Unterhandlungen wegen der Mahakamreise.
sich überlegt hatte, erklärte er sich bereit, uns zu begleiten. Seine
Zusage war für uns eine grosse Beruhigung; wir ersahen aus ihr,
dass er, der die Denkweise seiner Verwandten am Mahakam besser
als irgend jemand kannte, die Aussicht auf Erfolg für genügend gross
hielt, um mit uns die Reise zu wagen. Seine Zusage bezog sich jedoch
nur auf ihn und einige seiner Leibeigenen; um aber eine rationelle
und ausgiebige Unterstützung zu erlangen, musste ich selbst mit den
Verschiedenen Niederlassungen der Kajan am Mendalam Unterhandlungen
anknüpfen.
A uf meiner letzten Reise hatte ich einen jungen, A k a m I g a u feindlich
gesinnten Häuptling, namens T i g a n g A g i n g , vom Zuge aus-
schliessen müssen, weil ich Zwistigkeiten zwischen beiden fürchtete;
jetzt aber hatte ich so viel mehr Personal bei mir, dass auch mehr
Träger und Ruderer erforderlich waren, als eine einzige Niederlassung
liefern konnte; es war mir daher sehr willkommen, dass auch T i g a n g
zum Mitgehen bereit war.
Die Unterhandlungen begannen wiederum mit einer Diskussion über
die Zeit des Aufbruchs.
Obgleich die Ernte noch nicht beendet und das grosse Neujahrsfest
noch nicht gefeiert worden, zu den Reisevorbereitungen also noch ein
Ueberfluss an Zeit vorhanden war, lautete der Vorschlag seitens der
Kajan doch, dass nicht vor der folgenden Saatzeit aufgebrochen werden
sollte, was einen Aufschub von fünf Monaten. und ein Reisen zu
ungünstiger Jahreszeit bedeutete. Ich appellierte jedoch an ihren gesunden
Verstand und suchte ihnen begreiflich zu machen, warum dieser
Vorschlag unausführbar w a r ; im übrigen überliess ich diese wichtige
Frage jedoch der Zukunft, da ein erwarteter. Versöhnungsbesuch der
Batang-Lupar, die sich noch am Embälau aufhielten, die Gemüter sehr
erregte und für andere Interessen unzugänglich machte.
Diese Batang-Lupar kamen nämlich, etwa 100 Mann stark, aus dem
Gebiete von Sörawak und standen unter Führung von zweien der
grössten Häuptlinge am mittleren Batang-RSdjang, K a n j a n und R a w i n g .
Beide hatten sich als Anführer des grossen Feldzuges der Batang-
Lupar gegen die Könjastämme im Quellgebiet des Balui. oder oberen
Batang-Rödjang einen grossen Ruf erworben. Schon seit, alter Zeit
lebten die Batang-Lupar mit den Taman und Kajan am Mendalam
auf dem Kriegsfuss, jetzt kamen ihre Häuptlinge, wie sie sagten, um
Frieden zu schliessen.
Reisevorbereitungen. 25
Nach ihrer Art und Weise zu reisen waren diese Batang-Lupar
schon seit sechs Monaten unterwegs; ihre wahrsagenden Vögel hatten
sie stets wieder gezwungen Halt zu machen und sie selbst hatten
jede Gelegenheit benutzt, um im Gebirge Buschprodukte zu sammeln.
Auch hatte ihnen im Urwald die Herstellung von Böten zum Befahren
des Embälau viel Zeit gekostet.
In Borneo ist jeder Fremdenbesuch verdächtig, da nach Landessitte
eine gute Gelegenheit Köpfe zu jagen auch auf Gäste sehr verlockend
wirkt. Bedenkt man, dass der Kontrolleur in Putus Sibau mit seinen
8 Schutzsoldaten keine starke Festung zur Verfügung hatte, so nimmt
es nicht Wunder, dass man auch dort sehr auf der Hut war.
Sicherheitshalber hatte der Kontrolleur K a n j a n und R a w i n g nur mit
30 Mann Gefolge nach Putus Sibau zu kommen gestattet, auch sollten
die beiden Häuptlinge nur eine Nacht in jeder Kajan Niederlassung
verbringen und zwar ohne ihr Geleite. Um ihnen diesen Beschluss
mitzuteilen, war A k a m I g a u , der als weitgereister Mann auch diese
Stämme kannte, zum Embälau gesandt worden.
Ich erlebte noch die Ankunft der Batang-Lupar in Putus Sibau und
hörte ihre indirekten Berichte vom Mahakam. Da empfing ich von den
Mendalam Kajan aus Tandjong Karang die Nachricht, dass sie mich,
ihrer vielen Kranken wegen, mit Ungeduld erwarteten. Obgleich die
Friedensfeier sehr interessant zu werden versprach, beschloss ich doch,
der Bitte meiner Kajanfreunde bald Folge zu leisten.
An Vorräten und Tauschartikeln nahm ich nur das Notwendigste
mit, alles übrige liess ich unter der Obhut des Kontrolleurs in Putus
Sibau zurück.
D e m m e n i und B i e r sollten während meines Aufenthaltes bei den
Kajan ihre Zeit dazu verwenden, ihre Ausrüstung in Ordnung zu
bringen. Ersterer sollte ausserdem die Aufsicht über einige Leute aus
Buitenzorg führen, die Kisten und Blechsachen zu reparieren oder
herzustellen hatten.
D o r i s der Präparator begann sogleich seine Tätigkeit auf zoologischem
Gebiet, während die beiden Javanen, S e k a r a n g und H a m j a ,
hier gute Gelegenheit hatten, sich im Sammeln und Lebendkonservieren
von Urwaldpflanzen zu üben. Obgleich beide nur im botanischen
Garten von Buitenzorg gearbeitet hatten, zeigten sie sich doch bald,
in noch höherem Grade als ihre Kollegen im Jahre 1896, zur Erfüllung
ihrer Aufgabe befähigt.