lichkeiten zugegen sein wolle, bejahend geantwortet. Am Morgen des
Festtages war aber ein guter Teil der Häuptlingsfamilie mit der Priesterschaft
bereits aufs geweihte Feld (luma lä li) gezogen, als A k a m I g a u mich
noch mit dem Versprechen hinhielt, mir später das Boot seines ältesten
Sohnes zur Verfügung stellen zu wollen, das mich an das jenseitige
Ufer zum Schauplatz der Festlichkeit bringen sollte. Nachdem ich
vergeblich auf dieses Boot gewartet hatte, bestieg ich dasjenige, in
dem A k a m I g a u s älteste Tochter, T ip o n g I g a u , zum Festplatz fahren
sollte. T i p o n g besass im grossen Hause von Tandjong Karang die
einflussreichste Stellung; auch gehörte sie zu den obersten. Prieste-
rinnen und legte als solche meinen Nachforschungen nach den Lebens-
verhältnissen und religiösen Ueberzeugungen der Kajan die grössten
Hindernisse in den Weg. Aber obwohl fanatisch, war T i p o n g I g a u
doch nicht boshaft und wies daher auch meine Begleitung nicht ab,
trotzdem sie diese durchaus nicht zu schätzen schien. Sie hatte übrigens
gleich einen Grund gefunden, um ihr religiöses Gewissen zu beschwichtigen
; denn als ihr mitten auf dem Flusse ein vorüberfahrender Malaie
zurief, dass ich, als Fremder, nicht zur Feier gehöre, gab sie ihm
sofort zur Antwort, dass ich Kajanisch spreche und folglich auch zu
den Kajan gehöre.
Dass meine Anwesenheit als etwas Aussergewöhnliches betrachtet
wurde, merkte ich auch später, bei der Rückkehr von dem Feste. Ein
zum Islam übergetretener Kajan fragte mich nämlich, ob ich bei der
Feier zugegen gewesen sei. A uf meine bestätigende Antwort ergriff er
schweigend meine Hand, lächelte mich von der Seite an und ging
weiter -— ein Ausdruck seiner Bewunderung, dass ich es in der Volkskunst
bereits so o weit ogebracht hatte.
Durch T i p o n g I g a u s Auffassung beruhigt, bestieg ich mit ihr das
hohe Ufer und befand mich sogleich auf dem luma lä li, das unmittelbar
hinter den Trümmern eines früheren Kajanhauses angelegt worden
war. Neben dem luma tä li der Häuptlingsfamilie lagen die geweihten
Felder der übrigen Familien, die das Fest am folgenden Tage
begehen sollten. Diese kleinen Felder werden niemals des Ertrages
wegen bebaut, sie dienen nur als Schauplatz religiöser Handlungen,
auch werden auf ihnen symbolisch alle Arbeiten eingeleitet, die später
auf den wirklichen Reisfeldern vorgenommen werden müssen.
Bei meiner Ankunft bemerkte ich zuerst, unter einem auf vier Pfählen
ruhenden Baldachin aus Palmblättern, zwei weibliche und zwei männliehe
Priester, die sich mit der Zubereitung der Opfer beschäftigten;
die Frauen stellten kawit her, während die Männer aus Fruchtbaumholz
die erforderlichen Stücke für das Opfergerüst 'schnitzten.
Inzwischen befasste sich der profanere Teil der Familie und Sklaven mit
deren irdischen Interessen, indem er in einigen grünen Bambusgefässen
Klebreis und in anderen Hühner- und Schweinefleisch kochte. Die Kinder
umringten alle diese Herrlichkeiten, während Jünglinge und Jungfrauen,
im Schatten abgelegenerer Gebüsche sitzend, bei süssem Minnespiel
die Welt um sie her zu vergessen schienen.
Um die Stelle, wo das Opfergerüst aufgestellt werden sollte, bauten
zwei Männer aus dickem Holze eine feste, ungefähr i m hohe pyramidenförmige
Hülle mit seitlicher Oeffnung, worauf die älteste däjung
rings um die Hülle etwas Reis säte und dann die jungen Leute herbeirief,
um das ganze Feld weiter zu besäen. Während die jungen
Männer mit ihrem Pflanzstock {toi) Löcher in den Boden bohrten,
streuten die jungen Mädchen, hinter ihnen hergehend, den Reis in die
Gruben; die gegenseitigen Sympathieen der Pärchen blieben dabei nicht
verborgen.
Unterdessen waren die Bambusgefässe teilweise schon verkohlt, ein
Zeichen, dass ihr Inhalt bereits gar geworden war und dass das Festmahl
beginnen konnte. Höflicher Weise bot man mir zuerst meinen
Anteil an der Mahlzeit an, den ich, mit Rücksicht auf die in Ungeduld
harrende Jugend, so schnell als möglich zu bewältigen trachtete.
Der Anblick der Gesellschaft, die jetzt in festem Klebreis und dem
so seltenen Schweine- und Hühnerfleisch förmlich schwelgte, erheiterte
mich nicht wenig.
Nach beendetem Mahl fragte mich T ip o n g ; ob ich nun, da alles
vorüber sei, nicht nach Hause fahren wollte; da aber niemand sonst
sich zum Aufbruch rüstete, glaubte ich ihre Langmut noch weiter auf
die Probe stellen zu müssen und erklärte, noch etwas warten zu
wollen.
Da holte T ip o n g mit den anderen Priesterinnen einen grossen Behälter
mit kawit herbei, erwärmte sie zum Schein, steckte sie in kleine
Bambusgefässe und stellte diese zerstreut auf dem Felde auf. An
jeder Stelle, wo ein solches Opferpäckchen niedergelegt wurde, blieb
T ip o n g mit zwei Oberpriesterinnen stehen und redete halblaut mit den
Geistern. Leider konnte ich wegen der lauten Schläge der Gonge
nichts von ihrem Gemurmel verstehen.