keit darauf richten, uns selbst wohlbehalten über alle Strudel hinwegzubringen.
An der Mündung des Krehau trafen wir einige zwanzig malaiische
Händler mit ihren Warenböten, die unseren neugierigen Küli die
neuesten Nachrichten über die Buschproduktensucher am Krehau und
die Einzelheiten des Schiffbruchs berichteten.
Teils mit Rudern, teils mit Stangen kämpfte die Bemannung immer
weiter gegen das wilde Wasser des Kapuas an. Durch das ständige
Schaukeln des Bootes und die warme Mittagssonne in einen leichten
Halbschlummer eingewiegt vernahm ich das Krächzen einiger Krähen
in den Uferbäumen und wurde so im Traume über Meere und Weltteile
nach einem kleinen Fleckchen Europas geführt, wo kühle Winde
auf frischen Wiesen Mühlen treiben.
Bald aber verlangte eine besonders schwierige Stelle wieder die
ganze Kraftanspannung meiner braunen Ruderer, deren Stimmbänder,
während sie einander mit lauten Zurufen anfeuerten, in gleicher Weise
wie ihre Muskeln angestrengt wurden. Meine Gedanken wurden dadurch
bald in die Wirklichkeit, zum Kapuas, zurückgeführt und ich erfreute
mich an der Geschicklichkeit und dem Eifer meiner Kajan, die mit
ruhiger Sicherheit alle Schwierigkeiten zu überwinden wussten.
Wir kamen diesmal auch viel weiter als auf der vorigen Reise und
fuhren auch an Long Mensikai vorbei, dessen üppige Vegetation jetzt
nicht mehr erraten lässt, dass der Ort einst bebaut und von Menschen
bewohnt gewesen ist.
Das kleine Stück Himmel, das zwischen den Uferbäunien sichtbar
war, kündigte uns Unwetter und Regen an; wir waren daher froh,
dass wir unseren Zun noch bis zur Mündunn o o des Gunon forsetzen und
auf einer Geröllbank (neha Baratt) unser Lager aufschlagen konnten.
Sehr unangenehm berührte mich am anderen Morgen A k am I g a u s
Vorschlag, dass wir an diesem Tage nicht weiter fahren sollten, weil
er schlecht geträumt und ein anderer nachts den bilang, einen Baumgecko,
gehört hatte. Im Hinblick auf die herandrohende Regenzeit
musste ich das Aeusserste wagen, um A k am I g a u von seinem Aberglauben
abzubringen und rief daher T i g a n g A g in g und noch einige
der wichtigsten Häuptlinge zu einer Beratung zusammen. E s war mir
bereits früher aufgefallen, dass A k am I g a u auf dieser Reise ganz besonders
an den Vorzeichen hing, weil seine beiden jungen Söhne,
A d j ä n g und D ja w e , zum ersten Mal an einem grossen Zuge teilnahmen.
Ich hatte also nicht viel Nachgiebigkeit seinerseits zu erwarten
und spielte daher die Missgunst des T i g a n g A g in g , der nicht
geträumt hatte und zur Weiterreise geneigter war, gegen ihn aus. Ich
gab zu erkennen, dass ich, nachdem beim Beginn der Reise alle Vorzeichen
als günstig befunden worden waren, eine weitere ernsthafte
Unterbrechung unseres Zuges wegen der Vorzeichen nicht mehr wünschte,
dass ich es auch so mit K w in g I r a n g , dem grossen Häuptling am
Mahakam, gehalten hatte, der sich, wenn er den bilang hörte, mit
einer Scheinexpedition begnügt hatte, und dass ich überzeugt war, dass
T i g a n g A g in g ebenso gehandelt hätte. Letztere Bemerkung reizte
A k am I g a u am meisten,■ weniog stens zeiogte er sich zur Weiterreise bereit,
nur wollte auch er vorher mit allen Kajan bis zu der Stelle hinziehen,
wo der bilang sein „tjok, tjok” hatte ertönen lassen. Der Sinn
einer solchen Expedition scheint darin zu bestehen, dass man dem
wahrsagenden Tier, das eine Weiterreise verbietet, durch einen Spaziergang
im Walde weismacht, man setze die Reise in der Tat nicht fort.
Um die Gemüter in gute Stimmung zu versetzen, versprach ich für
diesen Tag einen Extralohn von V2 Dollar, falls es uns gelänge, die
kommenden 8 Wasserfälle „Gurung Dölapan” zu passieren und den
Bungan zu erreichen. Diese „Acht Wasserfälle” bilden nämlich für
die Fahrt auf dem oberen Kapuas das Haupthindernis. Der Fluss
drängt sich hier zwischen zwei Bergrücken hindurch in einem Bette,
das die grossen Wassermassen oft nicht fassen kann; ausserdem werden
die zum Teil haushohen Felsblöcke am Ufer bei Hochwasser durch
die Strömung rund und glatt geschliffen. Diese Felswüstenei erstreckt
sich 6oo m längs des Flusses, der brausend und schäumend durch
das unregelmässige Bett, das er sich selbst im Laufe der Zeit gegraben
hat, hindurchschiesst.
Bei dem niedrigen Wasserstande, den wir jetzt glücklicher Weise
hatten, legten wir die Strecke bis zu den Wasserfällen in kurzer Zeit
zurück und landeten guten Mutes unterhalb eines haushohen Sandsteinblockes
am linken Ufer. Der Block benahm uns zwar die Aussicht
auf den „Gurung Delapan” , beschützte aber unsere Böte vor
den seitlich vorbeischiessenden Wassermassen. Während wir beschuhten
Europäer nach einiger Uebung beim Gehen auf Baumstämmen oder
über Flussgeröll noch eine erträgliche Figur bilden, ist es auf einem
Terrain wie dem vor unä liegenden um unsere Haltung bald geschehen.
Bereits das Verlassen des kiellosen Bootes, das schaukelnd