Bei meiner Rückkehr ins Lager fand ich B i e r schon vor und so
konnten denn sogleich unsere Sammlungen und Instrumente verpackt
werden.
D o r i s hatte mit den Seinen nicht viel Glück gehabt, unter den geschossenen
Vögeln fand sich keine neue A r t; dagegen konnten die
Pflanzensucher eine grosse Fracht neuer Pflanzen nach unten befördern.
Trotz aller bösen Prophezeiungen der Kajan war unser Zug somit
ohne Unfall verlaufen. K w i n g I r a n g war nicht einmal, wie nach der
Besteigung des Batu Kasian im Jahre 1896, erkältet. Damals fasste
er seine Erkrankung als eine Strafe der Geister auf; in Wirklichkeit
war sie die P'olge einer kalten, regnerischen, auf 600 m Höhe verbrachten
Nacht. Diesmal hatte ich ihm vorsichtshalber für die Nacht
ein flanellenes Sporthemd gegeben, das ihn so gut erwärmt hatte, dass
er nun aus Befriedigung über seine heldenhafte Besteigung des Geisterberges
bereit war, mich zu einem Weiher zu begleiten, der in der
Nähe des Batu Plöm im Walde liegen sollte und in welchem sich die
Donnergeister des Batu Mili jede Nacht zu baden pflegten. Leider
kam es nicht zu diesem Ausflug.
Obgleich K w i n g I r a n g und seine Leute nur unter meinem Schutz
das Unternehmen gewagt hatten und viel mehr Menschen mitgegangen
waren als ich nötig hatte, musste ich doch allen den üblichen Lohn
von 2.50 fl. in drei Tagen und dem Häuptling 2.50 fl. pro T a g geben.
Da es sich hier nur um eine Exkursion von kurzer Dauer handelte,
war der Preis erträglich.
Anders verhielt es sich bei unserem Zuge an den Mürase, den
wir, nachdem die Verbotszeit dort beendet war, unternahmen. Der
Zweck unseres Aufenthaltes am Mahakam machte es notwendiog,' dass
wir uns möglichst lange bei den Stämmen aufhielten, und nun meinte
K w in g I r a n g , dass wir es unserer Würde schuldig waren, bei den
Ma-Suling mit zahlreichen Böten und Menschen aufzutreten. Ich legte
jedoch auf seine einigermassen selbstsüchtige Begründung nicht viel
Gewicht, da unser Ansehen bei den Bahau auf etwas anderem als
einem grossen Gefolge beruhen musste, und beschloss daher, zur E rforschung
des neuen Gebiets alle unsere Sammler und die übrige
Gesellschaft und nur eine beschränkte Anzahl Bahau mitzunehmen,
die im Grunde doch nur ein von mir bezahltes Geleite K w in g I r a n g s
bildeten. K w in g wollte nämlich die Gelegenheit benützen, um mit
seinen Kampfhähnen am Mörase“ zu glänzen; dabei sollte das zahlreiche
Gefolge noch zur Erhöhung seines Ansehens dienen. Infolge
der guten Ernte befanden sich nicht nur die Kajan, sondern auch die
Hähne in blühendem Zustand und versprachen, die Ehre des Häuptlings
gegenüber den Bakumpai oder Barito Malaien, die sich bei I t jo t
am Mörasä aufhielten, gut zu vertreten.
Die Hahnenkämpfe (pqtuduk) sind seit zwei Generationen bei allen
Bahau am Mahakam durch die Malaien von Kutei eingeführt worden.
Die Malaien betreiben die Hahnenkämpfe, nur als Hazardspiel, bei
dem die Kraft und Gewandtheit der mit eisernen Sporen [tadji) bewaffneten
Hähne nur insofern Interesse einflössen, als sie den Gewinn
oder Verlust eines hohen Einsatzes oder einer Wette bestimmen. Den
gleichen Charakter tragen die Hahnenkämpfe auch bei den Bahau
unterhalb der Wasserfälle, hauptsächlich bei den Häuptlingen B a n g
J o k und Si B r i t oder Raden M a s , die, als sie vom Sultan jahrelang
in Tengaron zurückgehalten wurden, dort malaiische Gewohnheiten
annahmen. Auch unter den Häuptlingen oberhalb der Wasserfälle nimmt
die Ueberzeugung immer mehr zu, dass sie es ihrer Würde schuldig
sind, Kampfhähne zu halten; selbst mancher ihrer jungen Untertanen
besitzt einen Hahn. Nur ein Häuptling von der hohen Stellung K w i n g
I r a n g s hält sich eine grössere Anzahl Hähne; die übrigen finden es
zu lästig' die Tiere so lange zu füttern und durch Baden, Massieren
und Ueben zum Kampfe vorzubereiten. Unter den Pnihing fand ich
nur bei B e l a r e einen Hahn, der in einem Korbe in der Galerie
hin©?. Er verkaufte seine Hähne aber lieber, als dass er sie selbst
kämpfen liess.
K w in g I r a n g kaufte seine Hähne in der Regel von seinen Freien,
die die Tiere teilweise bereits selbst dressiert hatten. Die ausgebreitete
Hühnerzucht der p a n jin verfolgte ursprünglich den Zweck, Opfertiere
zu liefern; seit Einführung der Hahnenkämpfe wird sie aber in noch
grösserem Massstabe betrieben.
Eine bestimmte Rasse wird nicht gezogen-, in früheren Jahren hatten
jedoch die Malaien vom Kapuas und unteren Mahakam dem Häuptling
einige besonders grosse Exemplare von Kampfhähnen mitgebracht
und von diesen stammen seine jetzigen, grossen Hähne ab.
Beim Abschied im Jahre 1897 hatte K w i n g I r a n g auch mich gebeten,
beim nächsten Besuch Hähne mitzubringen. Der eifrige Betrieb
der Hühnerzucht kam uns sehr zustatten, da er uns ständig mit Hühnern
und Eiern versorgte. Die Kampfhähne unterscheiden sich von den