da er beim ersten Fallen des Wassers Weiterreisen wollte. Der Felsblock,
an dem der Wasserstand abgelesen wurde, war aber während
der ganzen Verbotszeit der Long-Glat unter Wasser geblieben, so
dass der Kontrolleur sich längere Zeit bei ihnen hatte aufhalten
müssen. Zu meiner Zufriedenheit hörte ich, dass die Frau des Häuptlings
ihren ganzen Satz klinge tydäk (Tätowierbrettchen) dem Kontrolleur
verkauft hatte. Ich hatte nämlich Bar th gebeten, jede Gelegenheit,
schöne Gegenstände aufzukaufen, zu benützen, und ihn mit
allem Nötigen versehen.
Spät abends kehrte Njok Lea von seinem Reisfeld am Töpai zurück;
man schien ihn vor uns gewarnt zu haben, denn er liess seine Familie
und. die seines Vaters auf dem Felde übernachten. E r empfand eine
gewisse Genugtuung, dass es den Kajan noch immer nicht geglückt
war, die Reise mit mir zu unternehmen, auch berichtete er mit Stolz,
dass er dem Kontrolleur nach Long Döho das Geleite gegeben hatte
und dass er ihn noch weiter gebracht hätte, wenn - der Kontrolleur
nicht dort auf mich hätte warten wollen. E r erzählte ferner, dass Bang
Jok unterhalb der Wasserfälle einen Wachtposten aufgestellt hatte,
um ihn, sobald wir nach unten kämen, zu benachrichtigen, und dass
er damals mit Frau und Kindern sein Haus eiligst verlassen hatte.
Der alte Häuptling Bo Adjäng Ledjü und dessen Familie waren aber
zu Hause geblieben und hatten Bar th freundlich empfangen.
Obgleich sie vom Kontrolleur bereits gut bedacht worden waren,
kehrten die Häuptlingsfamilien in den folgenden Tagen von ihren
Reisfeldern heim, um auch von mir Geschenke in Empfang zu nehmen.
Glücklicher Weise hatte ich darauf gerechnet und von Anfang an
einige Sachen bei Seite gelegt. Es zeigte sich, dass der Satz Armbänder
aus Elfenbein, den ich einstens Hinan Lirung gegeben hatte,
seine Wirkung bis hierher geltend machte, denn Bo Lea bat sich
für seine Frau den gleichen Schmuck aus. Ich ging bei der Austeilung
der Geschenke mit Ueberlegung zu Werke, da ich sehr viele
Menschen und noch dazu nach ihrem Range zu beschenken hatte.
Darauf blieb mir nichts weiter zu tun übrig, als Patienten zu behandeln
und auf den Neumond zu warten, an dem Kwing Irang kommen
sollte. Als ich von diesem nichts hörte und einige Gerüchte über
seine Ankunft sich als falsch erwiesen, wuchs meine Ungeduld aufs
neue. Des hohen Wasserstandes wegen kamen auch aus Long Döho
keine Böte heraufgefahren, so dass ich sehr froh war, als sich vier
Fremde dazu überreden Hessen, mit einem kleinen Boot, das sie über
die Felsen tragen oder ziehen konnten, nach Long Döho zu fahren,
um dem Kontrolleur einen Brief zu übergeben.
Zu unserem Trost fanden wir hier bei den Long-Glat mehr zu essen
als in den letzten Monaten bei den Kajan. Unsere Schutzsoldaten
schossen in der Nähe einiger Salzquellen in kurzer Zeit ein wildes
Rind und zwei Hirsche, die nicht nur frisches Fleisch, sondern auch
Proviant für die Reise lieferten. Das Konservieren von Fleisch durch
Räuchern und Salzen war mir früher mehrmals missglückt; Bier, der
die Arbeit diesmal auf sich nahm, erzielte ein gutes Resultat, indem
er das Fleisch in Stücke, die 2— 3 dm lang,-: 1% dm breit und
3—4 cm dick waren, schneiden und einen Tag lang über einem
Holzfeuer trocknen und räuchern liess. Selbst das fette Schweinefleisch
liess sich auf diese Weise auf bewahren. So hatten wir von der Menge
Fleisch, die ein grosses Stück Wild liefert, mehrmals einige Wochen
essen können, was uns bei Stämmen, die nur eine geringe Anzahl
Hühner hielten und bei denen auch der Fischfang wenig ergab, sehr
willkommen war.
Meine Gesandten brachten erst am 28. April, nachdem das Wasser
stark gefallen war, aus Long Döho den Bericht, dass unsere ganze
Gesellschaft dort längere Zeit geblieben war und mit den Bewohnern
auf freundschaftlichem Fuss verkehrt hatte, dass sie aber aus Furcht,
wiederum durch Hochwasser aufgehalten zu werden, den günstigen
Wasserstand benützt hatte, um den Fluss weiter hinunter zu fahren.
Der Kontrolleur war, als unsere Gesandten ihre Rückreise antraten,
bereits abgereist, während Bier sich sogar einen Tag vorher aufgemacht
hatte, um den Fluss zu messen.
Das Wasser fiel ständig, daher suchte ich zum soundsovielten Male,
Bo Lea und Bö I b a u dazu zu bewegen, mir über die Wasserfälle zu
helfen. Die beiden Häuptlinge waren nämlich, aus Furcht vor Kwing
Irang, dem daran gelegen war, uns persönlich zu begleiten, bisher
meinem Drängen gegenüber taub geblieben.
Ein wichtiger Umstand kam mir zu Hilfe. Hadji Umar hatte durch
meine Leute Njok Lea melden lassen, dass dieser mit den 600 Packen
Rotang, die sie gemeinschaftlich besassen, so schnell als möglich hinabfahren
solle, um die Ware mit ihm unten am Mahakam zu verkaufen.
Das half. Nun fand sich plötzlich eine genügende Anzahl junger
Leute zur Reise bereit und obwohl ich wusste, dass es ihnen