entgegen gereist war, sie auf Kundschaft zu A m ü n L i r u n g gesandt
habe, um zu erfahren, ob wir bereits eingetroffen seien.
A k a m I g a o hatte seine Sendung, wie es sich zeigte, gewissenhaft
erfüllt; er hatte sich zuerst zu dem wichtigsten Pnihinghäuptling, B e l a r e ,
begeben, dann weiter flussabwärts K w i n g I r a n g am Blu-u aufgesucht
und war schliesslich noch weiter zu Bo L £ a, dem Häuptling der Long-
Glat, gegangen; alle drei Niederlassungen hatte er auf unsere Ankunft
und unsere Absichten vorbereitet. Seine Aufforderung, uns baldmöglichst
Hilfe zu senden, hatte grossen Eindruck gemacht, denn K w i n g
I r a n g war sogleich mit vielen Böten den Mahakam hinaufgefahren,
unglücklicher Weise ohne vorher eine für längere Zeit ausreichende
Menge Reis zu beschaffen. Sie hatten Tage lang mit Hochwasser
kämpfen und jetzt sogar einen T a g warten müssen und wären, wenn
ich nicht gekommen wäre, aus Reismangel wieder umgekehrt, was
für unsere Expedition, bei der herrschenden Nahrungsnot, sehr verhängnisvoll
hätte sein können. Die Malaien berichteten, dass nach
K w i n g I r a n g s Beispiel auch B e l a r e und andere Pnihing mir entgegengefahren
seien. Sehr beruhigend wirkte auf mich die Nachricht, dass
sich die Batang-Lupar Banden auf Befehl des Radja von Sörawak
aus dem Gebiet des oberen Mahakam zurückgezogen hatten. Halb
ausgeruht und ermuntert durch die guten Nachrichten raffte ich mich
nach Ankunft der Träger auf, nahm ein erfrischendes Bad und wechselte
meine Kleidung.
Obgleich diese Niederlassung der Pnihing nur 20 Familien umfasste,
die ihren Reisvorrat beinahe gänzlich verbraucht hatten, bewirtete
H i n a n L i r u n g meine Leute doch mit Reis und Bataten; ich selbst genoss
zum Reis noch das Ei und würzte es mit dem Salz, das ich mitgenommen
hatte und von dem ich meiner Wirtin sogleich als Gegengeschenk
einen Teil anbot. A m u n L i r u n g forderte mich auf, die Nacht
sicherheitshalber in seiner amin zu verbringen und, sobald sich die
Unruhe dort etwas gelegt hatte, verschwand ich in meinem Klambu.
Am 25. September erwachte ich mit dem angenehmen Bewusstsein,
keinen Marsch mehr unternehmen zu müssen. Die Pnihing zögen dem
Kontrolleur zu Hilfe und kehrten abends jeder mit einer schweren
Kiste beladen zurück. An den folgenden Tagen konnte ich sie aber
auch gegen gute Belohnung nicht dazu bewegen, den Zug zu wiederholen.
Um K w in g I r a n g von unserem Tun und Lassen zu unterrichten,
sandte ich ihm T i g a n g entgegen, der sich gleichzeitig auch nach einer
Gelegenheit, Reis für uns zu beschaffen, umsehen sollte. T i g a n g brach
auch sogleich in Gesellschaft der malaiischen Kundschafter auf. E r
musste, um K w in g I r a n g s Lagerplatz zu erreichen, zuerst das Flussbett
des Howong ein Stück weit durchwaten und dann über Land
zum Mahakam ziehen. Der Howong stürzt sich nämlich mit einer
Reihe sehr steiler Fälle von ungefähr 120 m Höhe in den Mahakam
und ist daher auf dieser Strecke nicht befahrbar. Da auch unser Gepäck
auf jenem Wege zum Mahakam getragen werden musste, liess
ich K w in g I r a n g bitten, mir seine Kajan zu Hilfe zu schicken.
In Anbetracht, dass durch die Höhe der Wasserfälle an der Mündung
des Howong eine Verbindung mit dem Mahakam auch für Fische
unmöglich gemacht oder doch sehr erschwert wurde, hielt ich eine
gesonderte Sammlung der Fischarten von Haupt- und Nebenfluss
zwecks späterer Vergleichung für wertvoll. Ich setzte daher für jede
neue Fischart, die man mir brachte, eine Belohnung aus, wodurch
unsere ichthyologische Sammlung mit 15 neuen Arten aus dem Howong
bereichert wurde.
Tags darauf sandte mir K w in g I r a n g einige seiner Kajan, die
mich als alte Bekannte sehr freudig begrüssten; sie erzählten, dass sie
meiner Ankunft wegen ihr Saatfest aufgeschoben hatten und dass sie
wegen Reismangel baldmöglichst in ihre Niederlassung zurückkehren
mussten. Da auch T i g a n g nur einen einzigen Packen Reis hatte auftreiben
können, schickte ich ihn am folgenden Tage mit einer reichlichen
Menge Tauschartikel wieder aus, um zu versuchen, in einer
Pnihingniederlassung am Pönaneh wenigstens .Bataten aufzukaufen.
Gegen Mittag des folgenden Tages traf K w in g I r a n g in Gesellschaft
des Pnihinghäuptlings K a h a r o n und einiger anderen mit 50
Trägern bei uns ein.
Es sei mir gestattet, K w in g I r a n g , der grössten und eigenartigsten
Persönlichkeit, der ich im Innern Borneos begegnete, hier einige Worte
zu widmen. Ist er es doch gewesen, der mir als Berater und Freund
auf allen Reisen treu zur Seite stand und dessen Hilfe ich die guten
Erfolge meiner Unternehmungen zum grossen Teil verdanke. Ich glaube
den Leser am schnellsten mit diesem seltenen Manne bekannt machen
zu können, indem ich ihm unsere erste charakteristische Begegnung
schildere.
Als ich im Jahre 1896 zum ersten Mal die Mündung des Blu-u