verursachte plötzliche Todesfälle habe ich nicht beobachtet; ebensowenig
Fälle sehr perniziöser A rt; die Malaria trägt in Mittel-Borneo
stets den Charakter eines subakuten oder chronischen Leidens.
Bei kleinen Kindern geht die letzte Malariaperiode in der Regel in
eine Continua mit oder ohne Diarrhoe, über; bei älteren Personen
treten gegen das Ende hauptsächlich Erbrechen und Diarrhoe auf,
wobei die Patienten bei geringer Temperaturerhöhung schnell abnehmen
und sterben. In der Regel sind die Kranken im Beginn dieses Stadiums
durch vorsichtiges Verabfolgen von Laudanum und dann von Chinin
noch zu retten.
Als günstigsten Zeitpunkt für den täglichen Gebrauch einer Dosis
Chinin erwies sich der, in welchem sich der Patient am wohlsten fühlte
und seine Temperatur am niedrigsten war. Eine Verabreichung mehrerer
Dosen Chinin per Tag in Fällen einer undeutlichen Intermission hatte
selten ög uten Erfolög.
Fälle von Malaria larvata beobachtete ich zwei Mal in Form von
periodisch auftretender Diarrhoe, die auch nach monatelanger Dauer
durch Chinin in kurzer Zeit kuriert werden konnte. Einmal wurde ein
junger Mann, der monatelang zu ängstlich gewesen war, um sich mir
zu nähern, durch jeden Abend wiederkehrende Augenblutungen zu
mir getrieben. Da man ihm Blindheit prophezeit hatte, entschloss er
sich, wenn auch voller Angst, zu mir zu kommen. Durch die Periodizität
der Blutungen, aufmerksam geworden, gab ich ihm 6 Stunden
vor dem gewöhnlichen Eintritt der Blutungen i gr Chinin ein mit
dem Resultat, dass die Blutungen auf hörten.
Als Beispiele für den Verlauf und die Behandlung typischer Malariafälle
unter den Bahau mögen die folgenden dienen :
A u f meiner ersten Reise brachte man mir einen 1 1 jährigen Ulu-
A ja r Dajak, der das Jahr vorher so krank gewesen war, dass er sich
nicht mehr erheben konnte. Obgleich er augenblicklich nicht mehr so
schwach war, litt er doch sehr durch asthmatische Anfälle und schmerzhaften
Husten. Sein Körper war mager und unentwickelt, und zur
Arbeit war er nicht fähig. Sein Thorax war der eines Emphyse-
matikers, auch litt er stark an Dyspnoe. Der obere Brustteil war stark
erweitert und bei jedem Atemzuge kontrahierten sich die beiden
Sternocleido-mastoidei und verursachten dabei ein Hervortreten ihrer
Wülste unter der Haut. Die Herzdämpfung hatte sich bis auf die
linke Seite des Sternum beschränkt. Bei der Auskultation war überall
ein Röcheln zu vernehmen, das eine Entzündung der Bronchien anzeigte.
Ift der Herzgegend war kein anormales Geräusch hörbar, nur das
diastolische Geräusch der Lungenarterie war lauter als gewöhnlich.
Die vergrösserte Milz reichte bis auf 41/., cm unterhalb der Rippen
herab, die Leber bis auf 51/., cm. Anfangs erschien es mir sehr schwierig,
die Störungen der Respirationsorgane zu beseitigen, auch fürchtete ich,
das Vertrauen der Eingeborenen, nach deren Ansicht die Medizin alles
und so schnell als möglich heilen muss, zu verlieren. In Anbetracht
der Hypertrophie der Bauchorgane beschloss ich jedoch, meinem Kranken
1 1/3 gr Chinin einzugeben, eine Quantität, die bitter genug war,
um eine suggestive Wirkung auszuüben. Zu seinem Besten trieb den
Knaben die Neugier jeden Morgen nach meiner Hütte und so konnte
ich ihm täglich seine Dosis verabfolgen.
Nach 10 Tagen erzählte der Knabe, dass die Atmungsbeschwerden
sich gebessert hätten, auch konnte ich mich selbst von dem günstigen
Einfluss der Behandlung überzeugen. Die Milz war nicht mehr fühlbar
; die Leber hatte sich bis auf Fingersbreite unterhalb des Rippenbogens
zurückgezogen; die Auskultation ergab nur hie und da
ein schwaches Rasseln.
In der folgenden Periode erhielt der Patient seine Arznei nur in
grossen Zwischenräumen; aber seine Lebenskräfte hatten bereits die
Oberhand gewonnen, so dass er körperlich vollständig wiederhergestellt
wurde. Nach einigen Wochen war auch die Erweiterung des Thorax
verschwunden, das Spiel der Sterno-mastoide war beim Atmen nicht
mehr sichtbar; die Herzdämpfung war wieder normal und auch die
Auskultation ergab nichts Krankhaftes. Nur die asthmatischen Anfälle
nachts hatten in dieser Periode noch nicht völlig aufgehört.
Eiinen anderen interessanten Malariafall bot mir ein 8 jähriger Knabe,
der mir durch das enorme Volumen seines Bauches aufgefallen war.
Die Haut des Abdomens war infolge der starken Ausdehnung glänzend
geworden und der Leibesumfang betrug 78 cm. Die Anamnese
ergab nur einige Fieberanfälle. Der Knabe klagte augenblicklich nur
über Atemnot, die ihm Arbeit und Spiel unmöglich machte.
Die Untersuchung ergab eine Milz von erstaunlicher Grösse und
Härte, die nach vorn bis zum Nabel, nach unten bis zu 20 cm unterhalb
des Rippenbogens reichte. Auch die Leber war hart und 1 1 cm tiefer
als gewöhnlich fühlbar; der obere Teil des Herzens hatte die normale
Stellung verloren und seine Spitze schlug im 3 ten Intercostalraume.