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Einzug in meine Hütte. 29
Klambu (Moskitonetz) noch Platz übrig blieb. Mittelst einiger Matten
wurde der Raum schnell in ein Zimmer verwandelt, das mir nach der
langen Reise sehr willkommen war. Sobald konnte jedoch von Ruhe
keine Rede sein, denn die Malaien aus Putus Sibau mussten ihren
Lohn erhalten, um noch am selben Tage zurückzukehren, und bald
strömten auch besorgte Eltern mit kranken Kindern und besorgte
Kinder mit kranken Eltern herbei, die alle von meinen allmächtigen
Arzneien Hilfe erwarteten.
Nachdem ich etwas geruht und von dem genossen hatte, was
mein Diener auf dajakischem Herde für mich bereitet hatte, reichte das
Tageslicht noch gerade zu einem Spaziergang in der Galerie; absichtlich
beschäftigte ich mich mehr mit den leblosen als mit den allzu
schreckhaften lebenden Wesen meiner Umog ebunog.
Das lange Haus enthielt ungefähr 50 verschiedene Räume, jeder
von einer mehr oder minder zahlreichen Familie bewohnt und von
nahezu gleicher Grösse ; nur die Einrichtung der Zimmer war, je nach
der Wohlhabenheit ihrer Bewohner, verschieden.
Ueber jeder Haustür standen auf horizontalen Balken der Vorwand
grosse Körbe mit Rotang und Fischerei- und Ackerbaugerätschaften.
Auch in diesen kleineren Wohnräumen der gewöhnlichen Leute
herrschte wie bei der Häuptlingsfamilie das Prinzip der gesonderten
Schlafkammern für Verheiratete und junge Mädchen! Die jungen, unverheirateten
Männer schlafen vom achten Jahre ‘an in der Galerie.
Am folgenden Tage setzten mit Hilfe des Häuptlings einige Männer
das Gerüst für eine Hütte von 4 x 6 m Bodenfläche zusammen;
mit den mitgeführten Palmblattmatten wurden die Wände belegt und
mit Segeltuch das Dach gedeckt, so dass ich bereits abends mein
Klambu im neuen Palast aufstellen konnte; hier belästigte ich die
Bewohner des langen Hauses nicht und war auch selbst in ruhigerer
Umgoe bung&-.
In den ersten Tagen erneuerte ich die Bekanntschaft mit einstigen
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Preunden und Freundinnen; bei allen hatte ich anfangs eine gewisse
Zurückhaltung zu überwinden, die aber nur ihrer Sitte entsprang; denn
sie schwand bei einem freundlichen Blick oder Wort oder kleinen Geschenk.
Obgleich ich fast alle bekannten Gesichter wiederfand, war es
doch Zeit, dass ich mit meinen Arzneien den Kampf gegen die bösen
Geister, die Urheber aller Krankheiten, wieder aufnahm. Einen kleinen
Jungen, der, durch Syphilis erschöpft, seinen Eltern schon monatelang