Die Pnihing hatten zwar den besten Anlegeplatz am Mahakam
ausgesucht, dennoch mussten wir von der Höhe des Bergrückens einen
sehr steilen Abhang hinunterklettern, um an das Flussbett zu gelangen.
Hier fanden wir die Mahakamer auf einem Platze gelagert,
der nirgends eben genug war, um ein Zelt aufschlagen zu können.
E s mussten erst Terrassen aus Holz, die teilweise über das Wasser
hinausragten, gebaut werden, um für unsere Zelte einen Untergrund
zu beschaffen.
Inzwischen erneuerte ich die Bekanntschaft mit dem vornehmen
Pnihinghäuptling B e l a r e und feierte Wiedersehen mit A k a m I g a u .
Nach seinem guten Aeusseren zu urteilen, das von dem unserer
erschöpften und abgemagerten Kuli stark abstach, war es A k a m I g a u
inzwischen am Mahakam gut ergangen, was er mir denn auch zugab.
B e l a r e erzählte, dass er mich nicht bei A m u n L i r u n g begrüsst habe,
weil er einen kleinen Enkel mit auf die Reise genommen hatte.
Es dauerte bis zum Mittag des folgenden Tages, bis unsere ganze
Gesellschaft mit allem Hab und Gut am Ufer des Mahakam vereinigt
war, und es erwies sich bald als unmöglich, mit allen und allem gleichzeitig
den Mahakam hinabzufahren. Zwar hatten alle Niederlassungen
der Kajan und Pnihing am Mahakam ihre grössten Böte zur Verfügung
gestellt, aber wegen des hohen Wasserstandes durften sie nicht o o b > o
schwer beladen werden. A uf einen günstigeren Wasserstand zu warten,
war bei der herrschenden Nahrungsnot unmöglich; und so musste ich
mich dazu entschliessen, einen Teil unserer Leute vorläufig zurückzulassen.
Ich teilte den Häuptlingen in einer Zusammenkunft meinen
Plan mit, sie selbst hatten nicht gewagt, mir diesen Vorschlag zu
machen. Alle zeigten sich einverstanden und versprachen, ihre Reise-
genossen in einigen Tagen abzuholen. Die Zurückbleibenden sollten
sich bei A m u n L i r u n g , den Bukat oder im Walde die notwendige
Nahrung zu verschaffen suchen.
Am anderen Morgen zeigte es sich, dass das Fassen und Ausführen
von Beschlüssen für Bahauhäuptlinge sehr verschiedene Dinge
sind; denn keiner von ihnen war im Stande, einen Teil seiner Untertanen
zum Zurückbleiben zu zwingen. Die Insubordination, die überall
herrschte, veranlasste seltsame und komische Szenen.
Zwar begann man damit, mein Gepäck regelrecht in den Böten
unterzubringen, kaum war dies aber geschehen, so ergriff jeder eiligst
seinen Tragkorb, lud ihn auf den Rücken und sprang, zur Abfahrt
bereit, in ein Boot. So kam es, dass die Böte der Kajan und Pnihing,
die vor unseren Hütten lagen,, bevor wir sie noch betreten hatten,
teils von ^ der eigenen Mannschaft teils von Eindringlingen überfüllt
waren. Ein Boot war sogar zum Sinken überladen, und doch wagte
es die eigene Bemannung nicht, die Zuströmenden abzuweisen. Unterdessen
standen die Häuptlinge rat- und machtlos am Ufer und in der
Furcht, Zurückbleiben zu müssen, mischte sich sogar einer von ihnen
seine Würde vergessend, unter die Schar der Bestürmer. Mit strenger
Miene, drohendem Stock und ernsten Ermahnungen suchte- ich nun
a lein die Ordnung aufrecht zu erhalten. Zuerst schickte ich die am
Ufer stehenden zurück und entlastete dann die Böte von denjenigen,
die Zurückbleiben mussten. Aus jeder Mendalam Niederlassung nahm
ich 8 Mann mit und dank dem sanften Charakter meiner Kajan gelang
es mir, nur mit Einbusse der Hälfte meiner Stimme abzufahren.
Unterhalb einer Landzunge des anderen Ufers hatte sich A k a m
I g a u mit seinen Leuten gelagert und bei unserer Ankunft bot sich
dort ein noch heiterer Anblick.
In dem sehr grossen, breiten Boote des Pnihinghäuptlings B e l a r e
standen die Kajan Mann an Mann neben den Pnihing, ohne für den
Häuptling selbst einen Platz frei zu lassen. Dieser betrachtete mit seinem
Enkel an der Hand vom Ufer aus gelassen die Bestürmung seines
Fahrzeuges. Ich kam diesmal wirklich in Versuchung, von meinem
Stocke Gebrauch zu machen; aber da mir eine derartige Einführung
ber Men Mahakamstämmen doch nicht geraten erschien, suchte ich
schliesslich auch hier auf Kosten meiner Kehle die weisen Beschlüsse
der Häuptlinge zur Ausführung zu bringen.
In Anbetracht des hohen Wasserstandes waren unsere Fahrzeuge
auch jetzt noch sehr schwer beladen, aber bei der Umsicht der Pnihing
und Mahakam Kajan und der Besorgnis ihrer Häuptlinge für
unsere Sicherheit hatten wir nichts zu fürchten und fuhren schnell
flussabwärts an den Mündungen des Kaso, Sörata und Tjöhan vorüber
bis vor das Haus des Häuptlings B e l a r e .
Der Pnihinghäuptling wies uns Europäern und den Malaien als
Wohnung ein alleinstehendes Haus an, das so hoch und auf so dünnen
Pfählen gebaut war, dass mir angst und bange wurde beim Gedanken,
dass 20 Menschen und alles Gepäck da hinauf geschafft
werden sollten. Der Boden des Hauses befand sich .6 m über der
Erde und die Pfähle waren nur 2 x 1.5 dm dick. Da meine Malaien