dritter im Fluss vor der Mün