ständig tätowierten Fraüen im Jenseits gestattet wird, im Flusse Tçlang
D ju lan zu baden und dadurch in unmittelbare Nähe der Perlen zu
gelangen, die sich auf seinem Grunde befinden; die unvollständig T ä towierten
dagegen müssen am Ufer stehen bleiben und die gänzlich
Untätowierten dürfen sich dem Flusse überhaupt nicht nähern. Dieser
Glaube, den ich am oberen Mahakam und bei den Kënja angetroffen
habe, erleichtert den Frauen die entsetzlichen Schmerzen, die ihnen der
Prozess des Tätowierens verursacht.
Zur Unterscheidung verwandter Stämme ist die Tätowierung der
Frauen geeigneter als die der Männer, da diese sich auf ihren Reisen
oft mit den charakteristischen Zeichen ihrer Gastherren schmücken,
während die im Stamme bleibenden Frauen meist die ihm eigenen
Muster tragen. Ein Eingeweihter kann an den Tätowierungen der
Männer erkennen, welche Stämme sie besucht haben ; weitgereiste Leute
zeigen die Charakteristika der Stämme am Mahakam, Batang-Rèdjang,
der Taman Dajak, Punari .u. s. w.
In Mittel-Borneo lassen sich hinsichtlich des Tätowierverfahrens und
hinsichtlich der angewandten Muster drei Gruppen von Stämmen unterscheiden,
die wahrscheinlich mit ihrer geschichtlichen Trennung in
den letzten "Jahrhunderten in Zusammenhang stehen.
1. Gruppe der Bahau, Kënja und Punan.
2. Gruppe der Bukat und Bëkëtan.
3. Gruppe der Stämme vom Barito und Mêlawi und der Ulu-Ajar
vom Mandai.
Die erste Gruppe trägt Tätowierungen, welche aus dunkelblauen
Limen bestehen; die Frauen verzieren Unterarme, Hände, Schenkel
und Füsse, die Männer Schultern, Arme und Brust. Der Daumen der
linken Hand und die Schenkel dürfen nur bei sehr tapferen Männern
tätowiert werden.
Die Männer der zweiten Gruppe tätowieren den ganzen Körper vom
Unterkiefer bis zu den Knöcheln mit grossen, dunkelblauen Flächen,
aus-denen die eigentlichen Figuren in der natürlichen Hautfarbe hervortreten.
Hat sich ein Bukatjüngling auf einem Kriegszuge oder bei einer
anderen Gelegenheit ausgezeichnet, so wird ihm zuerst auf die Brust
eine dreieckige Fläche tätowiert, darnach werden die Schultern, der
-Nacken, die ganzen Arme, der Rücken und der Unterkiefer auf die
gleiche Weise behandelt; später wird oben an den Waden noch eine