"224 Demmeni malariakrank.
nicht vor, auch wurden die jungen Leute dadurch nicht an der A r beit
gehindert; nur ab und zu sah ich einen von ihnen mit schmerzhaft
verzogenem Gesicht in einer kühlen Bergquelle sitzen, was ihm
augenscheinlich Linderung verschaffte.
Wohl aus Rücksicht auf diese Verhältnisse zeigten A kam Igau und
T i g a n g am folgenden Morgen wenig Lust, den Landzug zu beginnen:
da ich aber nicht wusste, wie lange wir noch von unserem Reisvorrat
zu leben hatten, hielt ich Eile für geraten und begann, als die Kajan
zögerten,' mit den Malaien den Reis- und Salzproviant, der vorausgetragen
werden sollte, unter die verschiedenen Häuptlinge, je nach
der Anzahl ihrer Leute, zu verteilen. Als uns darauf einige der
Bungan Dajak, die wir, wie früher mitgeteilt, als Träger und Wegweiser
zum Bungan in Dienst genommen hatten, zu Hilfe kamen,
rafften sich schliesslich auch die Kajan auf. Zwar blieben hie und da
einige in den Hütten zurück und andere begannen mit dem Transport
ihrer eigenen Sachen, aber die meisten machten sich doch aut
den Weg.
Tags zuvor hatte ich einige Bungan Dajak als Kundschafter und
Träger an den Bungan vorausgeschickt; sie kamen jetzt mit der Meldung
zurück, der Wasserstand im Bungan sei so hoch, dass man diesen
nur mittelst über den Fluss gespannter Rotangseile habe passieren
können, auch habe man das Gepäck noch vor der Mündung des Bötjai
unterbringen müssen; erst am folgenden Tage sollten sie bis an den
Bötjai geschafft werden.
Der Bericht klang zwar nicht ermutigend, ich hatte aber ohnehin
eingesehen, dass wir nicht sogleich weiter konnten, weil sich bei
Demmeni, der seit dem ersten Tage unserer Ankunft an Malaria litt,
noch immer keine Besserung zeigte; gegen Abend kehrte das Fieber
stets zurück und liess sich auch nicht durch 2 g murias chinini,
die er 8 Stunden vor dem Anfall, innerhalb einer halben Stunde, einnahm,
niederschlagen. Da man den Patienten unmöglich über Land
transportieren konnte und auch eine Rückreise für ihn nichts Gutes
versprach, in Anbetracht, dass es mindestens acht Tage dauern musste,
bevor er in Sintang ärztliche Hilfe finden konnte,^ musste ich versuchen,
ihn an Ort und Stelle zu kurieren. Ich brachte daher den Patienten
zu Bett und erhöhte die Chinindosis von 2 auf 3 Gramm mit
dem Erfolge, dass sich der Kranke zwar schwindelig fühlte, die Temperatur
aber nicht mehr stieg. Als am folgenden Tage 2 g Chinin wieWeitere
Reisepläne. 225
derum kein genügendes Resultat ergaben, beschloss ich, noch einige
Tage mit strenger Bettruhe und 3 g Chinin fortzufahren. Obgleich
diese Behandlung' Demmeni durchaus nicht angenehm o o war, überstand
er sie doch mutig, überzeugt, dass er nur auf diese Weise wieder
marschfähig werden konnte.
Wir benützten die Wartezeit, um unser Hab und Gut, das während
der Reise doch mehr oder weniger feucht geworden war, auf hoch
gelegenen Geröllbänken zu trocknen. Einige Packen Seidenstoffe waren
durch die Feuchtigkeit gänzlich entfärbt worden, obgleich sie sich in
eisernen, mit Harz verklebten Kisten befunden hatten; derartige kostbare
Artikel hätten in besonderen, verlöteten Blechkisten aufbewahrt
werden müssen.
Den im Lager zurückgebliebenen Malaien hatte ich aufgetragen,
auf verschiedene Weise Fische zu fangen; der Erfolg war aber, da
die Träger das feinmaschige Wurfnetz mitgenommen hatten, gering.
Mittags kehrte die Trägergesellschaft zurück und bestätigte die
Meldung der Bungan Dajak, dass der Weg längs dem Bungan Sehr
beschwerlich sei. Ferner hatten sie die jin diesem Gebiete liegenden
Niederlassungen einiger Bungan Dajak erreicht. Deren Häuptling L ak au
war mir von der voriog en Reise her bekannt und truog die unmittelbare
Schuld an dem Tode des Malaien A d am . Diese Bungan hatten
meinen Kajan beim Tragen nicht helfen wollen, trotzdem sie ihre
Reisfelder bereits besät hatten. Ihre Weigerung erklärte sich aus der
bei ihnen herrschenden Hungersnot, die sie dazu trieb, ihre Reisfelder
zu verlassen und irgendwo am Bulit Waldfrüchte zu sammeln; sie zogen
daher mit Frauen und Kindern aus, ihre Felder der Sorge der Natur
überlassend.
Nachdem ich mit einigen in diesen Gegenden gut bekannten Punan,
DjELiWAN und U d ja n , darüber beraten hatte, ob wir diesen wenig
verlockenden Landweg überhaupt einschlagen sollten, wurde beschlossen,
ihm dennoch zu folgen. Davon, dass wir Europäer aufbrechen konnten,
bevor Demm eni wieder zu gehen im Stande war, konnte aber nicht
die- Rede sein; denn in dieser Umgebung mussten wir so lange als
möglich beieinander zu bleiben trachten. Ich war daher gezwungen,
den Gütertransport gänzlich den Trägern zu überlassen, was ich aus
verschiedenen Gründen nur sehr ungern tat. Auch mussten wir überlegen,
auf welche Weise wir die Häuptlinge am oberen Mahakam,
deren Hilfe wir nötig hatten, am besten von unserer Ankunft benach