Hab und Gut hatten zurücklassen müssen. Nachdem die Gesellschaft
einige Tage in der Batang-Lupar Hütte gewohnt hatte, zog sie mit
allen transportablen Gegenständen nach Long Töpai zurück und beruhigte
die Dorfbewohner. Beinahe hätte sich auf dem Zuge ein Unglück
zugetragen, da einer von H a d j i U m a r s Begleitern, ein zum
Heidentum übergetretener Malaie aus Sörawak, gleichfalls namens U m a r ,
plötzlich sein Gewehr auf N jo k , den ältesten Sohn von Bo L e a , angelegt
hatte. Wenn einer unserer Schutzsoldaten das Gewehr nicht in
die Höhe geschlagen hätte, wäre N jo k sicher. niedergeschossen worden.
Der Mann war sogleich in den Wald geflohen und hafte sich
nicht mehr sehen lassen. Acht Tage darauf erfuhren wir, dass U m a r
erschöpft in Long Buleng angelangt war. Später beging er Aehnliches
am Sörata und verursachte schliesslich auch bei den Kaj'an grosse
Aufregung, indem er fünf junge Malaien verwundete und einen Dajak
tötete. Jetzt sahen selbst die Kajan ein, dass der Mann an Verfolgungswahnsinn
litt. K w i n g I r a n g hatte mir nicht glauben wollen, als
ich den Mann für geisteskrank erklärte und ihm nach dem Begebnis
in Töpai riet, das gefährliche Individuum nach Sörawak zurückzusenden.
Mit vieler Mühe gelang es den Kajan, den Mann, der sich im Walde
versteckt hielt, zu töten.
Nun folgte für mich eine sehr ruhige Zeit,o o » in der i-ch nur für den
täglichen Unterhalt meiner Leute zu sorgen, meine ethnographische
Sammlung zu ' vergrossern und die Lebensverhältnisse der Kajan zü
studieren hatte. Der Bau von K w in g I r a n g s Haus bildete für’ mich
den Mittelpunkt des Interesses.
A u f Andringen von K w i n g Ir a n g und seinen Mantri beteiligten
sich einige Monate hindurch beinahe täglich einige Männer ¡in. der
Arbeit, aber der Bau schritt doch lange nicht so schnell vorwärts,
als der Häuptling und ich es wünschten. K w i n g hatte mir bereits
Öfters mitgeteilt, dass, so lange er sein neues Haus noch nicht bezogen
hatte, von einer Reise zur Küste keine Rede sein konnte. Jetzt,
wo meine Gegenwart aus politischem Interesse bei den Long-Glat viel
notwendiger war als bei den Kajan, wurde meine Ungeduld’, das Haus
endlich fertig dastehen zu sehen, begreiflicher Weise immer grösser.
Und doch wollte ich die Reise ohne K w i n g I r a n g lieber nicht fortsetzen,
da seine Anwesenheit für den Eindruck auf die weiter unten
wohnenden Stämme von zu grösser Bedeutung war. Von diesem Gesichtspunkte
aus war es sehr günstig, dass der Kontrolleur schon jetzt
die Möglichkeit hatte, sich bei den Long-Glat einzuleben; die Berichte,
die er ständig nach oben sandte, lauteten auch sehr befriedigend.
Immer wieder wies ich die Kajan auf ihre Pflicht, sich mit aller
Kraft dem Hausbau zu widmen. E s wurden selbst zweimal des Abends
Versammlungen abgehalten, in denen ich mit allem Einfluss, den ich
besass, für den Bau des Hauses eintrat; der Häuptling konnte nämlich
keine Arbeiter mehr finden, da die Leute mit dem Bau ihrer
eigenen Wohnung beschäftigt waren. Zu meiner Genugtuung wurden
meine Vorstellungen wirklich beherzigt und der Hausbau schritt, im
Vergleich mit der sonstigen Arbeitsweise der Bahau, schnell vorwärts.
Die Kajan waren hiervon so überzeugt, dass sie mir sagten, das Haus
sollte später stets: uma tuan D oktor" (Haus des Herrn Doktor)
heissen. Nichtsdestoweniger schienen mir die Tage kein Ende nehmen
zu wollen.
B i e r hatte seine Aufnahmen in Zeichnung gebracht und es wurde
für ihn Zeit, seine Arbeit an einem anderen Ort fortzusetzen. Da auch
der Kontrolleur in Long Töpai nur. fünf Schutzsoldaten bei sich hatte,
schien es mir notwendig, uns unabhängig von den Bahau Hilfskräfte
zu verschaffen, die mir auch, nachdem ich den Kontrolleur bis nach
Samarinda begleitet hatte, bei meiner Rückkehr ins Innere von Nutzen
sein konnten! Ich nahm daher sogleich die besten Elemente von H a d j i
U m ä r s Gesellschaft und ausserdem auch noch einige andere Malaien
aus unserer Nachbarschaft in meinen Dienst. Die Leute waren froh,
dass sie nun, wo die Kajan nicht mithalten konnten, von der Gelegenheit,
einen guten Lohn zu verdienen, profitieren konnten. E s wurde
mir um so leichter, Personal zu finden, als keinem von uns bisher
ein Unglück zugestossen war und ich durch meine ärztliche Praxis das
Vertrauen aller genoss. Im Hinblick auf meinen späteren Besuch bei
den Könja war ich auf Leute des gleichen Landes angewiesen, da
ich erfahren hatte, dass nur ein kleiner Teil meines jetzigen Geleites
dafür geeignet war oder geneigt sein würde, noch ein zweites Jahr bei
mir zu bleiben. Unter den javanischen Leuten waren mehrere, die mir
von keinem Nutzen sein konnten und die ich daher nach Ja v a zurückschicken
wollte, während die Malaien von der „ Wester-Afdeeling”
von Borneo, sowohl die Schutzsoldaten als die Melawie Malaien, sich
zu söhr nach ihren Familien sehnten, um noch weiter mitgehen zu
wollen. Indem ich von den Javanern, die in letzter Zeit ein sehr faules
Leben geführt hatten, alle entbehrlichen Leute wählte, gelang es mir,