Kapuas auszuführen, daher war es unmöglich gewesen, für die Bestimmung
des Meridians eines Ortes Chronometer mitzunehmen, weil
diese durch die Erschütterungen, denen sie während der Reise ausgesetzt
gewesen wären, ihre Zuverlässigkeit eingebüsst hätten.
Die Möglichkeit, mittelst astronomischer Beobachtungen die Lage
eines Ortes zu bestimmen, war somit ausgeschlossen und wir waren
darauf angewiesen, an die topographische Aufnahme des Kapuasge-
bietes, welche nach neunjähriger Arbeit (1886— 1895) von dem topographischen
Institut der indischen Armee in Batavia ausgeführt worden
war, anzuknüpfen. Während dieser Aufnahme waren bis zur Mündung
des Krehau Punkte astronomisch bestimmt und von diesen aus mittelst
Triangulation die wichtigsten Bergspitzen fixiert worden, um als Anhaltspunkte
für Detailaufnahmen zu dienen. Um diese vorzunehmen,
hielten sich die Topographen monatelang in den unbewohnten Gebieten
des oberen Kapuas auf.
Wie bereits im Kapitel X I berichtet worden ist, hatte der Topograph
W e r b a t a 1 8 9 3 den Weg zum Pönaneh genau gemessen-, da dieser
Weg aber für unsere Verhältnisse zu beschwerlich war, hatten wir den
nördlicheren zum Howong einschlagen müssen. Hätten wir mehr Zeit
gehabt, so wäre es möglich gewesen, den zurückgelegten Weg direkt
zu messen; da dies nicht der Fall war, mussten wir selbst einen Punkt
suchen, den wir durch Anpeilen bereits bestimmter Berge im Kapuas-
gebiet zum Fixpunkt machen konnten. Daher scheuten wir keine
Mühe, um auf der Wasserscheide nach einem .derartigen Punkt zu
suchen, den wir in der Tat auch fanden. Somit eröffnete sich uns die
Aussicht, von hier aus durch direkte Messung des zurückgelegten Weges
eine Grundlage für die weitere Aufnahme des ganzen Mahakamgebietes
zu erhalten.
Ich hatte bereits auf meiner vorigen Reise feststellen können, dass
das ganze Flussgebiet des oberen Mahakam, in gleicher Weise wie
der übrige Teil Mittel-Borneos, aus einem Berg- und Hügelland ohne
Ebenen besteht, das von zahlreichen Flüssen durchschnitten wird, und
ausser an den Stellen, wo die Bahau ihn zur Anlage von Reisfeldern
gefällt haben, mit dichtem Walde vollständig überdeckt ist. Auch
hatte ich mich bald davon überzeugt, dass wir von Fandwegen nur
sehr geringen Gebrauch würden machen können und dass wir den
Mahakam und seine Nebenflüsse als wichtigste o Reiseweoge würden benützen
müssen. Da sich nur an den Ufern des Hauptstromes und
einiger Nebenflüsse Niederlassungen befinden, mussten, um weiter abgelegene
Beobachtungspunkte zu erreichen, besondere Expeditionen ausgeführt
werden.
Mit Rücksicht auf die noch unbekannten Verhältnisse, denen wir
auf der Reise begegnen würden, und auf den Zweck unserer Reise,
war es nicht möglich, von vorn herein einen festen Plan für die topographische
Aufnahme auszuarbeiten. Die Umstände sollten bestimmen,
wie lange wir am oberen Mahakam bleiben konnten und welche Züge
wir in dieser Zeit zwecks der topographischen Aufnahme oder aus
politischem Interesse würden unternehmen können. In jedem Falle
musste auf eine feste Grundlage gebaut werden und, da das Messen
des Weges sehr wohl möglich erschien, wurde beschlossen, von dem
Fixpunkt auf der Wasserscheide aus den Landweg längs des Howong
bis an den Mahakam und dann diesen Fluss selbst direkt zu messen.
Im übrigen sollte die Zukunft lehren, in wie weit es möglich sein würde,
durch Messen von Seitenwegen zu Wasser uud zu Lande, durch Anpeilungen
von Fixpunkten aus und durch Bergbesteigungen die Aufnahme
dieses ausgedehnten Gebietes auszuführen.
Der Topograph B ie r hatte sich für die Aufnahme mit einem Theodolit
Tranche-Montagne, mit dem Azimuth und Höhe bestimmt werden
konnten, und mit 3 m langen Massstäben, auf welchen eine Skala in
Centimetern angegeben war, ausgerüstet. Im Fernrohr des Tranche-
Montagne waren Kreuzfäden und Horizontalfäden gespannt, in solch
einem Abstand, dass dieser mit der Anzahl Centimeter auf der Skala
des Masstabes, welche man zwischen ihnen auf 100 m Distanz ablas, in
einfachem Verhältnis stand. 100 Meter Abstand entsprachen 100 Centimetern
auf der Skala. Eine Messkette hatten wir nicht mitgenommen, da
unser Weg grossenteils zu Wasser zurückgelegt wurde und von einer
regelrechten Triangulation des Gebirgslandes keine Rede sein konnte.
Zur Kontrolle für die Höhenbestimmung durch direkte Messung
mittelst des Theodolits war ich mit zwei guten Aneroidbarometern
und einem Hypsometer ausgerüstet, an denen an allen wichtigen
Punkten Ablesungen gemacht wurden.
Einer der Aneroidbarometer von der Firma K ip p e n . Z onen in Delft
stimmte mit dem Hypsometer auf jeder Höhe überein-, er hatte bereits
die Reise 1 8 9 6 ® 1897 mitgemacht und war damals in der Sternwarte
zu Leiden verifiziert worden.
Während der Reise wurde eine Abweichung des Kompasses des