fast gänzlich erschöpft und so hatte man alle Erwartung auf mich
gespannt. Ich fühlte mich der Häuptlingsfamilie gegenüber ohnehin
vei pflichtet, und da B a n g J o k geflohen war, kam meine Freigebigkeit
der Familie A d j a n g L e d jü s zugute. Zuerst musste ich wiederum
die Armbänder aus Elfenbein zeigen; vorsichtshalber holte ich auch
nur diese aus der Kiste -hervor. Von den Frauen hatte keine ein gros-
ses Geschenk von mir zu beanspruchen, aber die einen waren etwas
angesehener oder sympathischer als die anderen, so dass ich bald merkte,
dass e in Satz Armbänder nicht genügen würde. Die vier vorhandenen
Sätze wurden auch sogleich von- den Damen in Beschlag genommen,
doch sahen sie ein,:dass ich sie unmöglich alle abtreten konnte; da
sie sich jedoch ebensowenig von den Armbändern zu trennen vermochten,
verfielen sie auf den Ausweg, mir hübsche Perlenmützen
und andere kostbare Perlenverzierungen als Gegengeschenk anzubieten.
Die einen zeigten sich hierin freigebiger als die anderen, und so gelangte
ich in kurzer Zeit zu mehreren schönen Stücken, die ich auf
andere Weise nicht hätte erwerben können. Mit diesen Unterredungen
und der Behandlung A d j a n g .s , den ich von Fieber und Husten befreien
sollte, und-vieler anderer Kranken verging der Tag. Da ich den
günstigen Wasserstand noch benützen wollte, um die folgenden Wasserfälle
zu passieren, war ich sehr wenig erbaut, als abends die Nachricht
kam, dass es N jo k L e a s Leuten noch nicht gelungen war, allen
Rotang von Hait A ja abzuholen; überdies mussten die Bündel hier
von neuem gebunden werden!
S e k a r a n g hatte, durch die Erfahrung belehrt, bereits abends zuvor
alle Pflanzen unter dem Palmblattdache des grossen Bootes hervorholen
und an Land bringen lassen. Da er dies bei jedem Aufenthalt
tun liess, litten seine Pfleglinge nur während der' Fahrt durch
Hitze, Dunkelheit und schlechte Luft. Sie sahen in der Tat nach unserer
Ankunft am unteren Mahakam nicht schlechter als am oberen aus.
Während ich als Arzt einen Rundgang durch die Niederlassung
machte, wurde es mir plötzlich klar, warum es mit dem Herbeischaffen
des Rotang so langsam vorwärts ging; in der einen Familie, in der
sich ein hübsches junges Mädchen befand, traf ich den einen Long-
Glat, in einer anderen den anderen u. s. f. Die jungen Leute, die
N jo k L e a mitgenornmen hatte, fanden hier so viele Bekannte und
liebe Verwandte, dass sie in den ersten Tagen nur für diese Sinn
hatten und N jo k L e & nicht viel mit ihnen anstellen konnte. Nachts
lag er auch beinahe allein in dem grossen Raume, der den Long-Glat
in unserem Hause angewiesen worden war, während die übrigen die
Vorrechte genossen, welche die unverheirateten Frauen den Junggesellen
gewähren dürfen. Erst am dritten Tage waren alle Bündel geordnet,
aber noch nicht zu einem Floss, das man schon hier zusammenstellen
wollte, vereinigt worden. Das Wasser war indessen wieder
gestiegen und die Geröllbank, die am jenseitigen Ufer den richtigen
Wasserstand für das Passieren der unteren Wasserfälle angab, war
bereits überschwemmt.
In meiner Besorgnis, durch Hochwasser in Long Deho aufgehalten
zu werden, begrüsste ich am anderen Morgen die wenigen Grashalme,
die auf der Geröllbank hervortauchten, mit Freude, und da das Wasser
stets weiter fiel, suchte ich N jo k zur Abreise zu überreden. Der grossen
Gefahr wegen weigerten sich viele, aber ich liess alles Gepäck
in meine Böte bringen, erstens um in der Nähe des Kiham Udang,
des gefährlichsten Falles zu sein, sobald, das Wasser eine Fahrt auf
demselben zuliess, zweitens um auf die Long-Glat einen Druck auszuüben.
N jo k zeigte sich endlich, wenn auch zögernd, damit einverstanden,
uns in den zwei grossen Böten weiter zu befördern; für die kleinen
wäre die Reise zu gefährlich gewesen, was ich nur zu bald selbst
merkte, denn obgleich ich früher bereits bei günstigem Wasserstande
diesen Teil des Flusses hinabgefahren war, hatte ich nicht gedacht, dass
ein Unterschied von zwei Fuss im Niveau des Wassers einen solchen
Einfluss auf die Strömung haben könnte. Gleich hinter den beiden,
von den Long-Glat abhängigen Niederlassungen Batu Pala und Uma
Wak verengt sich das Flussbett von 150 auf 75 m und weiter unten
bahnt sich der Fluss zwischen grossen Sandsteinfelsen (Batu Bräng),
die nur etwa 40 m von einander entfernt sind, einen Weg. Nachdem
wir hier mit grösser Geschwindigkeit hindurch gefahren waren, gerieten
wir an eine Stelle, wo das gestaute Wasser, das sich plötzlich verbreiten
kann, sehr gefährliche Strudel bildet, die wir nur dank der Schwere
unserer Böte und der Geschicklichkeit unserer Mannschaft überwinden
konnten. Weiterhin wird der Fluss durch hohe, senkrechte Wände
wiederum in ein schmales, nur 60— 70 m breites Bette gezwängt, so dass
ich der stets heftig bleibenden Strömung wegen schliesslich doch bereute,
nicht gewartet zu haben. Ich hoffte jedoch auf ein baldiges Fallendes
Wassers und bat daher N jo k , der nach Long Deho zurückkehrte, so
schnell als möglich nachzukommen.