eine rnqlä, (siehe f. Kap.), bei der Schweine und Hühner geopfert
und von den Hausgenossen und Gästen bei einem Festmahl verspeist
werden. Nach der melä muss sich die Familie ° noch einen Tafof still
verhalten, mglo, dann darf sie ihr Alltagsleben wieder aufnehmen. Die
Priesterin erhält für ihre Dienste ein Schwert, zwei Mass Reis und
vier bis fünf mehr oder minder wertvolle Perlen.
In früheren Zeiten war zum Ablegen der Trauer ein frisch erbeuteter
Schädel oder irgend ein anderer menschlicher Körperteil erforderlich
gewesen, der, wenn es Häuptlinge galt, wahrscheinlich auf Kopfjagden
(a/o) erlangt wurde. Gegenwärtig werden zu diesem Zwecke am Kapuas
überhaupt keine Kopfjagden mehr unternommen; selbst alte Schädel
werden nur noch in besonders ernsten Fällen bei benachbarten Stämmen
geliehen; in der Regel begnügt man sich jetzt mit etwas Menschenhaar.
Sehr wahrscheinlich ist die Bedeutung dieser Sitte die, dass
man dem Verstorbenen einen Menschen opfert, damit er ihm als
Diener ins Jenseits folge. Da bei den Bahau nur Häuptlinge sich
Diener halten, wurden begreiflicherweise auch nur für diese Köpfe gejagt.
Dass bei anderen wichtigen Lebensereignissen, wie bei der Geburt
eines Kindes und bei Hochzeiten, die Erbeutung eines Kopfes augenblicklich
oder in früheren Zeiten jemals notwendig gewesen, habe ich
während meines Aufenthaltes unter den Bahau und Könja nie ermitteln
können. Ich glaube mit Sicherheit erklären zu können, dass die
adat diese Sitte nicht fordert. Auch herrschte bei ihnen nie der Gebrauch,
das Schlachtopfer auf dem Häuptlingsgrabe langsam zu Tode
zu martern, wie dies die Stämme am Barito und Kahäjan und die
Batang-Lupar noch jetzt' zu tun scheinen. Es war selbst verboten, einen
Haussklaven zu opfern und auch ein Kriegsgefangener oder eine gekaufte
Person waren gerettet, sobald sie das Haus erblickt hatten. Dies
geschah, beispielsweise, im Jahre 1893 am Mahakam, als B a n g J o k , ein
Häuptling in Long Dgho, beim Ablegen der Trauer nach dem Tode
seines Vaters J o k B a n g , einen Menschen opfern wollte. Der Sklave
hatte damals, wahrscheinlich durch Zufall, das Haus bemerkt und
durfte daher nicht getötet werden.
Wir sehen somit, dass die Religion bei den Kajan am Kapuas auch
früher nur beim Tode des Häuptlings die Opferung eines Menschen
erforderte und dass gegenwärtig eine Erinnerung an diesen Brauch
genügt. Dagegen besteht noch jetzt bei ihnen die Sitte, die Schädel ihrer
erschlagenen Feinde aufzubewahren; man findet daher in einigen ihrer
Kopfjagd. 93
Häuser, besonders aus früheren Zeiten, derartige Trophäen in grösser
Zahl. Trotzdem bei den friedliebenden Bahau Tapferkeit und Stärke nicht
zu den geschätztesten Eigenschaften gehören (Siehe f. Kap. Schöpfungsgeschichte
: die Stärksten und Gewandtesten werden zu Sklaven),
ist es doch für Häuptlingssöhne wünschenswert, wenn auch nicht unerlässlich,
dass sie irgend welche Beweise ihres Mutes liefern. Daher
hat sich jetzt noch die Sitte bei ihnen erhalten, dass erwachsene
Häuptlingssöhne die Gelegenheit, die sich ihnen bietet, eine gefahrvolle
Reise zu unternehmen oder einen Menschen zu töten, wahrnehmen.
Selbst das Töten gekaufter alter Frauen wird nicht verschmäht; denn
das Vergiessen von Menschenblut an und für sich sehen die Bahau
schon als eine mutvolle Tat an, eine Auffassung, die mit ihrem
furchtsamen Charakter völlig übereinstimmt. Auch suchen die jungen
Häuptlinge stets- auf eine für sie selbst ungefährliche Weise ihr
Opter zu treffen. Besonders geeignet zur Erbeutung eines Kopfes sind
Handelszüge, hauptsächlich die zu den im Norden wohnenden nichtverwandten
Stämmen; hierauf beruht auch die alte Feindschaft der
Bahau mit den Batang-Luparstämmen am mittleren und unteren Ba-
tang-Redjang.
In früheren Zeiten unternahmen die Bahau auch Züge zu dem alleinigen
Zwecke, Köpfe zu erbeuten : sie jagten hauptsächlich bei ihren
Feinden am oberen Kahäjan und Miri oder Mgngiri, die sie früher
aus dem Gebiet des oberen Mahakam vertrieben hatten.
Bei den Mendalam Kajan können Kopfjagden seit langer Zeit nicht
mehr stattgefunden haben; am oberen Mahakam haben die Kajan am
Blu-u ihre letzte Kopfjagd vor 13 Jahren am Kahäjan unternommen.
Obgleich sich nur 15 Mann an dem Unternehmen beteiligten und
keine Köpfe, sondern nur ein Gefangener erbeutet wurden, betrachtete
man diesen Zug doch als einen richtiog en Kriegös zuög . Der Og efanoo-ene
Kahajan Dajak lebte noch bei meiner Ankunft am Blu-u, war mit einer
der hübschesten Sklavinnen verheiratet und besass vier Kinder. Ein
anderer Sklave, S o r o n g , trug auf seinen Waden eine Ot-Danom Tätowierung
und war augenscheinlich in beinahe erwachsenem Alter erbeutet
worden; er was Vater von elf Knaben, besass als Ratgeber
des Häuptlings K w i n g I r a n g eine bevorrechtete Stellung und war
durch seinen Handel zu Wohlstand gelangt.
Da Kopfjagden unter grossen' Anstrengungen und Entbehrungen
mit viel Vorsicht unternommen werden und viele Monate, bisweilen