Handelsreisen nach Sörawak unternommen; und die Bewohner am oberen
Mahakam müssen sich wegen Salz und javanischen Tabak, an die sie
sich durch den Kontakt mit der Küste gewöhnt haben, nach dem mittleren
Mahakam oder dem oberen Barito wenden, wo man diese Artikel
noch bei meiner Ankunft im Jahre 1896 am besten erlangen konnte.
Die Beziehungen mit der Aussenwelt, die hauptsächlich den Verkauf
der eigenen und den Kauf fremder Produkte zum Zwecke haben, werden
meist von den Bahau selbst unterhalten, die, wenn ihre Arbeiten
es zulassen, besonders in Zeiten niedrigen Wasserstandes, in einem oder
mehreren Böten Handelszüge unternehmen. Für derartige Reisen vereinigen
sich stets Leute desselben Stammes.
In der Regel bildete Udju Töpu, der Stapelplatz der Buschprodukte
und Endpunkt der Dampferverbindung auf dem unteren Mahakam, das
Ziel der Reise. Früher suchten die Stämme aus den oberen Gebieten
ihre Webereien, Reis, Eisenwaren und Böte bereits unterwegs zu verkaufen
; jetzt sind Webereien, Reis und Eisenwaren wegen der Zufuhr
von unten nicht mehr viel wert; neben Geld bilden in Udju Töpu
augenblicklich Böte, Guttapercha, Rotang, Bezoarsteine und Rhinozeroshörner
brauchbare Tauschartikel. Ihrer Bedeutung nach geordnet
bedürfen die Bahau folgender A rtik e l: Salz, Kattun, Tabak, Perlen,
Eisenwaren und Tempajan.
In früherer Zeit bestand für alle diese Artikel durchaus kein fester
Preis. Dieser wurde auch hier durch Nachfrage und Angebot und in
noch höherem Masse durch die Persönlichkeit des Käufers und Verkäufers
bestimmt. Buginese und Bahau standen einander gegenüber.
Da jener im Handel kein Gewissen kennt und dieser, besonders auf
fremdem Boden und in fremder, gefürchteter Umgebung, sehr leicht
eingeschüchtert wird, wurde er stets auf die gröbste Weise betrogen.
Um von dem, was die Bahau für ihren wichtigsten Lebensartikel bezahlen
müssen, eine Vorstellung zu geben, möge hier ein Fall unter vielen
angeführt werden, den ich selbst erlebte und zwar mit der Autorität
eines Europäers gegenüber diesen eingeborenen Kaufleuten. Der Sultan
von Kutei in Samarinda verkauft das monopolisierte Salz an der Mündung
für fl. 9 deh Pikol (61,7 5 kg), in Töpu bezahlt man hierfür, je
nach Umständen, in Geld fl. 12 .50 und mehr, bei den Wasserfällen
betrug der Preis im Jahre 1897 in Geld fl. 25 bis 30, während ich
am Blu-u bei den Malaien das Salz nur für fl. 1.50 bis 2^50 pro Kilo
kaufen konnte.
Javanischer Tabak, der in Samarinda mit fl. 13 bezahlt wird, kostet
bei den Wasserfällen fl. 35 bis 4 0 ; weiter oben verlangen die Malaien
sogar 60 fl. und mehr. .
Die Dauer der Handelsreisen ist eine sehr verschiedene, weil sie
auf der Strecke zwischen Long Töpai und Long Bagun durch den
Wasserstand bestimmt wird. W e r d e n die Böte hier nicht aufgehalten und
sind sie nicht zu schwer beladen, so kann man in 5 Tagen v o n Long. Blu-u
nach Udju Töpu reisen und in 1 0 T a g e n v o n hier wieder zurück sein. So
günstige Umstände findet man aber nur sehr selten. Meist dauert ein
solcher Zug über einen Monat. Die Verbindung mit dem Murung ist
noch viel ungünstiger. Wenn möglich sucht man die nötigen Gegenstände
in Muara Laung am Murung einzukaufen, wohin man sich vom oberen
Mahakam aus auf verschiedenen Wegen begeben kann. Erstens vom Kaso
aus der für die kleinen, bis zu 10 m langen Böte der Bahau längs der Niederlassungen
der Söputan gut befahrbar ist. Nachdem man 3 Tage lang
den Fluss hinaufgefahren ist, kann man das Boot in einem halben T a g über
die Wasserscheide ziehen bis zu einem Nebenflüsschen des Busang, eines
Nebenflusses des Djoloi, welch letzterer wiederum in den Murung mündet.
Wegen der zahlreichen grossen Wasserfälle folgt man diesem Wege
nur selten um Muara Laung zu erreichen, söndern meist um in den
höher gelegenen Gebieten den Buschproduktensuchern Reis zu verkaufen,
für den sie einen sehr hohen Preis an Guttapercha und Geld bezahlen.
Zweitens kann man den Murung vom Tjöhan aus erreichen, der viel
schiffbarer als der Kaso ist. Der'Landweg dauert hier aber für einen
nicht zu schwer beladenen Bahau 3 bis 4 Tage und führt über den
Batu Lösong zum Busang, der wegen zahlloser Wasserfälle ein sehr
schlechtes Fahrwasser bietet. Auch vom Blu-u aus folgt man bisweilen
diesem Wege und zwar, indem man ein linkes Nebenflüsschen, den
Ikang, an dem früher eine kleine Kajanniederlassung lag, hinauffährt.
Weiter folgt man aber dem gleichen Pass des Batu Lösong, der dort
ungefähr 1800 m hoch ist. Die Passhöhe beträgt über 1000 m. Der
o-ebräuchlichste Weg nach Muara Laung ist jedoch der, östlich vom Batu
Lösong längs des Pahnge und Bölätung, eines Nebenflusses des Murung.
Dieser Weg führt zwischen dem Batu Lösong und Batu Ajo hindurch,
die hier durch einen sehr niedrigen Pass geschieden sind. Der Bfelätung
ist zwar gut schiffbar, weil er keine hohen Wasserfälle besitzt, aber
der Fall ist so bedeutend, dass man, um Gepäck und Menschen abwärts
zu bringen, Flösse baut, auf denen alles festgebunden wird. Mit langen