Die Ausrüstung für das Herbarium bestand hauptsächlich in grobem
chinesischem Packpapier, das sich zum Pflanzentrocknen sehr gut eignet.
Während eines Aufenthaltes auf einem freien Platz, wie eine Bahau-
niederlassung ihn bietet, konnte man die Pflanzen der Sonne aussetzen ;
in der feuchten Waldatmosphäre jedoch mussten sie zwischen vielen
Bogen Papier vorsichtig über dem Feuer getrocknet werden,
Grosse fleischige Früchte, die sich zum Trocknen nicht eigneten, und
Blüten, die eine besondere Aufbewahrung verlangten, wurden ebenfalls
in eine Formollösung gelegt. Die Farben der Orchideenblüten erhielten
sich auffallend gut in einer Formollösung im Verhältniss von 1 : 5 .
Unerwartete Schwierigkeiten bot das trockene Aufbewahren von
Früchten und Samen zwecks späteren Aussäens. Trotz der sorgfältigen
Behandlung, die sie seitens der hierin erfahrenen Javaner erfuhren, hatten
bei Ankunft in Buitenzorg doch beinahe alle die Keimkraft verloren.
Der Grund hierfür lag nicht in der Behandlung, sondern in der Eigentümlichkeit
der Samen vieler tropischer Pflanzen, in beträchtlich kurzer
Zeit die Keimfähigkeit einzubüssen ; wir hätten daher die Samen sogleich
aussäen und später die jungen Pflänzchen transportieren sollen.
Die vielen kleineren Ausflüge, die wir während unseres Aufenthalts
am Blu-u zu benachbarten Stämmen unternahmen, kamen mehr den
botanischen als den zoologischen Sammlungen zu gute. Wir beobachteten
immer wieder, dass eine bestimmte Gegend zahlreiche ihr eigene
Pflanzenarten besass, denen wir an einem anderen Orte nie wieder
begegneten. In dem so gleichförmig aussehenden Urwald trafen wir
hauptsächlich auf bestimmten Bergen eine eigene Vegetation, die auf
gleichartigen benachbarten Bergen nicht mehr zu finden war.
Da wir mit Rücksicht auf die Reise nach der Küste und der in
diesen tiefgelegenen Gebieten und auf Ja v a herrschenden Wärme die
lebenden Pflanzen in unserem Kulturgarten in keinen zu tiefen Schatten
setzen durften, zeigten viele Arten die eigentümliche Erscheinung,
dass bereits bei ihren ersten neugebildeten Blättern die prachtvolle
metallblaue Färbung zu schwinden begann. Diese Färbung, die vielen'
Arten von Farren, Aroideen, Dracaeen, Begonien u. a. eigen, ist somit
von der im Urwald herrschenden Feuchtigkeit und Dunkelheit abhängig
und verschwindet unter veränderten Umständen sehr bald, um
einem reinen Grün Platz zu machen.
Während ich mich in bezug auf Zoologie und Botanik darauf beschränkte,
die Anlage und Pflege der Sammlungen und die Aufzeichnungen
zu beaufsichtigen und Notizen und Etiquetten oft selbst zu
schreiben, ging ich, um eine Vorstellung von der geologischen Formation
des oberen Mahakamgebietes zu erhalten, selbst darauf aus, Gesteine
zu sammeln und ihre Fundorte zu untersuchen.
Diese wie auch die anderen Sammlungen wurden so angelegt, dass
sie später von Fachleuten bearbeitet werden konnten.
Die geologischen Untersuchungen nahm ich während der Exkursionen
vor, die wegen der topographischen Aufnahme des Mahakamgebietes
stattfanden. Während B ier die eigentliche Aufnahme ausführte,
beschäftigte ich mich mit eigenen Beobachtungen.
Als Ausrüstung hatte ich folgende Gegenstände mitgenommen: zwei
Sätze geologischer Hämmer, einen Schmiedehammer, einen geologischen
Kompass und Höhenbarometer und für äie Verpackung der Handstücke
sehr starke Leinwand und Metallnummern. Die Erfahrung hatte
mich auf den beiden früheren Expeditionen gelehrt, dass das zum
Aufbewahren von Gesteinen so häufig gebrauchte Packpapier für die
Tropen ungeeignet ist, weil es bei einer Bewegung der aufeinander
liegenden Stücke leicht durchreibt, besonders wenn es feucht wird,
was auf langdauernden Reisen, wie den unsrigen, kaum zu vermeiden
war; ausserdem wird Papier leicht von Ameisen, Termiten und
anderen Tieren aufgefressen. Aus den gleichen Gründen fand ich es
unpraktisch, Etiquetten aus Papier zu gebrauchen, die überdies nur
an sehr trockenen Steinen haften bleiben und schnell unleserlich werden.
Ich verpackte die Stücke daher in starke Leinwand, band sie mit einer
Schnur fest und versah sie mit einer Metallnummer, die mit derjenigen
meiner Aufzeichnungen übereinstimmte.
Den geologischen Beobachtungen kam es sehr zu statten, dass wir,
wenn irgend möglich, grosse und kleine Flüsse als Reisewege zu benützen
suchten. Hierdurch befanden wir uns stets an den einzigen
Stellen, die uns über die geologische Formation des Gebietes, das wir
durchreisten, Aufschluss geben konnten. Da mit Ausnahme der beinahe
senkrechten, das Tal begrenzenden Felswände das ganze Gebiet des
oberen Mahakam mit Urwald bedeckt ist, wird das unterliegende
Gestein nahezu gänzlich vor Erosion geschützt. Nur die feinsten
Teilchen werden von dem ablaufenden Regenwasser mitgeführt, alle
grösseren Stücke bleiben liegen. Daher stösst man im Walde zuerst
auf eine Humusschicht von wechselnder Dicke, die der Tiefe zu immer