über befinden, zerstören können. Da die Faktoren, welche ein Aus-
brechen der Malaria veranlassen, sehr mannigfaltig und zahlreich sind,
ist das häufige Auftreten dieser Krankheit bei den Dajak begreiflich.
Nach meiner Erfahrung wird die Malaria hauptsächlich durch folgende
Ursachen hervorgerufen: Uebermüdung, kaltes Baden, Indigestion,
Erkältungen mit Rheumatismus und Husten, Verwundungen, ferner
durch andere Infektionen, wie Influenza und Anthrax. Einen Beweis
dafür, dass die genannten Faktoren wirklich ein Ausbrechen des Fiebers
veranlassen, indem sie den Körper schwächen und dadurch für Malariainfektion
empfänglich machen, fand ich darin, dass es mir stets
glückte, das Fieber mit einer temporären Dosis Chinin bleibend zu
vertreiben, während die ursprünglichen Krankheiten wie Indigestion,
Influenza u. s. w. unabhängig von der Malaria ihren normalen Verlauf
nahmen. Dass kaltes Baden, besonders nach Erhitzung, sowohl bei
Bahau und Javanern als bei Europäern, innerhalb 6 Stunden einen
Malariaanfall zur Folge hat, beobachtete ich zu wiederholten Malen.
Einen anschaulichen Eindruck vom schwächenden Einfluss der Malaria
auf die Bevölkerung erhielt ich bei einer Untersuchung ihres Verbreitungsbezirkes
im Sultanat von Sambas an der Westküste Borneos, wo
ich 3 Jahre als Arzt tätig gewesen bin. Die Abwesenheit der Malaria
in den Morastgegenden längs der grossen Flüsse auch bei intensiver
Bodenkultur, wie Anlagen von Plantagen, und ihre Anwesenheit in
einigen dichtbei auf Sandboden gelegenen Dörfern hatte damals meine
Aufmerksamkeit erregt. Die Reisen, die ich zum Zweck von Impfin-
spektionen unternehmen musste, führten mich in die verschiedensten
Teile des Sultanates und gaben mir Gelegenheit, ungefähr 3000 Kinder
unter 10 Jahren zu untersuchen. Das Resultat dieser Beobachtungen
war, dass alle Kinder aus den Hügel- und Gebirgsgegenden
Milz- und Lebertumoren, in diesem Fall ein Zeichen chronischer Malariainfektion,
besassen, während die aus den Morastebenen auf Meereshöhe
nur da, wo der Boden sapdhaltig war, wie in der Dünengegend
nördlich von Sambas und am Fuss alleinstehender, aus den Morästen
hervorragender Berge, eine vergrösserte Milz zeigten. Die gleichen Beobachtungen
sind übrigens bereits an anderen Orten gemacht worden,
es ist z. B. bekannt, dass die Morastgegenden bei Pontianak und Band-
jarmasin auf Borneo und bei Palembang auf Sumatra viel weniger
durch Malaria zu leiden haben als die Hügel- und Gebirgsländer derselben
Inseln.
Der gleiche Unterschied machte sich auch im Aussehen der Bevölkerung
bemerkbar, sobald ich Gelegenheit hatte, diejenige in Gegenden,
welche von Malaria infiziert waren, mit einer anderen in nichtinfizierter
Gegend unter im übrigen gleichen Umständen zu vergleichen. Am
meisten fiel mir dies am Töbörau, einem Nebenfluss des kleinen Sambas,
unweit der Hauptstadt Sambas auf, wo zwei von Malaien bewohnte
Dörfer keine Stunde von einander entfernt liegen; das eine befindet
sich auf einem Morast, das andere auf einer 40 m hohen Hügelreihe.
Unter 12 Kindern des ersten Dorfes hatte 1, unter 25 des
zweiten hatten 20 eine harte Milz, die unter dem Rippenbogen hervortrat.
Letztere hatten ausserdem, wie ihre Eltern, eine schwächliche
Konstitution und ein kränkliches Aussehen, im Gegensatz zum frischen,
kräftigen Aussehen ihrer Nachbarn im Morastdorfe
Uebereinstimmend mit diesen Beobachtungen lieferten die Statistiken
des Sultans von Sambas für die Bewohner der Ebene gegenüber denen
der Hügel eine mittlere Lebensdauer im Verhältnis 3 : 2 * ^ 'ein sprechender
Beweis für den schädigenden Einfluss der Malaria auf die
Lebenskraft der Bevölkerung. Dass die gleichen Verhältnisse auch in
Mittel-Borneo herrschen, davon habe ich mich während eines beinahe
5 jährigen Aufenthaltes inmitten der dortigen Bevölkerung, bei der
ich zahllose Malariafälle akuter und chronischer Art zu behandeln
hatte, überzeugen können. Bei den dort herrschenden Zuständen sind
die meisten Personen während einer längeren oder kürzeren Lebensperiode
fieberkrank, was auch auf die noch ungeborenen Nachkommen
von schwächendem Einfluss sein muss.
Die verbreitetste Form, unter welcher die Malaria bei den Bahau
auftritt, ist die der Quotidiana intermittens, welche über kurz oder
lang in die der Quotidiana remittens übergeht. Viel seltener sind
Fälle, welche zur Continua gehören. Auch gab nur eine kleine Minderheit
meiner Patienten an, dass sie jeden 2ten T a g einen Fieberanfall
zu überstehen hatte.
Charakteristisch für die Malaria der Bahau ist, dass die Kranken
nach einem Anfall nicht transpirieren, selbst wenn eine deutliche Intermission
eingetreten war. Erst wenn der Anfall durch Chinin vollständig
gehoben worden, tritt Transpiration als Zeichen endgültiger
Besserung ein. Sie selbst wissen das auch sehr gut. Durch Malaria
1) Siehe: Janus. Arch. internat, p. l’I-Iistoire de la Médecine et la Géographie Méd. 1898.